Andernach – Tag 4

Als ich gegen 03.00 Uhr aufwache, ahne ich noch nicht, was mir bevorsteht. Doch keine zwei Minuten später schwitze ich total und mir ist schlecht. Auf diese Art sagt mein Körper mir, dass er unzufrieden mit mir und meiner Nahrungsaufnahme ist. Sowohl die Essenszeiten als auch die Nahrungsmittel, die ich mir zugeführt habe, entsprachen nicht den nötigen Gepflogenheiten, um meinen Darm zufrieden zu stellen. Besonders der Salat am Abend wurde zu hektisch verspeist und die nötige Ruhe fehlte fortan bei allem, was ich mir noch zu führte. Müsliriegel, Weingummi, Tuc-Kekse. Dazu gab es zu wenig Wasser im Laufe des Tages. Kann man alles machen, aber nur, wenn man nicht ich ist. Für mich hat es zur Folge, dass ich nun durch die Wohnung gehe, Nuxal nehme und Wasser trinke, in der Hoffnung, meinen Magen- und Darmtrakt besänftigen zu können. Schön doof. Gegen 03.35 Uhr geht es mir irgendwie noch nicht gut, aber dafür friere ich total. Das kommt davon, wenn man ein Idiot ist. Irgendwann bin ich zu kaputt, um weiter durch die Wohnung zu wandern. Daher setze ich mich ins Bett und spiele Wordzee. Gegen. 04.45 Uhr, draußen wird es schon hell, lässt der Darm mich in Ruhe und ich darf einschlafen.

Gegen 08.00 Uhr klettere ich völlig gerädert aus dem Bett. Das Wetter ist Urlaubswürdig, die Sonne scheint und neue Abenteuer wollen gelebt werden. Nach dem Frühstück mache ich mich allerdings zunächst auf den Weg, um ein paar Vorräte für die restlichen Urlaubstage zu kaufen. Anschließend breche ich zu einer Wanderung auf, obwohl ich gestern Abend noch entschieden hatte, dass ich den mühseligen Weg zum Aussichtspunkt nicht mehr auf mich nehmen will. Doch bei so einem Wetter muss ich da hoch, obwohl mich der Anstieg fast verzweifeln lässt. Oben angekommen wird es immer entspannter und ich genieße die Wanderung. Das Wetter ist perfekt und mein Plan, um 12.00 Uhr Mittag zu essen verschiebt sich um gut zwei Stunden.

Am Nachmittag stelle ich fest, dass es wohl doch Schiffsrundfahrten gibt, aber leider weiß ich nicht, wie man an Karten kommt. Also frage ich das letzte Pärchen, welches das Schiff verlässt, wo man die Karten bekommt. Das wissen sie nicht, sagen sie mir, was ich nicht glauben mag, denn die beide kommen gerade von dem Schiff. Dann eben nicht, fahre ich halt wieder nicht auf einem Schiff. Später finde ich heraus, dass man vor der Schifffahrt erst 90 Minuten im Museum unterhalten wird. Zum Geysir geht die Fahrt aber nicht, weil der Anleger kaputt ist. Die 90 Minuten vor der Schifffahrt finde ich so unprickelnd, dass ich auf das Erlebnis bewusst verzichte. Ich möchte einfach nicht so viel Zeit mit anderen Menschen zusammen sein.

Den größten Teil des Nachmittags verbringe ich lesend am Rhein. Dann hole ich mir spontan eine Pizza und nehme sie auf einer Bank zu mir. Zurück am Rhein beobachte ich eine junge Frau, wie sie sich auf den Boden setzt, um Fotos zu machen. Eine ganze Serie schießt sie, wechselt den Platz, ist fast direkt vor mir und nachdem ich sie eine Weile beobachtet habe, beschließe ich, dass ich sie ansprechen muss. Nicht um sie anzumachen, sondern weil ich denke, es könnte ein interessantes Gespräch werden. Ich spüre schon, wie es immer wahrscheinlicher wird, dass ich sie anspreche, da klingelt mein Telefon, was mich etwas verwirrt. Noch verwirrter bin ich als ich sehe, wer da anruft. Kirsten. Zunächst erzählt sie von verrückten Erlebnissen im Büro, dann über ihren gebuchten Urlaub und dass sie gerne mehr unternehmen würde, aber niemanden hat, der mitmacht. Dann fragt sie, wann wir das nächste Mal mit den Arbeitskollegen essen gehen. Ich schlage einen Samstag in einem Biergarten vor und sage, sie soll mal schauen, wo wir hingehen und es dann den anderen aus der Gruppe mitteilen. Weil ich in vergnügter Stimmung bin, biete ich ihr an, dass ich ein Schiff für sie fotografiere. Außerdem sage ich ihr, dass ich langsam zur Toilette muss, aber keine Toilette in der Nähe ist. Ich weiß halt, was Frauen hören wollen, so viel steht schon mal fest. Obendrein teile ihr mit, dass ich es sie wissen lasse, wenn ich das Problem mit der Toilette gelöst habe. Anschließend frage ich erneut, ob sie denn nun das Foto will. Ich meine das Schiff, sie lehnt entsetzt ab, weil sie denkt, dass ich ihr ein Foto schicken will, wie ich das Problem mit der Toilette gelöst habe. Ich frage sie, wie sie auf so einen Gedanken kommen kann und ich frage mich, was sie von mir denkt, dass sie so etwas denkt. Natürlich nehmen wir das mit Humor, denn sonst wäre das echt zu schräg. Nach dem Gespräch finde ich eine Toilette in der Nähe. Für 50 Cent darf ich sie nutzen, was ich ganz wunderbar finde. Dummerweise ist es auf der Toilette dunkel, was etwas störend ist. Zum Glück habe ich ein Feuerzeug dabei und so halte ich in der einen Hand das Feuerzeug, um zu sehen wohin ich zielen muss und die andere Hand hilft beim Zielen. Das ist eine durchaus skurrile Situation. Möglicherweise aber auch ein klein wenig romantisch.

Als ich erleichtert wieder auf einer Bank am Rhein sitze, machen zwei junge, attraktive Frauen vor mir Fotos und die eine erwähnt, dass sie der anderen die Fotos sofort schicken würde, aber da diese kein WhatsApp hat, es nicht geht. Dabei achten sie darauf, dass ich auch alles mitbekomme und lächeln mich dann beide an. Das überfordert mich und mehr als ein verkrampftes Lächeln bringe ich nicht zu Stande. Gut, da hätte man jetzt sicher eine kurze Konversation folgen lassen können, aber unvorbereitet bin ich meist erstmal gelähmt und dann ist die Situation auch schon vorbei. Dennoch was das ein richtiger Urlaubstag bei perfektem Wetter. Allerdings habe ich meinen Plan, weniger doch de Gegend zu laufen, nicht ganz einhalten können und so bin ich am Ende des Tages 16,6 Kilometer gewandert und habe mir obendrein auch noch einen leichten Sonnenbrand gegönnt.

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