Jung und verpeilt

Völlig überraschend bekomme ich einen Anruf von der Suchtberatung. Eine junge Frau braucht Hilfe bei ihrer Bewerbung und man fragt, wann ich Zeit hätte. Ich tue so als müsste ich erst in meinen Kalender schauen und sage dann, dass ich in einer halben Stunde Zeit habe. Ich bin sehr gespannt, wer da gleich vor meiner Tür stehen wird.

Pünktlich erscheint eine 17 jährige, die mir sofort sympathisch ist. Irgendwie verpeilt, aber total angenehm in ihrer Art. Die Schule hat sie abgebrochen, weil Schule nicht so ihr Ding ist. Ich denke, damit macht sie es sich nicht leicht und bestimmt hat ihr das schon den einen oder anderen Ärger eingebracht, aber ich sehe das nicht so dramatisch. Mit 17 muss man noch keinen Lebensplan haben. Ich bin schon 45 und habe noch keine Ahnung, was ich mal werden will. Vielleicht ist die Stimmung hier deshalb so entspannt. Von einem Suchtproblem merke ich nichts, nur von einem sehr starken Duft, welcher den Raum durchflutet. Sehr angenehmer Geruch, weshalb ich sie frage, was für ein Parfum das ist. Weiß sie nicht, sie weiß nicht einmal, ob sie Parfum benutzt hat. Mich amüsiert das und sie ist eine willkommene Abwechslung hier im Büro. Wenn ich doch nur mehr von diesen entspannt, verpeilten Gästen hätte. So findet die Woche im Büro doch noch einen versöhnlichen Abschluss.

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