Mai 2009

Bescheuert oder nicht Bescheuert?
Samstag. 17.27 Uhr. Ursula und ich sind erneut Gäste auf einer Geburtstagsparty. Die Gäste sind zahlreich erschienen und ich mache das, was ich am besten kann. Beobachten. Zunächst gilt meine Aufmerksamkeit den Kindern, die einige Eltern nicht zu Hause lassen wollten und deshalb mitgebracht haben. Diese Kinder spielen Fußball, was mitunter recht tollpatschig, fast bescheuert wirkt. Ein zweijähriger Junge schlägt auf ein vierjähriges Mädchen ein. Das Mädchen rennt weinend zur Mutter. Der Junge scheint verwirrt. Scheinbar kann er mit der Situation nichts anfangen. Ein älterer Junge schießt ziemlich wild mit dem Ball durch die Gegend. Ich erkenne keinen Sinn in dem sinnlosen Gekicke. Das Mädchen kommt zurück und will wieder mitspielen. Der kleine Junge findet, dass es Zeit wird dem Mädchen erneut ein paar Schläge zu verpassen. Noch bevor das Mädchen erneut anfängt zu heulen, kommt die Mutter des kleinen Jungen und erklärt ihm, dass sein Verhalten so nicht geht. Ich glaube nicht, dass er mit den Erklärungen einverstanden ist. Der große Junge kickt weiter mit dem Ball. Er wirkt verwirrt und wieder frage ich mich, ob Kinder möglicherweise bescheuert sind. Doch dann fällt mir ein, dass Kinder nur Kinder sind und noch nicht zu Ende entwickelt, daher also noch unschuldig und vermutlich nicht wirklich bescheuert. Mit dieser Erkenntnis wende ich mich den wahren Bescheuerten zu. Den Erwachsenen. Natürlich nur denen, die sich irgendwie bescheuert verhalten bzw. von denen ich meine, dass sie sich bescheuert verhalten. Vermutlich sind sie alle vollkommen normal und ich bin der einzige Bescheuerte, aber sicher kann man sich da nicht sein. Jedenfalls werde ich beim Beobachten dieser Erwachsenen und beim Belauschen ihrer Gespräche irgendwie ratlos und bin überfordert mit der Situation. Ursula beobachtet mich und fragt sich sicherlich, was in meinem Kopf vorgeht. Bevor ich durchdrehe oder mir gar der Schädel platzt, nehme ich mir eine Wurst vom Grill, packe sie in ein Brötchen, schmiere reichlich Ketchup drauf und kleckere alles voll. Das mache ich ganz toll. Neben mir sitzt ein Typ, der mich nervt und ich weiß nicht einmal warum. Ganz bestimmt ist er bescheuert. Er nimmt sich ein Stück Fleisch, packt es in ein Brötchen, macht massig Salat drauf und stellt sich auf die Wiese. Hinsetzen mag er sich nicht, da er lieber die Wiese vollkleckert als sich selbst. Trotz dieser unfassbar klugen Entscheidung, halte ich ihn für bescheuert. Als er erzählt, dass er gerne Burger isst, diese aber unpraktisch sind, weil das meiste beim essen auf dem Boden landet und er ständig alles vollkleckert bin ich mir sicher, dass er bescheuert ist. Überhaupt ist er zu laut, zu präsent und dazu alles andere als witzig. Er nervt. Wenige Minuten später sitze ich immer noch schweigend auf meinem Stuhl als er mich anspricht: “Isst Du denn gar nichts!” wirft er mir in seinem nervigen Ton entgegen und ich fühle mich irgendwie angegriffen. Doch wie durch ein Wunder schaffe ich es, ihn nicht anzuschreien, zu beleidigen oder zu fragen, ob er bescheuert ist. Ich sage lediglich “Ich aß bereits.” und es scheint so als würde er merken, dass ich nicht an einer weiteren Konversation mit ihm interessiert bin. Dass ich ihn am liebsten Ohrfeigen würde, merkt er vermutlich nicht. Ich bin dermaßen angespannt und wütend, dass ich Ursula bitten muss mit mir einen Spaziergang zu machen. Ich frage mich erneut, ob nicht ich irgendwie bescheuert bin. Es spricht nichts dagegen, dass ich es bin.

Nach dem Spaziergang beobachte ich weiter. Ein Mann macht permanent denselben doofen Witz, doch der Witz wird davon einfach nicht besser. Außerdem lacht der Mann immer, wenn er etwas witzig findet, wie ein geistig Verwirrter. Inzwischen habe ich meine Sprache vollkommen verloren, starre in die Luft und frage mich, was mit mir nicht stimmt. Bin ich wirklich so anders oder sind es die anderen, die so anders sind? Sind wir vielleicht alle anders und können deshalb nicht anders? Gibt es eine Antwort auf diese Fragen und wenn ja, will ich sie hören? Noch bevor mir die Fragen ausgehen, beschließe ich, dass es besser ist zu gehen und die anderen anders sein zu lassen. Alles andere wäre vermutlich wirklich bescheuert und würde zu nichts führen.


Brötchen
Weil Brot bei mir gerne so lange liegen bleibt bis es in den Müll gehört, habe ich mir angewöhnt hin und wieder Brötchen zu kaufen. Da passt es gut, dass es drei günstige Läden in unmittelbarer Nähe gibt. Bei Preisen zwischen 15 und 18 Cent kann ich mich nicht wirklich entscheiden, wo es mir am besten schmeckt. Was mir bei diesen Läden allerdings nicht gefällt ist die Tatsache, dass ich diese Greifzangen benutzen muss, die vor einem ja schon hunderte, wenn nicht tausende, Leute in den Händen hatten. Und so ist es ganz wichtig, dass ich immer direkt nach dem Einkauf meine Hände wasche. Heute entscheide ich mich für Laden 2. Ich packe mit dieser Greifzange drei Brötchen in die Brötchentüte und gehe zur Kasse, bin höchst vergnügt und freue mich schon darauf, meine Brötchen später zu verspeisen, als mich die dicke Verkäuferin anspricht. “Sie müssen die Brötchen immer erst aufs Tablett legen vor dem bezahlen.” – “Ach so,” antworte ich verwirrt, bezahle und verlasse den Laden zum letzten Mal, denn wenn ich nicht nur diese doofe Zange anfassen soll, sondern auch noch die Brötchen auf eines dieser Tabletts, welches jeder mit seinen Schmierpfoten anfasst, legen soll, dann geht mir das zu weit. Ich will nichts, was ich später genussvoll verzehren will, auf irgendwelche Tabletts legen. Wer legt denn solche bekloppten Regeln fest? Und wer stellt so schreckliche Verkäuferinnen ein, die so kleinlich sind?


