Lübeck – Tag 4

Es war die erste Nacht in Lübeck in der ich tief und fest durchgeschlafen habe und erst gegen 06.00 Uhr von Menschen, die irgendwie aktiv waren, geweckt werde. Bis fast 08.00 Uhr bleibe ich aber noch im Bettchen und bin anschließend bereit für ein letztes Abenteuer in Lübeck.

Kaum bin ich im Stadtzentrum angekommen, finde ich tatsächlich eine Bäckerei, die meinen Ansprüchen genügt. Die Bäckerei Junge. Es ist nicht zu voll, das Brötchen schmeckt und ich sitze an einem für mich optimalen Platz. Schade, dass ich morgen Abreise, denn dies ist meine Frühstücksbäckerei.

Die traditionelle Hafenrundfahrt beginnt um 11.30 Uhr. Das Schiff ist komplett ohne Dach unterwegs und viele Menschen fahren mit. Ich sitze ordnungsgemäß in der letzten Reihe, weil ich es nicht besonders mag, wenn jemand hinter mir sitzt. Außerdem habe ich so einen besseren Überblick. Überblick ist wichtig für mich. Wie immer interessiert es mich nicht so sehr, dass erzählt wird, was es zu sehen gibt. Ich will nur auf einem Schiff transportiert werden. Glücklicherweise beschränkt sich der Erzähler aufs Wesentliche. Das mag ich. Was ich bei so Hafenrundfahrten immer wieder erstaunlich finde ist die Tatsache, dass der an sich grimmige, nörgelnde und verkrampfte Deutsche sich für so Rundfahrten immer seinen Winkarm anschnallt und dann winkt was das Zeug hält. Kaum sieht man ein anderes Schiff, kommt der Wnkarm zum Einsatz. Stehen Leute am Wasser oder an der Brücke wir der Winkarm wieder eingesetzt. Als würden Winkarme die Leute zu erträglichere und umgänglicheren Menschen machen. Diese Winkerei irritiert mich immer wieder aufs Neue. Dass ich auch heute beim Winken nicht mitmache, ist wenig verwunderlich, da ich meinen Winkarm schon vor Jahren gegen irgendeinen anderen Knall ausgetauscht habe.
Gegen Ende der Rundfahrt setzt sich ein Vater mit seinem Sohn nach hinten. Sie haben einen kleinen Hund dabei, der immer zusammenzuckt, wenn der Junge sich bewegt. Schnell ist klar warum er das tut, denn der fünf bis sechsjährige Scheißer ist offenbar nicht richtig im Kopf. Er zieht den Hund, der sich verängstigt auf den Bodengelegt hat, hin und her. Dann versucht er ihn an der Leine hoch und ist unzufrieden, weil der Hund das nicht will. Eine Weile schaue ich mir das an und überlege eine angemessene Aktion, der offensichtlich ebenfalls bekloppte Vater tut nichts. Gerade als ich mich mit bösem Blick aufrichte, um den Sohn ins Wasser zu werfen und/oder beide zu beschimpfen, nimmt der Vater dem unerzogenen Sohn den Hund weg. Die nächsten Minuten schreit der Rotzlöffel daraufhin das Boot zusammen. Ich glaube, dem fehlt es einfach an Erziehung und Regeln. Man sollte dem Kind statt des Hundes ein Stofftier schenken. Da kann er dann zerren bis es kaputt ist. Deppen.

