April 1994

Leb wohl, Anna
Nachdem mich der Billardabend nicht weiter gebracht hat, bin ich mir irgendwie peinlich und halte bereits Ausschau nach einem angemessen Ersatz für Anna. Mein Objekt der Begierde ist eine andere Schwesternschülerin, Michaela, die genau mein Typ ist. Zumindest optisch. Mit ihr geredet habe ich bisher allerdings noch nie. Aufgefallen dürfte ich ihr dennoch längst sein, da ich ständig auf ihrer Station bin und sie wie ein kleiner Hundewelpe voller Begeisterung anstarre. Nur gut, dass ich nicht wie ein Hundewelpe mit meinem Schwanz wedle, während ich sie ganz fasziniert anstarre. Mir ist echt nicht mehr zu helfen.

Da ich aber ebenfalls noch total von Anna fasziniert bin, kann ich sie nicht, nicht mehr beachten. Und dann passiert etwas, womit ich gar nicht mehr gerechnet hatte. Anna lädt mich zu sich nach Hause ein. Ihre Freundin wird auch da sein und ich kann gerne auch noch jemanden mitbringen. Anna will etwas kochen und es soll ein gemütlicher Abend werden. Ich bin zunächst sehr erfreut, doch nachdem weder Nasenschlorz, noch ein anderer Zivi mich begleiten will, wird aus Freude Panik. Zwei Frauen, essen, fremde Wohnung. Das kann ich nicht. Vor Aufregung wird mir schlecht. Diese Übelkeit bleibt mir bis zum Tag des Treffens erhalten. Und weil mir schlecht ist und ich ein Blödmann bin, sage ich das Treffen kurzfristig ab. Anna ist mehr als enttäuscht und ich habe mir selbst bewiesen, dass ich noch nicht so weit bin, mich alleine mit Frauen zu treffen. Vielleicht werde ich es niemals sein.

Diese Absage war alles andere als gut für das Verhältnis zwischen Anna und mir. Wir grüßen uns zwar noch, aber die Kommunikation ist irgendwie beendet. Ich hatte meine Chance und habe es versaut. Leb wohl, Anna, es hätte schön mit uns werden können.


Hallo Michaela
Immer wieder begebe ich auf die Station auf der Michaela arbeitet. Sie gefällt mir optisch ausgesprochen gut, ist etwa 1,78m groß, hat lange, braune Haare und eine sexy Figur. Sie will ich haben. Sie muss ich einfach haben. Aber wie stelle ich das an? Lächeln und grüßen klappt zwar mittlerweile ganz gut, aber um einen Kuss zu bekommen, werde ich wohl mit ihr reden müssen. Verdammter Mist.

Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Ende meines Zivildienstes und wenn ich sie nicht irgendwann anspreche, wird das nichts mit uns. Ich wandere wieder und wieder über die Station auf der sie arbeitet und beobachte sie, weil das zu den wenigen Dingen gehört, die ich gut kann. Heute trägt sie ein unfassbar enges Oberteil, welches ihre Brüste sehr betont. Sie hat große Brüste, was mich irgendwie erregt. Erregte Männer und Jugendliche tun sich oft schwer mit dem Denken, weil das Blut weiter unten pulsiert. Anders ist es nicht zu erklären, dass ich sie, als sie zum Fahrstuhl geht, auf ihr enges Oberteil und ihre Brüste anspreche. Ich frage tatsächlich, ob sie damit die Aufmerksamkeit der Patienten auf sich ziehen will. Ein ziemlich bescheuerter, durchaus peinlicher Einstieg, aber sie unterhält sich trotzdem mit mir. Sie ist genau mein Typ. Ich will sie haben. Ihr lächeln ist bezaubernd und ich glaube, ich bin verliebt. Doch mehr als ein netter Plausch ist nicht drin. Ich weiß leider absolut nicht, wie man bei Frauen weiterkommt und worüber man mit ihnen redet.

Kaum träume ich von einer Zukunft und sexuellen Erlebnissen mit Michaela, sagt sie mir, nur wenige Tage nach unserem ersten Gespräch, dass sie in wenigen Tagen das Krankenhaus wechseln wird. Ich kann mein Unglück kaum fassen. Weil ich etwas blöd bin, unternehme ich nichts weiter, um ihr klarzumachen, wie toll ich sie finde und dass ich sie unbedingt kennenlernen muss. Stattdessen tue ich so als wäre ich cool und dann ist sie weg und ich bleibe einsam und verblödet zurück. Was für eine Enttäuschung.

Der Monat neigt sich dem Ende entgegen und ich kriege Michaela einfach nicht aus meinem Kopf. Da ich ihren Nachnamen kenne, schlage ich das Telefonbuch auf und suche nach ihr. Ihr Nachname ist selten und es gibt nur wenige Einträge. Ich fange von oben an. Der erste Anruf ist ein Teilerfolg. Ich habe ihre Oma am Telefon und komme so an Michaelas Nummer. Sofort rufe ich an und habe sie wenige Sekunden später am Telefon. Sie kann sich an mich erinnern und ich bin sicher, dass sie es toll findet, dass ich mir die Mühe gemacht habe, ihre Nummer rauszufinden und nun mit ihr rede. Wir verabreden uns tatsächlich und ich habe die erste echte Verabredung meines Lebens. Jetzt geht es endlich los.

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