Überraschender Anruf
Das Telefon klingelt und die Nummer erkenne ich sofort. Mein Praktikumsbetrieb. Der Chef persönlich. Ich bin verwirrt, denn der Chef fragt, wie weit ich mit meiner Umschulung bin. Ich sage ihm, dass ich nächste Woche die schriftliche Prüfung habe und dann im Juni die mündliche. Er sagt, dass wir dann nochmal reden müssen. Es folgt ein wenig Small Talk, dann der erneute Hinweis, dass wir uns im Juni unterhalten werden. Worüber sagt er nicht. Will er mir ein Auto verkaufen? Das schafft er nicht. Ich liebe meinen Benz und noch viel wichtiger ist die Tatsache, dass ich gar kein Geld habe. Aber was kann er sonst von mir wollen? Soll ich als freier Mitarbeiter dafür sorgen, dass er auf Platz 1 der deutschen Autoverkäufercharts landet oder soll ich den Laden putzen? Soll ich irgendwen ersetzen? Und wenn ja, wen und warum? So viele Fragen und eine Antwort gibt es erst im nächsten Monat. Ob ich es so lange aushalte? Wie kann ich mich bis dahin ablenken? Und wann schmelzen die Polkappen endgültig?


Salsa im Domicil
Nachdem das FZW und die Live Station geschlossen haben, weiß ich nicht mehr wohin ich am Wochenende gehen soll. Vielleicht bleibe ich deshalb in letzter Zeit so oft zu Hause. So kommt mir Petras Vorschlag, am Abend ins Domicil zu gehen, gerade recht.
Gegen 22.47 Uhr parken wir direkt vor dem Eingang. Ein perfekter Beginn. Die Leute im Domicil sehen nach einer Ü30, einer Ü40 und sogar nach einer Ü50 Party aus. Leute unter 30 sind eher wenige da. Da es sehr voll ist, sind alle Plätze im Untergeschoss belegt und die Leute sitzen auf den Treppen auf denen extra Sitzkissen liegen, damit einem der Hintern nicht so weh tut und man keine Hämorrhoiden kriegt. Finde ich sehr außergewöhnlich. Wir setzen uns auf die Treppe und ich bin leicht erstaunt, dass man auf der Treppe sogar bedient wird. Scheinbar gehört es hier einfach dazu auf der Treppe zu sitzen. Die Zeit auf der Treppe nutze ich, um Leute zu beobachten. Vor mir steht etwas, das aussieht wie eine Frau. Sehr schlank, sehr große Brüste und kleidungstechnisch würde ich auch auf eine Frau tippen. Doch als diese Frau sich umdreht, entdecke ich ein Männergesicht und frage mich, ob die Brüste echt sind oder ob der Typ sich Gummibrüste unter sein enges Oberteil geklebt hat. Petra findet den Anblick abstoßend und widerlich. Ich bin auch alles andere als begeistert. Um 23.00 Uhr wird der obere Bereich geöffnet und wir gehen in den großen Raum. Die Musik ist sehr angenehm, wir schauen uns um. Natürlich tanzen hier nur Paare zu den südamerikanischen Klängen. Mir gefällt die Musik und ich mag es den Leuten beim tanzen zuzugucken. Die Frauen bewegen sich gut und ich bin dermaßen angetan, dass ich ein bisschen geil werde. Salsa und Mambo tanzende Frauen machen mich irgendwie an. Minutenlang starre ich auf die Tanzfläche. Hier werde ich öfter zum starren hinkommen. Nach einer Weile wechseln wir rüber in den kleinen Raum. Es wird andere Musik gespielt und man kann ohne Partner tanzen. Petra geht auf die Tanzfläche und wirbelt herum. Ich passe auf ihre Tasche auf und schaue mich um. Am Ende der Tanzfläche entdecke ich eine attraktive Frau. Aus unerklärlichen Gründen gucke ich ständig zu ihr rüber, was sie natürlich bemerkt. Doch anstatt sich angewidert abzuwenden guckt sie öfter zu mir rüber. Das Spielchen dauert über eine halbe Stunde bevor ich beschließe, dass uns das nicht weiter bringt und mit Petra zurück in den großen Raum gehe. Kaum dort angekommen entdecke ich, dass die attraktive Frau ebenfalls den Raum gewechselt und sich ein paar Meter entfernt von uns aufgestellt hat. Ich gucke, sie guckt und wenn sie guckt, dann gucke ich. Ich beschließe sie zu ignorieren und den tanzenden Frauen zuzugucken. Ich bin entzückt.
Es ist bereits nach 02.00 Uhr als wir wieder in den kleinen Raum wechseln. Kaum sind wir dort angekommen ist die attraktive Frau auch wieder da. Nun ist aber langsam gut, dass bringt doch nichts. Ich schlage Petra vor zu gehen, doch da Petra noch zur Toilette muss, warte ich im Flur auf sie. Und wer kommt da an mir vorbei? Die attraktive Frau. Und was macht sie als sie sieht, dass ich gehen will? Sie geht zur Garderobe und holt ihre Jacke, um ebenfalls den Laden zu verlassen. Ich kann natürlich verstehen, dass sie jetzt, wo ich den Laden verlasse, keinen Grund mehr hat noch hier zu bleiben, denn ich sehe heute genau so aus, wie jemand, den sie gerne kennenlernen würde. Doch so wird das nichts, denn wenn sie mich kennenlernen will, muss sie mich schon ansprechen. Ansonsten geht sie alleine und ungeküsst nach Hause. Kurz danach verlassen wir das Domicil und sie bleibt allein und ungeküsst zurück. War wohl doch nicht ihr Tag heute.


Kurz vor der Prüfung
Schwester Oberin grüßt mich nicht einmal mehr, sondern geht einfach so an mir vorbei. Die EDV Dozentin tut es ihr nach. Als ob es mir etwas ausmacht, wenn Kleingeister nicht grüßen. Zu borniert für diese Welt, würde ich mal sagen.

Die Prüfung steht kurz bevor und ich mache mir tatsächlich keine großen Sorgen, da ich bisher nicht der Typ war, der bei Prüfungen durchgefallen ist. Warum sollte sich das gerade jetzt ändern? Und die Vorbereitung durch die Dozenten, besonders Werner Lorant, sollte dafür gesorgt haben, dass niemand durch die Prüfung fällt.
Bevor die Umschulung endet, beschließe ich, dass es eine Option ist, mich mal privat mit Samantha zu treffen. Ausnahmsweise plane ich ein rein platonisches Treffen. Meine erste Anfrage nach einem Treffen lehnt sie allerdings ab. Früher hätte ich es dabei belassen, doch früher war nicht alles besser. Und so nehme ich mir vor, sie bei passender Gelegenheit nochmal zu fragen. Dieses Mal gebe ich nicht auf.


