Ernährungsberatung 2

Den zweiten Termin bei der
Ernährungsberaterin nehme ich ohne große Erwartungen wahr. Auch heute stellt
sich heraus, dass die Ernährungsberaterin mich unbedingt dazu bringen will,
dass ich wieder Weizen esse, weil so eine IgG-Untersuchung nichts aussagt. Wenn
ich eine IgE-Untersuchung machen würde, dann würde sie vielleicht glauben, dass
ich ein Problem mit Weizen habe. Und so schildere ich ihr abermals, wie
schlecht es mir ging als ich noch Weizen gegessen habe. Ich frage mich, ob die
Frau etwas borniert ist, da sagt sie plötzlich, dass ich ja wirklich große
Probleme hatte und vielleicht doch eine Weizenallergie habe. Habe ich ja auch
nur mindestens viermal versucht ihr zu erklären. Dann soll ich auf jeden Fall
anderes Brot essen, nur nichts glutenfreies, weil das wohl schädlich ist. Was
genau an glutenfreien Produkten, die sie, wenn ich ihre Gesten und ihren
Gesichtsausdruck richtig deute, für Teufelszeug hält, so schlimm ist, kann sie
mir auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht erklären. Auf jeden Fall schüttelt
es sie quasi jedes Mal, wenn ich erwähne, dass ich glutenfreie Produkte esse.
Sie klingt jedenfalls so, als wären glutenfreie Lebensmittel sehr schädlich. Mir
ist ihre Einstellung gegenüber glutenfreien Produkten ein Rätsel, zumal sie ja
nicht erklären kann, was ihr da so Angst macht. Vielleicht wurde sie mal von
einem glutenfreien Produkt überfallen oder jemand hat sie mit einem solchen
Produkt bedroht. Klingt jedenfalls nach einem Trauma. Vielleicht wäre eine
Therapie hilfreich. Beim Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. kann man ihr
scheinbar nicht bei ihrem Problem helfen. Möglicherweise sind die von diesem
ominösen Bund auch ihre Problematik verantwortlich. Ich weiß es nicht und werde
auch in Zukunft weiter glutenfreie Produkte essen.
Während sie nun mein
Ernährungstagebuch weiter betrachtet, betrachte ich ihre Finger. Sie hat zu
kleinen Daumen. Das nennt sich wohl Brachydaktylie und sieht falsch aus. Passt aber irgendwie zu der
ganzen Frau, die ich auch durchaus komisch finde. Bei ihr stimmt nicht nur mit
den Daumen etwas nicht. Bevor unser heutiges Treffen endet, hat sie dann noch
eine Idee. Ich soll meine Haferflocken, die ich morgens zu mir nehme, durch
Dinkel- oder Hirseflocken ersetzen. Haferflocken, so sagt sie, verursachen
nämlich Blähungen. Da ich diese ja bekämpfen will, gehören Haferflocken ab
sofort nicht mehr zu meinem Frühstück. Vielleicht ist die Ernährungsberaterin
doch nicht unnütz. Ihr Vorschlag, den Sojajoghurt durch laktosefreien Joghurt
zu ersetzen, war ja auch nicht verkehrt. Bis zum nächsten Mal überlegt sie sich
vielleicht noch andere nützliche Sachen. Und ich überlege mir, was ich gegen
ihre Angst gegen glutenfreie Produkte tun kann. So haben wir beide eine
Aufgabe.

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