Silvester 2019

So ein letzter Tag des Jahres überrascht mich immer wieder aufs Neue und nachdem ich meine kleinen Hausputzarbeiten abgeschlossen habe, wird es Zeit melancholisch zu werden. Also sitze ich eine Weile einfach so da und starre vor mich hin, was ziemlich unproduktiv ist und zu nichts führt. Also lese ich im Internet ein wenig irgendwas, doch meist überlese ich alles und vergesse direkt wieder, was ich zu lesen bekam. Der Nachmittag ist in vollem Gange, ich kehre ins Wohnzimmer zurück, esse eine Kleinigkeit und beschließe, dass ich bis zur traditionellen Silversterzusammenkunft Musik hören werde. Es bleibt bei Juliane Werding. Nichts scheint heute besser zu passen. Die Zeit vergeht und schon muss ich mich frisch machen und aufbrechen.

Gegen 19.10 Uhr treffen Manni und ich bei Petra ein. Der Tisch wird gedeckt und das traditionelle Silvesterfestmahl kann beginnen.

Während wir die Köstlichkeiten zu uns nehmen, verrät uns Manni seine Ziele und Wünsche für 2020. Er möchte, dass wir öfter spontan etwas trinken gehen und sonst will er nichts weiter als seinen Weg „Straight Ahead“ zu gehen. Kurz und knapp und brillant formuliert. So soll es sein. In diesem Jahr ist ihm nochmal deutlich geworden, dass er den Weg vorgeben muss und es nicht mag, wenn andere das tun und er mitziehen muss. Das ist nichts für ihn. Damit muss Schluss sein.

Petra hingegen möchte mehr Besuch, damit sich ihre Katze an Menschen gewöhnt.  Um 20.53 Uhr beschließen wir, dass sie erstmal keinen Alkohol mehr trinken darf, weil sie, wie Manni es nennt, ganz strunkelig ist. Sie ist jedenfalls albern und fällt fast vom Stuhl als sie uns etwas vorführen will. Dann offenbart sie uns, dass sie ganz traurig ist, weil ich öfter über Manni und Loerz als über sie schreibe und die Berichte dann auch noch so oft gelesen werden. Aber bald macht sie ihren Waldführerschein bei Peter Wohlleben. Das wird toll, wenn Petra und Peter gemeinsam im Wald auf Entdeckungstour gehen. Aber irgendwie bereut sie es auch, dass sie sich für den Lehrgang angemeldet hat, weil sie nicht glaubt, dass sie an allen Unterrichtstagen gesund sein wird und plant quasi schon jetzt die Tage an denen sie 2020 krank sein wird. Skurril und vermutlich auch bedenklich. Mittlerweile sitzt Petra auch nicht mehr auf dem für sie im Moment zu wackeligen und somit gefährlichen Stuhl, sondern hat auf einem sicheren Sessel Platz genommen. Dort verweilt sie bis die größte Gefahr vorüber ist.

Während das Jahr sich immer weiter dem Ende entgegen neigt, stellt Petra fest, dass einer ihrer Zähne nun in einem bedrohlichen Zustand ist. Sie sitzt mittlerweile wieder auf dem gefährlichen Stuhl und sucht nun im Internet nach Ursachen. Nach eine Weile scheint klar, dass sie unter einer Niereninsuffizienz leidet, die für ihren Haarausfall und den Verfall des Zahnes zuständig ist. Wir bieten ihr an, sie in einem Krankenhaus abzugeben, was sie scheinbar nicht will. Allerdings, so sagt sie, wird sie bald sterben, weil sie kein Mitgefühl bekommt. Wir weichen von unserem Plan, sie in der Notaufnahme abzugeben, ab, weil Mitgefühl dort auch nicht zu bekommen ist.

Später als die Niereninsuffizienz kurz Pause macht, verrät uns Petra weitere Pläne fürs bald beginnende Jahr. Sie will auf jeden Fall rebellieren, zu Demos gehen, Gemüse anbauen und das kapitalistische Dreckssystem bekämpfen. Wir schlagen ihr vor, dass sie in eine kleinere Wohnung zieht, um die Ernsthaftigkeit ihrer Pläne zu bekräftigen. Das möchte sie nicht, weil die Katze sich so an die Wohnung gewöhnt hat. Wir haben da unsere Zweifel. Nun will sie in ihrem Garten die Welt retten, erst heute Morgen hat sie eine Biene gefüttert. Manni und ich sind begeistert und Manni gießt ihr erstmal Wein nach, damit der Redefluss nicht stoppt und wir weitere ihrer Pläne hören dürfen. So hören wir, dass Ihr größter Wunsch auch weiterhin ist, von Polizisten weggetragen zu werden. Es folgt ihr Jahresfazit: Der Bussard kommt, aber sie macht sich Sorgen um ihn. Sie möchte sich im nächsten Jahr mit ihm anfreunden. Bei so vielen Plänen und Wünschen sind Manni und ich tief beeindruckt und durchaus belustigt wegen des faszinierenden Vortrags von Petra.

Spontan entscheide ich, dass zu diesem Abend Musik von der Goombay Dance Band passen würde. So hören wir wenige Augenblicke später „Seven Tears“ und sind ganz beeindruckt von dem Video. Möglicherweise kann ich tanzen wie der Sänger und werde es nächstes Jahr auf jeden Fall ausprobieren.

Die Zeit vergeht fast wie im Fluge, Manni brutzelt den Rest des Fleisches und dann ist es auch schon soweit, das Feuerwerk beginnt, das Jahr 2020 ergreift von uns Besitz. Nach den üblichen Silvesterritualen, anstoßen und Whatsapp-Nachrichten verteilen, gehen Manni und ich nach unten, um ein paar Raketen in den Himmel zu verabschieden. Vor der Haustür stehen Menschen, Manni wünscht ein Frohes Neues Jahr, die Menschen reagieren nicht, weshalb ich froh bin, dass ich nichts zu ihnen gesagt habe und sie nur kurz argwöhnisch betrachtet habe. Acht oder zehn Raketen später sitzen wir wieder am Tisch und bleiben dort bis 01.30 Uhr sitzen.

Frohes Neues Jahr!

2 Kommentare

  1. Herr DrSchwein, ich wünsche Ihnen alles Gute und vor allem Gesundheit im Komplettpaket fürs neue Jahr! Auf Petra bin ich extrem neidisch, Peter Wohlleben ist ein cooler Typ und ich lese schon sehr laaaange ein Buch von ihm…. Bleiben Sie sich gewogen, ich lese sehr gerne hier! 😉

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