Schwester Oberins letzter peinlicher Auftritt
Der letzte Schultag vor der Prüfung. DG verzichtet auf das Vergnügen und bleibt zu Hause, um zu lernen. Der Toilettenmann und ich sind somit alleine. Kurz vor Schluss kommt Schwester Oberin herein und fragt uns etwas. Ich antworte, doch sie beachtet mich nicht. Sie guckt nicht einmal zu mir herüber, sondern klärt alles mit dem Toilettenmann. Ich bin Luft für sie und frage mich, wie eine erwachsene Person nur so beschränkt sein kann? Mir ist das egal, da ich sowieso noch nie Interesse an einer gepflegten Konversation mit Schwester Oberin hatte. Ich finde sie trotz ihres fortgeschrittenen Alters allerdings ziemlich kindisch und unterentwickelt.


Die schriftliche Prüfung
Wie zu erwarten, habe ich nicht wirklich gelernt und als ich den ersten Prüfungsbogen öffne und die ersten Fragen lese, frage ich mich, ob ich nicht doch besser gelernt hätte. Eine Stunde gebe ich alles und am Ende liege ich nach meinen Berechnungen bei etwa 60%. Das könnte knapp werden. Doch wie immer habe ich Glück, denn wir sitzen alle so dicht zusammen, dass wir abschreiben können. Teilweise können wir sogar Fragen besprechen. Es ist eine Art Gruppenarbeit, die uns letztlich locker durch den ersten Teil der Prüfung bringt. Den zweiten und dritten Teil erledigen wir von Anfang an gemeinsam und so dürfte dem Bestehen der schriftlichen Prüfung nichts mehr im Wege stehen. Alles andere wäre auch nicht vertretbar.


Unangenehme Erlebnisse
Am Donnerstag steht ein Zahnarzttermin an. Ein Implantat soll mir eingebaut werden, weshalb ich alles andere als locker bin und den Tag mit einer guten Diazepam Tablette beginne. So müsste es gehen. Und irgendwie geht es auch. Die OP verläuft nicht ganz so gut wie erwartet, aber weniger schlimm als befürchtet, doch der für mich unangenehmste Teil des Tages soll erst noch folgen. Eine unerfreuliche Mail von Ursula erwartet mich und so wird Gewissheit, was mir schon seit Tagen unvermeidlich schien. Ursula trennt sich von mir. Es gibt sicher einige gute Gründe für die Trennung, dennoch trifft es mich sehr, hatte ich doch selten zuvor eine Beziehung mit einer Frau, die so gut zu mir zu passen schien. Dennoch kann ich ihre Entscheidung gut nachvollziehen, denn ich tauge nicht für feste Beziehungen, bin schwierig, habe unfassbar viele Probleme, die für einen Partner nur schwer zu ertragen sind und bin ziemlich sonderbar. Und sonderbare Menschen, wie ich, strengen an und sind nicht Beziehungstauglich. Keine wirklich neue Erkenntnis für mich, dennoch ein Schlag. Aber es passt zu mir. Die Zeit mit Ursula möchte ich dennoch nicht missen und ich hoffe, dass sie woanders findet, was sie sucht.

Wie geht es nun weiter? Was lerne ich aus dieser Beziehung? Was nehme ich mit? Zunächst einmal die Gewissheit, nie wieder etwas mit einer Frau mit Kindern anzufangen. Zwei gescheiterte Versuche dieser Art sollten auch den Dümmsten wissen lassen, dass es nichts für mich ist, eine Beziehung mit einer Frau zu führen, die Kinder hat. Dazu bin ich viel zu sehr selbst Kind. Und ein weiteres Kind kann sollte man einer Frau nicht zumuten. Neue Regel für mich: Beziehungen mit Frauen, die Kinder haben, sind tabu. Fernbeziehungen sind irgendwie auch Scheiße. Sie haben zwar gewisse Vorteile, aber wenn einer den anderen Mal braucht ist ein Treffen oftmals nur schwer zu organisieren. Noch eine neue Regel für mich: Nie wieder eine Fernbeziehung. Frauentechnisch werde ich mich in Zukunft auf das beschränken, was am wenigsten Probleme bereitet. Unverpflichtender Sex. Wobei ich davon ausgehe, dass mein Sexleben zunächst für längere Zeit zum erliegen kommt.


Die Zukunft vor Augen und Samantha im Kopf
Im Juni, nach der mündlichen Abschlussprüfung, bin ich wieder arbeitslos und dann ist alles wieder so, wie es fast immer war und wohl auch sein muss. Min Leben als arbeitsloser Single auf der Suche nach dem Glück wird fortgesetzt. Durchaus ein frustrierender Gedanke, der aber nicht neu für mich ist und vielleicht einfach zu meinem Leben dazu gehört. Und ist nicht jeder seines Glückes Schmied? Vermutlich bin ich kein besonders guter Schmied. Andererseits heißt es ja auch “Jeder bekommt, was er verdient.” Vielleicht ist der Spruch noch passender für mich. Ich werde noch eine Weile trauern, besser gesagt, mich selbst bemitleiden, und mir dann überlegen, wie es mit mir weitergeht. Wobei die Antwort längst klar ist.

Da ich mir vorgenommen hatte, Samantha noch einmal zu fragen, ob sie sich mit mir trifft, beschließe ich, dass es genau jetzt an der Zeit ist sie zu fragen. Möglicherweise ist es eine Art Trotzreaktion eines frisch gebackenen Singles, der sich ablenken muss. Dieses Mal sagt Samantha sofort zu. Ich bin überrascht, aber irgendwie auch nicht, weil ich kein zweites Mal gefragt hätte, wenn ich von einer weiteren Abfuhr ausgegangen wäre. Oder hätte ich doch? Mal schauen, was ich von Samantha will und wie ich es am Ende versaue.


Verabredungen
Nachdem ich wieder Single bin, geht es nun darum mich gut abzulenken. Und was lenkt mich ab? Sex! Aber da ich keine Sexmaschinen, sprich willige Frauen, in der Hinterhand habe, mache ich etwas ähnlich Wirkungsvolles. Ich lege den Soundtrack von “Berlin Calling” ein, ignoriere die Mittagsruhe und drehe die Anlage so laut, dass die Nachbarn mitfeiern können. Dann wird geputzt, gesaugt und gewischt. Alles muss sauber sein und bei der Musik wirbel ich tanzend durch meine kleine Wohnung und sorge dafür, dass alles blitzblank ist. Später wird der Terminkalender aufgeschlagen, das Mobiltelefon geholt und es werden Verabredungen für die nächsten Tage gemacht. Und es klappt erstaunlich gut.
Samstag: verabredet
Sonntag: verabredet
Montag: verabredet
Dienstag: verabredet
Mittwoch: UEFA CUP Endspiel, deshalb keine Verabredung
Donnerstag: fester Telefontermin, deshalb keine Verabredung
Freitag: verabredet
So einfach geht das. Eine Woche in nur wenigen Minuten verplant. Es läuft “Altes Kamuffel” und der Sound zwingt mich, abermals durch die Wohnung zu tanzen. Jetzt noch eine Pille und der Tag wird bunt. Da ich aber keine solchen Pillen nehme und Diazepam mich beim tanzen behindern könnte, genieße ich den Sound ohne Pillen. Was wohl die Nachbarn von der Musik halten? Ob ich rüber gehe und sie frage? Besser nicht. Hinterher muss ich noch mit denen tanzen. Und das will ich nicht. Stattdessen drehe ich die Musik noch etwas lauter.

