7 für 7 am 7ten

Einmal im Monat findet die wenig beachtete, aber doch geniale und eines Tages sicher auch legendäre Aktion „7 am 7ten“ statt.

Mitmachanleitung
Aufgabe ist es, aus 7 von einer Maschine ausgewählten Wörtern, die hier am ersten eines Monats veröffentlicht werden, eine Geschichte zu schreiben, die am 7. veröffentlich wird.
Verlinken kann man die Geschichte gerne am nächsten 07. in den Kommentaren. Muss man aber nicht. Wer keine eigene Plattform hat, kann seine Geschichte gerne in den Kommentaren hinterlassen.

7am7ten

Nachfolgend die Wörter für den nächsten Teil von 7 am 7ten.

14: Kanal – Baum – Bürger – Großartig – Richtlinien – Handschuh – Physik
Viel Spaß und viel Glück.

14 Kommentare

  1. (Probieren wir mal, wie lang Kommentare sein dürfen…)

    Max joggte nach langer Zeit wieder den Kanal entlang. Das,
    was ihn normalerweise vom Joggen abhielt, motivierte andere
    Menschen, wie Marie: Sie hatte sich während
    der Coronazeit einen Hund angeschafft. So dass sie
    angehalten war, mehrmals täglich, an der frischen Luft,
    spazieren zu gehen oder eben zu joggen, mit dem Hund. Einem
    großen, beeindruckend gefährlich aussehenden Hund.

    Max hasste Hunde. Er mochte nicht joggen, wenn er wusste,
    dass ihm Hunde begegnen würden. Er konnte nicht verstehen,
    dass es zwar verboten oder zumindest an Auflagen gebunden
    war, eine Waffe bei sich zu tragen, jedoch jeder Depp ein
    gefährliches Tier mit sich führen durfte, welches mindestens
    genauso gut wie eine herkömmliche Waffe fungierte. Nur dass
    ein Hund sich eben wie eine Waffe verhielt, deren Einsatz
    einer gewissen statistischen Unschärfe in der Anwendung
    unterlag. Eine Waffe, die einen Zufallsmoment beinhaltete.
    So dass der Hundehalter sich zwar Respekt verschaffen und
    andere Menschen einschüchtern und in jedem Fall in der
    Ausübung ihrer Freiheit einschränken, aber im Ernstfall jede
    Verantwortung abstreiten kann. Weil es eine Waffe ist, die
    ein gewisses Eigenleben führt. Gefährliche Haustiere, wie
    auch laute, gefährliche Fahrzeuge sind die juristisch
    zugebilligten »archaischen« Ersatzstoffe für althergebrachte
    Übergriffigkeiten der lieben, staatstreuen, ach so
    zivilisierten Bürger. So kann man legitim Macht über andere
    ausüben, so kann man das Verhalten der andern einschränken,
    so ist man selbst einmal Ereignis. Der kleine normale
    Terror der Impotenten.

    Marie ernährte sich vegan, dafür verschlang ihr Hund
    beträchtliche Mengen an Fleisch. Mengen, für die Max, hätte
    er sie im gleichen Umfang verzehrt, von Marie auf´s
    Heftigste gescholten worden wäre. Maries Hund, so dachte
    Max, war ein ausgesprochen blöder Hund. Das entsprach sogar
    objektiv den Tatsachen. Man hätte auch sagen können, der
    Hund hatte eine geistige Behinderung. Denn seit einem
    unentdeckten Zeckenbiss und der dadurch ausgelösten
    Meningitis waren die kognitiven Fähigkeiten des Tieres
    tatsächlich beträchtlich beeinträchtigt. Dies fiel jedoch
    keinem auf, da der Hund nicht sprechen konnte oder
    anderweitig geistig fordernden Tätigkeiten nachging, denen
    er dann nicht mehr hätte nachgehen können. Nur zeigte er ein
    etwas blöderes Verhalten als sonst. So stellte er sich auf
    die »falsche« Seite von einem Baum, wenn er das Bein hob.
    Also wenn er sich neben einen Baum rechts von ihm stellte,
    hob er das linke Bein. Max fand es hyperekelhaft, sich mit
    der Verdauung oder exakter der Exkretion von einem Haustier
    beschäftigen zu müssen. Er fand es ekelhaft ein Wesen
    vorsätzlich in sein Leben zu lassen, wohl wissend, dass er
    sich darum kümmern musste.