Den möglicherweise besten, aber mit Sicherheit teuersten Salat meines Aufenthaltes nehme ich später im San Remo zu mir. Eigentlich wollte ich eine Pizza bestellen, hatte aber Angst sie könnte zu groß sein, weshalb es einen Salat gab. So gestärkt folgt ein Besuch bei Niederegger. Dort kaufe ich wenig Marzipan für nicht wenig Geld und stelle erneut fest, dass ich im Urlaub nicht so darauf achte, günstig einzukaufen, sondern mir durchaus etwas gönne, was es sonst nicht gäbe. Finde ich wirklich gut. Daher ist es nur konsequent, dass ich mir direkt im Anschluss im Lübecker Tee Kontor noch 200g Tee schenke. Dumm ist nur, dass es zu heiß ist, um mit den Sachen noch in der Stadt zu bleiben. So mache ich mich auf den Weg zum Benz, der natürlich wieder weit weg geparkt auf mich wartet. Erst als die Köstlichkeiten im Hotel sind bin ich zufrieden. Da ich mich natürlich zusammen mit den Köstlichkeiten auch im Hotel befinde, nutze ich die Gelegenheit mich frisch zu machen und die Kleidung zu wechseln.

Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht habe, Ruhe ich mich aus, lasse den Tag Revue passieren, erinnere mich an die vielen jungen Frauen, die bauchfrei unterwegs waren und stelle für mich fest, dass Bauchfrei wohl nie aus der Mode kommt. Da mein Bauch derzeit ausnahmsweise nicht aufgebläht ist, sollte ich auch Bauchfrei tragen. Allerdings nicht öffentlich, nur mal so, wegen der alten Zeiten. Ich lupfe also zum Spaß mein Shirt, ziehe den Bauch ein und mache schnell ein Selfie, weil in meinen Alter und meinem Zustand der Bauch in der Regel kein leckerer Anblick ist und auch nicht besser wird. So wird mich das Bauchfoto an einen entspannten, chaotischen Urlaub erinnern, der fast ohne Blähbauch vorüber ging. Ja, ich bin wirklich ein komischer Mann.

Nachdem ich genug ausgeruht habe, bin ich zurück in der Stadt und gönne mir im Haerder-Center einen Saft Cocktail mit dem Namen Vendura. Kann ich jedem, der da mal vorbeikommt nur empfehlen. Wenig später ist es Zeit für die nächste Mahlzeit. Ich entscheide mich mit Hilfe des Internets für das vietnamesische Restaurant Thana Asia, renne aber mehrfach vorbei, weil ich eben ich bin. Nachdem ich endlich oft genug dran vorbei gerannt bin, gehe ich rein und bin der einzige Gast dort. Hat etwas von VIP Behandlung. Das Essen ist wirklich gut und die Portion so groß, dass ich viel übrig lasse. Würde ich länger in Lübeck bleiben, würde ich sicher nochmal wiederkommen.

Frisch gestärkt schlendere ich wieder ziellos umher und entdeckte zufällig eine Aussichtsplattform, die sich in einer Kirche befindet. Vorgestern saß ich schon mit einem Eis vor der Kirche und wunderte mich, dass da immer Leute reingingen. Selbst als draußen welche von einer Aussichtsplattform sprachen, ergab das keinen Sinn für mich, weil Kirchen in meiner Vorstellung keine Aussichtsplattformen sind. Ich bin echt verpeilt. Natürlich muss ich da jetzt rauf und zahle gerne vier Euro fürs das Erlebnis. Hafenrundfahrten und Aussichtsplattformen sind für mich im Urlaub von großer Bedeutung wie es scheint. Zum Abschluss des Tages gibt es anschließend noch ein Zitroneneis welches ich vor der Kirche zu mir nehme. Genauso wie vorgestern, nur heute mit dem Wissen von der Aussichtsplattform. Weil mir vom Eis essen kalt wird und ich auch nicht mehr weiß, was ich noch tun soll, begebe ich mich langsam auf den Weg zurück zum Benz. Ein letztes Mal geht es durchs Burgtor, dann ist der Urlaub fast vorbei.

Am Ende des letzten Tages bin ich laut Schrittzähler 14 km gewandert. Es scheint mir jeden Tag weniger auszumachen so viel zu wandern. Wichtig sind nur regelmäßige Pausen und eine ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr. Erwartungsgemäß bin ich wieder vor 21.00 Uhr auf meinem Zimmer und liege den Rest des Abends auf meinem Bett herum.

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