Samstag. 1. Verabredung
Es muss Jahre her sein, dass Markus und ich zuletzt gemeinsam ausgegangen sind. Heute soll es wieder soweit sein. Wir wollen uns gemütlich ins Maximilian setzen und quatschen. Ich hole ihn um 20.34 Uhr ab und es geht los. Obwohl es nicht besonders warm ist, ist der Biergarten im Maximilian voll. Auf einen Abend im Biergarten bin ich ehrlich gesagt nicht vorbereitet, doch ich habe Glück und bekomme einen Sitzplatz direkt unter einem Heizstrahler. So lässt es sich aushalten. Nach einer Weile fragt Markus, wohin wir denn später noch gehen. Damit habe ich auch nicht gerechnet. Ich dachte wir quatschen hier ein paar Stündchen und beenden dann den Abend. Da ich sowieso zu viel Zeit alleine zu Hause verbringe und es vermutlich Jahre dauert, bis wir mal wieder eine Gelegenheit bekommen auszugehen, beschließen wir ins Sixx.PM zu gehen.
Gegen 23.03 Uhr sind wir so ziemlich die ersten Gäste im Sixx.PM. Markus war noch nie hier und fragt sich natürlich, ob es den ganzen Abend so leer bleibt. Ich hoffe nicht. Gegen 23.33 Uhr sehe ich etwas, das aussieht wie Kaugummi Nadine mit zwei Männern und blonden Haaren. Wenige Minuten später wird es Gewissheit, dass es Kaugummi Nadine ist. Zunächst stellt sie mir ihre Begleiter vor. Die Namen ihrer Begleiter wandern kurz durch meinen Kopf und sind direkt wieder vergessen. Da sie Markus noch nicht kennt, quatscht sie ihn nun erst einmal voll, was für ein dröger Stuten ich doch bin und wie lange es dauerte, bis ich mich endlich mit ihr unterhielt. Diese Geschichte wird sie wohl bis an ihr Lebensende nicht mehr vergessen. Und während sie die alten Geschichten erzählt, frage ich mich, warum wir eigentlich am Montag miteinander verabredet sind. Einer ihrer beiden Begleiter scheint ihr Mann zu sein, da er sie ständig anfasst und küsst. Da ich weder das eine noch das andere mit ihr tun will, frage ich mich erneut, warum wir uns alle paar Monate Treffen. Während ich mich das Frage, erzählt sie mir, dass sie am Montag Fotos von ihrer neuen Wohnung mitbringt, um mir zu zeigen, dass sie guten Geschmack hat. Hätte ich genau das vorher nicht angezweifelt, hätten wir Montag gar kein Thema über das wir uns unterhalten können. Doch damit nicht genug. Nun erzählt sie mir, dass ich sie irgendwann auf einen Kaffee zu mir nach Hause eingeladen habe und sie schon sehr gespannt auf meine Wohnung ist. Ich kann mich an eine solche Einladung nicht erinnern, aber es ist mir nicht möglich, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Abermals frage ich mich, ob ich jemals verstehen werde, was uns verbindet. Bin ich so einsam, dass ich mich über jede Frau freue, die sich mit mir abgibt? Bin ich einfach nur verpeilt? Oder finde ich sie auf eine Art anziehend, will es aber nicht zugeben? Bevor ich den Abend mit derartigen Gedanken verbringe, ohne eine Antwort zu finden, lassen wir Kaugummi Nadine, die mir übrigens während der ganzen Zeit kein Kaugummi anbietet, stehen und wenden uns den anderen Frauen zu, die uns nicht beachten. Dabei stellen wir fest, dass alles so ist wie vor zwanzig Jahren. Selbst die Musik ist die gleiche, was allerdings daran liegen kann, dass wir auf einer 80er Party sind. Dass uns während des ganzen Abends keine Frau beachtet, lässt uns in wunderschönen Erinnerungen schwelgen. Und die Gewissheit, dass es immer so sein wird, gibt uns ebenso ein beruhigendes Gefühl, wie es uns beunruhigt. Schön, wenn man jemanden hat mit dem man solche Erlebnisse teilen und später verarbeiten kann.
Gegen 02.27 Uhr fällt mir ein, dass ich gar keine Banane im Auto habe. Ich war mittlerweile schon so lange nicht mehr aus, dass ich derart wichtige Dinge einfach vergesse. Meine Laune fällt rapide ab, ich habe Hunger, bin müde und schlage vor zu gehen. Und so machen wir es auch. Wir beenden einen Abend, der genauso, abgesehen von der Begegnung mit Kaugummi Nadine, vor zwanzig Jahren hätte ablaufen können und wenn man ehrlich ist, damals auch ständig so ablief. Wir sind beständig, doch ob das gut oder schlecht ist können wir heute nicht sagen.

Sonntag. 2. Verabredung
Um 17.00 Uhr erwarte ich Gisa bei mir. Gisa und ich kennen uns mittlerweile seit etwa zwei Jahren und treffen uns alle paar Wochen mal. Um 16.51 Uhr klingelt mein Telefon. Gisa hat verschlafen und teilt mir mit, dass sie etwas später bei mir erscheint. Manchmal ist Gisa eine echte Schlafmütze. Um 17.33 Uhr ist sie endlich da, wir tauschen die letzten Neuigkeiten aus und stellen fest, dass wir beide wieder Single sind. Sie hat ihren Freund verlassen, was ich nach ihren Erzählungen auch gut nach. Mit mir hat sie es damals schon beendet, bevor wir überhaupt zusammen kamen. Und das lag sicherlich nicht nur an dem durchschnittlichen Sex, den wir damals hatten. Ich frage mich, ob ich damals noch viel schlimmer war als der Typ, den sie nun abgeschossen hat oder ob sie vor zwei Jahren einfach nur konsequenter war und die Einsamkeit sie mittlerweile versuchen lässt, selbst mit so kaputten Typen eine Beziehung zu führen, nur um nicht alleine zu sein. Jedenfalls ist es bereits der dritte Mann, den sie in den letzten zwei Jahren verlassen hat. Scheinbar kenne ich nur Frauen, die verlassen. Und fast immer kann ich die Gründe für das Verlassen gut nachvollziehen, wenn sie mir diese darlegen. Vermutlich würde ich Ursula noch besser verstehen, wenn ich nicht selbst betroffen wäre. Zum Trost sagt mir Gisa, dass ich bei weitem nicht so schlimm bin. Sie sagt mir aber auch, was ein Zusammenleben mit mir nicht unbedingt einfacher macht. Klingt nachvollziehbar. Ich hasse es, wenn ich eigene Mängel mitgeteilt bekomme. Und so unterhalten wir uns weiter über Partnerschaften, Unzulänglichkeiten, Ansprüche und Ängste. Da mich solche Gespräche auf Dauer deprimieren, wird es Zeit einen Film zu gucken und das Beziehungsgerede zu beenden. Wir gucken Krabat. Danach darf sie nach Hause fahren. Zum Abschied umarmen wir uns zum ersten Mal nach über zwei Jahren und ich frage mich, ob es mich weiterbringt, wenn ich einfach so eine Frau umarme. Keine Ahnung, aber Schaden anrichten wird es vermutlich auch nicht. Also abhaken und zurück vor den Fernseher. Ich gucke noch Der Mann, der niemals lebte und ein weiterer Tag als Single geht zu Ende.


