Vom 17.06.02 bis 19.06.02 darf ich an einer weiteren tollen Maßnahme teilnehmen. Es handelt sich um eine Eignungsfeststellung, welche das Arbeitsamt im Rahmen des Job-AQTIV-Gesetzes erfunden hat. Und wie immer bei Maßnahmen, die vom Arbeitsamt mit Steuergeldern bezahlt werden, scheint es sich um Geldverschwendung ohne jeglichen Nutzen zu handeln. In diesen drei Tagen ist es Aufgabe der Teilnehmer, den dortigen Dozenten mitzuteilen, was man vor der Arbeitslosigkeit getan hat, was für einen Job man haben will und einen Lebenslauf zu schreiben. Eigentlich sollten diese Informationen über jeden Arbeitslosen doch beim Arbeitsamt vorhanden und gespeichert sein, doch möglicherweise sind sie nicht vollständig oder verloren gegangen, weshalb dieser Profilingkurs erfunden wurde, um die Vermittler zu entlasten. Insgesamt kann man alle Aufgaben, die man in den drei Tagen zu bewältigen hat, in etwa einer halben Stunde erledigen. Doch da viele der Teilnehmer arge Sprach- bzw. Intelligenzprobleme haben, dauert der Kurs halt drei Tage lang. Insgesamt nehmen 20 Leute an diesem Kurs teil.
Am ersten Tag werden lustige Zettel ausgefüllt und man wird vollgequatscht. Jeder Teilnehmer darf sich vorstellen. Das ist aber nicht wirklich informativ, denn einige Teilnehmer sprechen nicht unbedingt unsere Sprache, weshalb ich nicht verstehe, was sie mitzuteilen haben. Schade. Als die Dozentin meinem Nachbar zur Linken mitteilt, dass er einen Zettel auszufüllen habe, sagt dieser so etwas wie „Was Zettel?“ Nachdem die Dozentin begriffen hat, dass er nichts mit Zetteln in deutscher Sprache anfangen kann, teilt sie ihm mit, dass er einfach nur dasitzen solle und gucken, was so passiert. Daraufhin setzt er seine Sonnenbrille auf, nimmt eine polnische Zeitschrift und beginnnt die Kreuzworträtsel zu lösen. In der Nebenklasse wird versucht herauszufinden, wie man das Wort „Schluss“ richtig schreibt. Wirklich sehr bemerkenswert. Kurz danach endete dieser sinnlose erste Schultag.
Die nächsten beiden Tage verbringen wir im Computerraum. Leider sind dort einige Rechner defekt, also ist nicht für jeden Teilnehmer einer vorhanden, die restlichen PCs sind obendrein virenverseucht. Aufgabe dieser beiden Tage ist es einen Lebenslauf zu produzieren. Man bietet uns auch an, den erstellten Lebenslauf auf Diskette zu speichern und für 20 Cent zu kaufen. Aber gleichzeitig rät man davon ab, denn die Computerviren sind ja ebenfalls auf den Disketten. Schöner Schwachsinn.
Dank dieses neuen Job-AQTIV-Gesetzes kommt jeder Arbeitslose, egal ob jung oder alt, in den Genuss an einer solchen Maßnahme teilzunehmen. Was diese Maßnahmen allerdings wirklich bringen, das wird man wahrscheinlich nie erfahren. So aber wird die ganze Aktion wohl in der Öffentlichkeit wieder als weitere innovative Maßnahme im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verkauft. Noch funktioniert dieses System, denn das deutsche Volk glaubt jeden Mist, den die Politiker erzählen. Aber vielleicht wacht eines Tages auch der gutgläubige Deutsche auf. Nur wird es dann wohl schon zu spät sein. Oder ist es das etwa schon?