Silvester 2013

Entgegen meiner Tradition, Silvester in den eigenen vier Wänden zu verbringen, mache ich mich heute, gemeinsam mit Manni, auf den Weg zu Petra. Es ist komisch für mich, dass ich tatsächlich am letzten Tag des Jahres die Wohnung verlasse, um erst im nächsten Jahr zurückzukommen. Kaum sind wir bei Petra angekommen, erfahren wir, dass zwei weitere Gäste kommen werden. Becky und Sascha. Becky, auch bekannt als das Phantom, kenne ich schon seit vielen Jahren, ohne sie wirklich zu kennen. Sascha ist neu und mir und allen anderen noch völlig unbekannt. Hoffentlich ist er nicht irgendwie komisch.

Es ist kurz nach 21.00 Uhr, als die beiden eintreffen. Das Phantom erkenne ich direkt wieder und Sascha macht auf den ersten Blick einen vernünftigen Eindruck. Das ist gut, denn sonst hätte ich sicher schlechte Laune bekommen und der letzte Abend des Jahres wäre versaut gewesen. Bevor wir uns dem üppigen Abendmahl widmen, wollen das Phantom und Sascha rauchen. Wohl erzogen, wie die beiden sind, gehen sie dazu in den Wintergarten. Rücksichtsvolle Raucher kann ich akzeptieren. Als Petra bemerkt, dass die beiden rauchen, will sie natürlich auch. Doch obwohl ich sie auffordere, ebenfalls im Wintergarten zu rauchen, raucht sie in der Wohnung. Ich hasse den Geruch von Zigaretten und fürchte, dass die beiden aus dem Wintergarten, wenn sie erst gesehen haben, dass man in der Wohnung rauchen darf, sich nachher anschließen und bald alles ganz furchtbar stinken wird. Rauchen ist eine komische Krankheit.

Wir setzen uns an den reichlich gedeckten Tisch und nehmen das letzte Mahl des Jahres zu uns. Obwohl das Phantom schon vor Jahren hätte fragen können, fragt sie erst heute nach meinem Alter. Wir einigen uns darauf, dass sie es schätzen soll. 42, schätzt sie. Ich bin traurig und geschockt. Ich sehe also fast exakt so alt aus, wie ich es bin. All die Jahre, die ich nicht gearbeitet habe, um jünger auszusehen, scheinen sich nicht gelohnt zu haben. Ich frage das Phantom, woran sie mein Alter erkannt hat. An den Augenringen. Oh Gott, ist das deprimierend. Ein Augenlifting scheint früher oder später unausweichlich, denn immer sind es meine Augenringe, die mich deprimieren und Anlass zu Sorge und Kritik geben. Weil Sascha sagt, dass er nicht gedacht hätte, dass ich so alt bin, mag ich ihn sofort mehr als das Phantom, was ich den beiden auch unverzüglich mitteile. Sascha darf auch nächstes Jahr Silvester, sollte es denn stattfinden, wiederkommen. Obwohl ich noch stark unter Schock stehe und überlege, wie ich bis zum Augenlifting meinen Makel kaschieren kann, schaffe ich es irgendwann, gedanklich wieder am Geschehen am Tisch teilzunehmen. Wir plaudern lustig eine Menge Unsinn und die Zeit vergeht fast wie im Fluge. Die drei Raucher verpesten in der Zwischenzeit die ganze Wohnung und ich nehme mehr und mehr den widerlichen Rauchgeruch an. Ich hasse das. Dann ist es fast 23.00 Uhr und das Phantom und Sascha müssen uns verlassen, weil das Phantom ihren Hund, der eine Hündin ist, nicht alleine lassen will, wenn das Silvesterfeuerwerk losgeht. Wir drei bleiben zurück und fiebern dem Jahreswechsel, der kommt schneller, als wir es glauben können, entgegen. Schon stoßen wir aufs neue Jahr an und gehen auf die Straße, um das Feuerwerk, welches Manni am Nachmittag besorgt hat, abzufeuern. Unser Feuerwerk besteht aus zwei Teilen und ist innerhalb von wenigen Sekunden vorbei. Wir bleiben dennoch noch eine Weile draußen und beobachten das reichhaltige Feuerwerk, welches von uns unbekannten Menschen extra für uns abgefeuert wird. Dann gehen wir zurück in die Wohnung.

Gegen 01.00 Uhr hat mein Körper genug und will schlafen. Er muss aber noch eine Weile durchhalten. Es ist bereits nach 02.00 Uhr, als ich endlich zu Hause ankomme und ins Bett darf. Ich stinke furchtbar nach Qualm und würde mich gerne duschen, doch dazu bin ich zu müde. Mein Körper hat genug und ich verliere das Bewusstsein.

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