Montag. 3. Verabredung
Wie nicht anders zu erwarten, erscheint Kaugummi Nadine ein paar Minuten zu spät zu unserem Treffen. Passend dazu ist der erste Platz, den wir uns im Strobels aussuchen, ganz übel. Es stinkt bestialisch nach Scheiße und Tod, so dass wir uns sofort zu einem anderen Platz bewegen müssen. Ich kann es mir nicht verkneifen, ihre strenge Frisur zu bemängeln. Die Frisur hat etwas von der neuen Frau Effenberg und der alten Brigitte Nielsen. Das ist nicht schön. Nach meiner Kritik an ihrer Frisur unterhalten wir uns über verschiedene Themen und nach etwa zwei Stunden bin ich sehr überrascht, wie schnell die Zeit verging und wie normal, fast schon angenehm unser Gespräch bis jetzt verlief. Unverzüglich setze ich sie von meiner Überraschtheit in Kenntnis. “Du lieferst mir ja auch keine Vorlagen.” – “Auf den Scheiß habe ich auch keine Lust mehr.” Bevor das Gespräch nun wieder in alten Bahnen verläuft, beschließen wir den Abend zu beenden. Sie bezahlt erneut für mich mit und ich bin der Meinung, dass es gut ist. Wir gehen zu unseren Autos und sie sagt, dass wir nicht wieder so lange mit einem Treffen warten sollten. “An mir soll’s nicht liegen.” – “Gut, dann treffen wir uns in zwei Wochen.” Warum denn schon in zwei Wochen? Hat ihr der Abend so gut gefallen, dass sie unbedingt eine Wiederholung braucht? Und wieso haben wir nach zwei Jahren Anlaufzeit heute plötzlich einen so normalen, fast schon angenehmen Abend, verbringen können? Ich glaube, ich werde immer sympathischer. Dumm nur, dass ich auch das hier früher oder später versauen werde.


Dienstag: Noten | Ziele | Tote Flugobjekte und die 4. Verabredung
Zu Beginn des Schultages erhalten wir unsere vorläufigen, inoffiziellen Prüfungsergebnisse. Wie es scheint, habe ich alle meine Zeile mehr als erreicht. Die Wunschnote in WISO werde ich wohl bekommen. Die Wunschnoten in den beiden anderen Fächern habe ich um eine Note übertroffen, was mich auf der einen Seite sehr freut, auf der anderen Seite aber nicht zu hundert Prozent zufrieden stellt. Denn erstens sind meine beiden Mitschüler etwas besser als ich und zweitens brauche ich in der mündlichen Abschlussprüfung jetzt 92% um die Note noch zu verbessern. Und genau da liegt mein Problem. Es besteht kaum eine Möglichkeit mich zu verschlechtern, aber die Möglichkeit mich zu verbessern ist gegeben. Und nun stecke ich, der Mann, der nicht wirklich für die folgende Abschlussprüfung gelernt hat, in einem Dilemma. Ich will, natürlich ohne dafür zu lernen, diese 92% erreichen. Manchmal bin ich echt albern. Meine Zielsetzung ist ein echtes Chaos, lehrt mich aber auch immer wieder, dass ich meine Ziele erreichen kann, wenn ich nur will und sie nicht vollkommen utopisch sind. Wenn ich jetzt noch in der Lage wäre, mir sinnvolle Ziele zu setzen, dann wäre ich schon fast zu geil für diese Welt. Um genug Zeit zu haben darüber nachzudenken, ob es erstrebenswert ist, zu geil für diese Welt zu sein, beschließe ich etwas zu tun, was ich seit dem 11. Oktober 2008 nicht mehr getan habe. Joggen. Und um zu testen, ob das mit den Zielen keine Einbildung ist, setze ich mir eine Laufzeit von dreißig Minuten zum Ziel. Denn nur wer ein Ziel hat, kann es erreichen.
Sieben Monate Joggingpause haben ihre Spuren hinterlassen, denn ich kriege die verdammte Stoppuhr nicht eingestellt. Minuten vergehen bis es endlich klappt. Meine Pulsuhr zeigt 0 an. Ob ich beim einstellen der Stoppuhr gestorben bin? Um herauszufinden ob ich noch lebe, laufe ich los. Natürlich viel zu schnell, da ich keinen Puls habe und somit nichts, was mich darauf aufmerksam machen kann, dass ich zu schnell laufe. Nach vier Minuten meldet sich mein frisch eingebautes Zahnimplantat und will mir etwas mitteilen. Doch obwohl es mehrmals klopft, ignoriere ich es. Ich muss noch sechsundzwanzig Minuten laufen. Im Wald ist es herrlich. Die Vögel singen und weit und breit kein Popostecher zu sehen. Ich bin sehr zufrieden. Dennoch hüpfe ich nicht vor Freude, da ich mein Zahnimplantat nicht überfordern will. Nach fünfzehn Minuten meldet sich mein Knie mit irgendwelchen Beschwerden. Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Es ist erst Halbzeit und erstaunlich, wie entspannt ich ohne Puls laufen kann. So entspannt war der Einstieg in die Joggingsaison noch nie. Scheiße, bin ich vergnügt. Nach vierundzwanzig Minuten zwingt mich mein Knie zu humpeln, aber stattdessen laufe ich einfach schneller und das humpeln hört auf. Also ob mich so etwas von meinem Ziel abhalten kann. Um meinem Knie zu zeigen, wer hier das Sagen hat, laufe ich eine Minute länger als geplant. So sorge ich direkt zu Beginn der Joggingsaison für klare Verhältnisse. Während ich mich auf dem Weg zum Auto darüber wundere, dass ich nicht wirklich erschöpft bin, stechen mich drei blinde Flugobjekte. Zur Strafe töte ich sie. Mit juckenden Beinen setze ich mich in mein Auto. Alle Ziele erreicht. So kann es weitergehen.

Um 19.45 Uhr besucht mich Heiko. Wir plaudern ein wenig über das Leben und die Frauen und stellen fest, dass das Leben unberechenbar ist. Wir stellen obendrein fest, dass Frauen und ich nicht so wirklich zusammen passen und der Arbeitsmarkt zur Zeit nicht viel hergibt. Das stellen wir übrigens regelmäßig fest. Wir fragen uns, ob wir nicht zur falschen Zeit oder wenigstens im falschen Körper geboren sind. Dann essen wir einen Keks und verfallen in Ironie. Wenig später ist der gemütliche Abend auch schon vorbei. Heiko fährt nach Hause und ich frage mich, ob es nicht langsam Zeit wird erwachsen zu werden und wer das Sagen hat, wenn ich Legionen bin. Vor den Antworten schlafe ich ein.