    Die Haltung von Haustieren hielt er für eine der größten
    Perversitäten der Menschheit. Ein Tier zu züchten, um es zu
    verzehren, kam ihm schlimm genug vor, mochte aber
    möglicherweise eine in der Vergangenheit nachvollziehbare
    Notwendigkeit gewesen sein. Ein Tier zu züchten, damit es
    ein »interessantes Verhalten« zeigt, anhänglich ist, sich
    egal, wie alt oder häßlich Besitzer oder Besitzerin ist,
    »freut«, wenn er oder sie nach Hause kommt, das ist so
    abgründig und anmaßend, dass es als gesichert gelten kann,
    dass es keinen Gott gibt, zumindest keinen, der es gut mit
    seiner Schöpfung meint. Aber vielleicht ist der Mensch ja
    auch so etwas, wie das Haustier Gottes.

    Marie dagegen fand es großartig. Der Hund ist ja so knuffig
    und tapsig und sie kommt sozial viel besser ins Gespräch mit
    andern, sagte sie. Für sie war der Hund auch so etwas wie
    eine Übungsvorstufe für ein Kind. Aus Maxens Sicht eine
    weitere Katastrophe und bei Lichte betrachtet auch nur ein
    Zeichen maximaler Egomanie und Egozentrik, ein Weg um der
    Welt ihren Stempel aufdrücken zu können und eine low hanging
    fruit, gesellschaftliche Benefits qua Mutterrolle
    einzustreichen. Die Welt war verpfuscht, soviel war klar,
    von ihren Grundfesten an.

    Max hatte Marie damals beim Joggen am Kanal kennengelernt.
    Als der noch geistig »normale« und ihm bis dahin völlig
    fremde Hund sich von seiner Besitzerin losriss und Max
    hinterherjagte, bis er, der Hund, ihn mit einigen herzlichen
    Bissen stoppte. Der Hund folgte auch sonst keinem Gesetz und
    keinen Richtlinien, wie der, dass er gesetzlich pro Tag
    eigentlich nur eine Stunde kläffen und die nervlich
    angeschlagene Nachbarschaft wachhalten darf. Wie die unnötig
    lauten Motorräder auf der Straße, lärmte er gern auch mal
    vier oder fünf Stunden am Tag oder in der Nacht.

    Max hob den Handschuh, den Fehdehandschuh, auf, dem ihm die
    so genannte Zivilisation hin geworfen hatte. Er beschloss
    Physik zu studieren. Teilchenphysik. Um eine Bombe zu
    entwickeln, die mit minimalen Mitteln diese Welt in die
    Kreidezeit zurückkatapultierte. Eine Zeit, in der es noch
    keinen Hund und keine Hundsnaturen gab. In einer Welt, die
    hoffnungsvoll war, weil sie nochmal von vorne anfing und
    vielleicht ein paar üble Fehler vermied, indem sie in ihrer
    Entwicklung nicht ganz so oft falsch abbog, wie es die
    tatsächliche und wirkliche Welt offensichtlich getan hatte.

    • Scheinbar geht es verdammt lang. Aber eigentlich wird doch immer unter „7 am 7ten “ kommentiert. Vielleicht muss ich das Konzept noch anders gestalten. Ich bin offen für Vorschläge.

      Ich glaube, Max hat nicht viele Freunde und keine Freude. Aber er hat das Potential für eine Fortsetzung der Geschichte. Das ist was Gutes.

      • Er hat sozusagen die maximale Freude, die ein Mensch haben kann, der das Wesen der Welt durchdrungen hat. Ich denke, er ist klug genug, nicht den Anspruch an Freude zu stellen.

      • Ah, jetzt verstehe ich erst. Der eigentliche Blog (Nr. 14 für 7am7ten) kommt erst noch. Kannst Du den Post verschieben oder soll ich nochmal dann da posten?

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