Mittwoch. Uefa Cup Finale
Heute habe ich zur Abwechlung mal keine Verabredung und bin mir selbst genug. Pünktlich zum Anpfiff sitze ich auf meinem Sofa, zünde zwei Kerzen an und sorge so für eine gewisse Gemütlichkeit. Von meiner Seite ist alles für ein großes Finale vorbereitet. Werder Bremen scheint das nicht zu beeindrucken. Die Leistung ist mäßig und ich gehe in die Küche, um mir drei Schnittchen zu machen. Als ich wieder auf meinem Sofa Platz nehme hat sich Schachtjor Donezk entschlossen das Tempo zu erhöhen. Noch bevor ich meine zweite Schnitte Brot vollständig verspeist habe, schießen sie das 1:0, was ich gar nicht so prickelnd finde. Kein Diego, keine Hoffnung? Als ich mir gerade überlege, was ich als nächstes essen könnte, macht der Torwart von Donezk einen katastrophalen Fehler und haut sich einen harmlosen Freistoß von Naldo ins eigene Tor. 1:1. Unverzüglich gönne ich mir ein Würstchen mit Ketchup. Als Donezk kurz vor der Pause ein paar gute Chancen herausspielt, gönne ich mir den Rest der Salzstangen, die ich in meinem Schrank finde. Soll ja nichts schlecht werden bei mir. Der Schiedsrichter pfeift zur Halbzeit. Es steht 1:1 und ich glaube, ich habe erstmal genug gegessen. Zur zweiten Halbzeit gönne ich mir ein Gläschen Weinbrand. Das bleibt der einzige Höhepunkt einer einschläfernden Halbzeit. Wenn ich jetzt auf dem Sofa sterben würde, würde es keiner mitbekommen. Abpfiff. 1:1. Verlängerung. Zur ersten Halbzeit der Verlängerung hole ich mir ein Kissen aufs Sofa. Donezk spielt Fußball, Bremen guckt zu. Folgerichtig fällt das 2:1. In der zweiten Halbzeitder Verlängerung bewegen sich die Bremer Spieler plötzlich. Ein Spieler von Donezk fällt hin. Bremen rennt an, ohne aber wirklich gefährlich zu werden. Kurz vor Schluss puste ich die Kerzen aus. Abpfiff. Donezk ist UEFA Cup Sieger. Das Spiel war langweilig und Bremen die eindeutig schlechtere Mannschaft. Alles war genau so, wie ich es vorausgesagt hatte. Zeit ins Bett zu gehen.

Donnerstag.
Im Hausflur begegnet mir eine gutaussehende, gutgebaute dunkelhaarige Frau. Sie würde gut in meine Wohnung passen, doch sie geht zu meiner Nachbarin. Was für eine unsinnige Entscheidung.
Am Nachmittag fahre ich mit Petra nach Dortmund. Wir setzen uns in einen Biergarten. Der Wind nervt und die Sonne verschwindet hinter dunklen Wolken. Eine Taube kackt und der Kellner ist irgendwie desorientiert. Das ist nicht gerade prickelnd. Ich schreibe Manni eine SMS, um ihn zu fragen, ob er Lust hat am Samstag mit mir dicke Frauenärsche zu gucken. Da kann er natürlich nicht nein sagen und so bin ich auch für Samstag verabredet. Das klappt alles ganz prima. Ich bin jetzt so etwas wie ein aktiver Single. Ein aktiver Single ohne Sexleben. Alles ist wie damals. Ich glaube, damals fand ich es Scheiße. Ob es mir diesmal besser gefällt?
Am Abend gucke ich Tropical Thunder, einen unglaublich langweiligen und überflüssigen Film mit nur wenigen gelungenen Gags. Anschließend sehe ich mir Zeit des Erwachens, einen äußerst gelungenen Film, an, den ich allerdings besser zu einem anderen Zeitpunkt geguckt hätte. Danach lege ich mich ins Bett und weil meine Freunde vom türkischen Treffpunkt auch heute Nacht wieder viel zu erzählen haben, ist an Schlaf nicht zu denken. Um 01.42 Uhr rufe ich die Polizei. Der Herr Polizist erklärt mir, dass ich nicht auf das Eintreffen der Polizei warten soll, sondern versuchen zu schlafen, da es etwa fünfundvierzig Minuten dauern wird, bis es soweit ist. Das weiß ich und befürchte, dass bis dahin unten längst Ruhe eingekehrt ist. Und in der Tat ist es nach dem Anruf sofort ruhiger da unten. Sehr merkwürdig. Gegen 02.25 Uhr scheinen die Herren im Treffpunkt Damenbesuch zu haben. Jedenfalls werde ich jetzt in regelmäßigen Abständen durch lautes und nervendes Frauengekreische gestört. Da dieses Gekreische auch nach 03.00 Uhr unvermittelt weiter geht, waren entweder die Polizisten noch nicht da, die Gäste vom Cafe Bistro wenig beeindruckt vom Auftritt der Polizei oder die Frauen, die mich um den Schlaf bringen, sind gar nicht im Cafe Bistro. Es ist etwa 04.00 Uhr als ich alle Fenster schließe. Wenn das so weitergeht, dann drehe ich eines Tages noch durch.
Um 07.30 Uhr wache ich völlig unentspannt auf. Es ist Freitag und ich befürchte, dass ich bei meiner heutigen Verabredung einschlafen werde.


Freitag. Erste Verabredung mit Samantha
Obwohl ich mir sicher bin, dass sie nicht an einem One Night Stand interessiert ist, bereite ich mich gut auf unser Treffen vor. Damit sie eventuell doch in Versuchung gerät, dusche ich, creme mich mit Weinlaub-Balsam ein, entferne die Nasenhaare, rasiere mich unter den Armen, trage mein Lieblingsparfum, Egoiste, auf und wähle bewusst ein blaues T-Shirt, um meine Augen zu betonen. Die Haare liegen gut, ich rieche gut und sehe heute auch noch gut aus, nun muss sie nur noch zugreifen. Auf geht’s.

Als ich das Extrablatt erreiche sitzt sie bereits da und trinkt einen Kaffee. Ich setze mich zu ihr. Wir unterhalten uns und obwohl ich es auf der einen Seite nett finde, fehlt hier etwas. Mehr Interesse meinerseits. Während wir plaudern kommt es hin und wieder vor, dass sie mir in die Augen blickt. Ich schaue bewusst weg. Vermutlich findet sie das süß, weil sie denkt ich sei schüchtern, dabei bin ich nur bekloppt und weiß nicht, was ich will. Sie erzählt mir von ihren Geschwistern, die alle ebenfalls Kinder haben und dass ihre Schwestern alle unglücklich in ihren Beziehungen sind. Und so sind wir beim Thema Beziehungen. Sie sagt mir, dass sie nach ihrer Trennung von ihrem Mann vor über vier Jahren noch nicht wieder so weit ist. Ich bin beruhigt, dabei hat sie nur einen Scherz gemacht. “Ich bin ein schwieriger Fall, was Männer betrifft.” – “Wieso denn das?” – “Weil ich Zeit für mich brauche und nicht jeden Tag mit dem Mann zusammen sein will. Oder täglich telefonieren.” – “Wo ist das Problem?” – “Männer wollen immer mehr. Einen ständig sehen, immer telefonieren. Das ist mir zu viel.” Und was mache ich Trottel? Ich sage ihr, dass ich es gut finde, wenn man sich nicht ständig sieht. So mache ich mich nur noch interessanter für sie. Danach passe ich besser auf, was ich sage, obwohl ihre Einstellung genau meinen Interessen entspricht. So oder ähnlich verlaufen meine Gespräche mit Frauen oft. Und wenn etwas so anfängt, dann endet es manchmal nicht nur im Bett, sondern ich stecke plötzlich in irgendeinem Schlamassel, den ich mir selbst eingebrockt habe und es endet im Chaos. Irgendwas habe ich, dass diese Art Frauen anzieht und irgendwas müssen diese Frauen auch haben, denn sonst würde ich nicht immer wieder in solche Situationen geraten. Irgendwann wird es Zeit zu gehen. Wir bezahlen, jeder für sich, und verlassen das Extrablatt, um eine Runde über die Himmelfahrtskirmes zu gehen. Hin und wieder berühren wir uns ganz zufällig beim spazieren gehen. Ich versuche es zu vermeiden, denn ich weiß wohin das führen kann. Andererseits liebe ich aber diese scheinbar zufälligen Berührungen und würde gerne weniger Denken und die Dinge einfach geschehen lassen.

Mittlerweile sind dreieinhalb Stunden vergangen, sie muss zurück zu ihren Kindern und ich begleite sie zu ihrem Auto. “Das war ein netter Abend.” – “Ja, war nett.” – “Wir sollten das wiederholen und mal nach Dortmund fahren. Ich war schon lange nicht mehr in Dortmund.” – “Können wir machen.” Sie kommt irgendwie auf mich zu. Vermutlich erwartet sie nun eine Umarmung oder einen Kuss. Ich will das jetzt nicht. Sie redet weiter. “Du kannst mich ja anrufen. Der Mann ruft immer an. Nein. Ich hab ja Deine Nummer.” – “Eben. Ruf Du mich an.” – “Können ja ausgehen, wenn es wärmer ist. Nein. Ruhig schon eher.” – “Okay.” Sie ist an mir interessiert und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es ist nicht die richtige Zeit für so etwas. Außerdem fehlt hier irgendwas. Wieder kommt sie näher und wieder weiche ich zurück. Sie findet auch das vermutlich süß, weil sie denkt ich bin schüchtern, doch das ist es nicht. Scheiß Situation. Sie geht zu ihrem Auto und ich mache mich auch auf den Weg. Das war mir zu kompliziert und doch lief es fast so, wie es laufen musste. Sie will mich, aber ich will etwas anderes. Vielleicht will ich aber auch nichts anderes, sondern einfach testen, was da noch gehen kann. Möglicherweise, nein, sogar ganz sicher, habe ich einen an der Waffel. Wenn ich nicht immer so viel denken würde, dann hätten wir uns geküsst und alles andere hätten wir dann schon gesehen. Ich werde mich dennoch nicht bei ihr melden, denn wenn wir uns noch einmal treffen, dann ist der Ablauf vorprogrammiert. Reden, küssen und spätestens beim nächsten Treffen ab ins Bett. Früher hätte die Aussicht mich beflügelt. Heute ausnahmsweise nicht. Gott, habe ich einen an der Waffel. Und wieder habe ich die Banane für danach vergessen. Ich bin wohl etwas konfus zurzeit. Es ist 23.00 Uhr als ich ins Bett gehe und sofort einschlafe.


2:0 verloren
Am Samstag führt mich meine Ablenkungstour erneut ins Sixx.PM. Ich bin mit Sam unterwegs und da wir beide Singles sind, kann es nur ein unentspannter und verkrampfter Abend werden, an dem es darum geht die Frau fürs Leben zu finden. Aber es ist möglicherweise besser als alleine vor dem Fernseher zu sitzen. Möglicherweise aber auch nicht.
Die ersten zwei Stunden rede ich nicht viel. In meinem Kopf höre ich dafür ständig folgendes:”Großartig. Bitte nicht. Geh weg. Fantastisch. Hau ab! Oh, mein Gott. Großartig. Na, Bravo.” Muss wohl ein Zeichen dafür sein, dass ich mich nicht wirklich wohlfühle. Es folgt der gemütliche Teil. Sam zeigt mir die Frau, die er sich ausgesucht hat. Ich bin erstaunt, ist es doch die interessanteste Frau, die heute hier ist. Und deshalb bin ich etwas irritiert. Warum will er ausgerechnet diese Frau kennen lernen? Die ist zu interessant. Das geht nicht. Ich will nicht, dass er ausgerechnet diese Frau bekommt. Ich bin neidisch und kann mich nicht daran erinnern, dass ich je zuvor überlegt habe, was ich tun kann, damit Sam eine Frau nicht bekommt. Irgendwas stimmt ganz und gar nicht mit mir. Wenig später stehen zwei Frauen neben uns. Ein blondes Habichtköpfchen und ihre dunkelhaarige Freundin. Sam will mir einreden, dass die Blonde Interesse an mir hat. Ich soll sie ansprechen und ihm dann die Dunkelhaarige vorstellen. Ich lehne ab. Keine Lust auf einen Habicht. Neben uns steht auch noch eine kleine dunkelhaarige Frau und ich bin mir sicher, dass ich sie kenne. Ihren Namen weiß ich nicht mehr. Entweder Nina oder Doreen. Da sie mich anlächelt, denke ich, dass sie mich ebenfalls erkannt hat. Als Sam mich wieder drängt, die blonde Frau aus der Habichtfamilie anzusprechen, sage ich ihm, dass ich heute etwas anderes zu tun habe, gehe zu der kleinen dunkelhaarigen Frau und sage ihr, dass ich der Meinung bin, dass wir uns kennen. “Nein. Kann ich mich nicht dran erinnern.” – “Aus dem FZW.” – “Kann sein. Weiß ich nicht.” Super, das läuft ja prima. Jetzt denkt die vermutlich, dass ich sie hier anbaggern will. Warum hat die mich dann angelächelt? Ich ziehe mich zurück und beachte sie nicht weiter. Wenig später spricht sie mich plötzlich an. Ich muss das nicht verstehen. Wir plaudern einen Moment, dann ist die Situation vorbei.
Später wird es konfus und anders als es sonst läuft. Die interessante Frau, die der Sam sich ausgesucht hat, steht plötzlich ganz in der Nähe und ich beschließe, dass ich sie anspreche, da es besser für sie ist, weil Sam nicht der Richtige für sie ist. Zum ersten Mal trete ich in einen solchen Konkurrenzkampf mit Sam und merke es nicht einmal wirklich. Wie ein Beschränkter lächle ich die Frau mehrmals an. Keine Reaktion. Das ist ja prima. Sie bemerkt mich scheinbar nicht. Wenig später stellt sie sich genau neben mich. Nun bin ich nervös, schwitze, weiß nicht, was ich sagen soll und so stottere ich sie an. “Du bist mir schon mehrfach aufgefallen und jetzt wo Du neben mir stehst, dachte ich, dass ich Dich ansprechen muss. Ich finde Dich interessant und würde gerne mal mit Dir einen Kaffee trinken gehen.” – “Kein Bedarf.” Treffer. Versenkt. Das war mehr als deutlich. “Kein Bedarf?” – “Ist jetzt nichts gegen Dich persönlich.” – “Okay. Ich finde es ja auch blöd Frauen in Diskos anzusprechen, aber wie gesagt, ich finde Dich sehr interessant.” Schrecklich, dieses Gestammel, aber kein Bedarf bedeutet wohl auch, dass Sam nicht bei ihr nicht landen kann. Zumindest rede ich mir das ein und finde es gut. Außerdem gefällt es mir, dass er mit ansehen musste, wie ich gleich zwei Frauen kurz hintereinander angesprochen habe, während er nur guckt. Trotzdem steht es 2:0 für ihn, weil ich mich nur blamiert habe. Das ist alles viel zu stressig und auch total albern, was ich hier mache. Frauen überlasse ich in Zukunft wieder dem Sam. Man kann nicht mit Gewalt ändern, was man nicht ändern kann. Zum Glück unterhält sich Nicky, so heißt die attraktive Frau, dann doch noch ein wenig mit mir. Sie ist sehr nett, sehr attraktiv, Gymnasiallehrerin und spielt nicht in meiner Liga. Und wenn ich mich weiter so entwickle und benehme, dann steige ich auch niemals in ihre Liga auf. Vielleicht will ich das ja auch gar nicht, sondern rede es mir nur ein. Ich schwitze weiter, bin unsicher und nervös und will eigentlich nur, dass es aufhört, obwohl ich mich eigentlich freuen und gut fühlen sollte, weil eine so attraktive Frau mit mir spricht. Kann ich aber nicht, sondern bin total gestresst. Nach einer Weile verabschieden wir uns (endlich) und ich verspreche mir, dass ich so etwas nie wieder tun werde. Leider tue ich dafür dann andere Dinge, die ebenfalls nicht gut sind und mich nicht an mein Ziel bringen werden, denn obwohl ich mich schlecht fühle, merke ich nur bedingt, wie falsch der Weg ist, den ich zu gehen versuche. Ich versuche mehr und mehr jemand zu sein, der ich nicht bin. Ich spreche Frauen an, nur um zu beweisen, wie cool ich bin. Will dem Sam zeigen, wie toll ich mittlerweile in bezug auf Frauen bin. Scheine einen Konkurrenzkampf zu kämpfen, wo es nichts zu kämpfen gibt. Und obwohl es mir nicht wirklich gut dabei geht, obwohl mein komischer Auftritt gezeigt hat, dass ich so nicht bin, dass ich mich zu verrennen drohe, versuche ich mir dennoch einzureden, dass es ein gelungener Auftritt war, obwohl ich mir gleichzeitig vornehme, dass ich es so nie wieder versuche. Ich denke aber nicht wirklich darüber nach, bin in einer Art Wahn und glaube, dass ich bei Frauen landen kann, wenn ich bin, wie ich eigentlich doch nicht bin. Ich erkenne diese Fehlentwicklung, die mich von mir selbst entfernt, nicht bzw. weigere mich immer wieder diese anzuerkennen und laufe mit schnellen Schritten immer weiter in die falsche Richtung. Das muss schleunigst wieder aufhören.
Es ist 04.00 Uhr, also viel zu spät, als ich mich auf den Weg nach Hause mache. Ich verspeise eine Banane und bin froh als ich endlich in meinem Bett liege, um mir vier Stunden Schlaf zu gönnen.


Nachtaktive Störenfriede
Als ich mich am Sonntag um etwa 23.00 Uhr ins Bett lege, ahne ich bereits, dass ich auch in dieser Nacht nicht genügend Schlaf bekommen werde. Und leider liegt es nicht daran, dass eine willige Frau das Bett mit mir teilt, sondern an den Leuten aus dem Café Bistro. Ich schaffe es zwar einzuschlafen, aber um 01.16 Uhr ist es vorbei mit dem Schlaf. Aus irgendeinem Grund scheint einer der Gäste besonders laut sein zu wollen. Und da ein lautes Schaf niemals genug ist, schließen sich die anderen nach und nach dem lärmenden Oberschaf an. Und so genieße ich neben orientalischer Musik unheimlich interessanten und lustigen Dialogen. Dass die Dialoge lustig sind, schließe ich daraus, dass die Herren hin und wieder blöd lachen. Um 00.28 Uhr beschließe ich, dass es eine formidable Idee ist, die Polizei zu rufen und bin sehr gespannt, ob und wann die Ordnungshüter auftauchen. Eine Sprachaufzeichnung mit dem Handy scheitert. Ich muss mir unbedingt ein vernünftiges Aufnahmegerät besorgen, um die nächtlichen Unterhaltungen für die Nachwelt festzuhalten. Um 01.01 Uhr ist von der Polizei noch nichts zu sehen. Das ist aber noch nicht besorgniserregend, da ich am Telefon darauf hingewiesen wurde, dass es locker fünfundvierzig Minuten dauern kann bis die Ordnungshüter auftauchen. Ich bin gespannt. Sehr gespannt. Um 01.04 Uhr scheint der Spuk vorbei. Die Musik wird ausgeschaltet und die Polizei fährt davon. Ein paar Gäste fahren ebenfalls davon. Drei Minuten später palavern die verbliebenen Gäste wieder los. Nicht mehr ganz so laut, aber zu laut für mich. Ich überlege in ein Hotel zu ziehen, aber außer Hotel Mama fällt mir keins ein. Also bleibe ich genervt liegen. Etwa zwanzig Minuten später kehrt endlich Ruhe ein und ich kann schlafen.


Die Geschichte von Lutschmund
Da ich, meiner Meinung nach, unter Sexentzug leide, suche ich in einen Erotikchat auf, um diesen Zustand zu verändern. Zwar finde ich erfahrungsgemäß in Erotikchats keine Befriedigung, aber immerhin kann ich so Zeit vergeuden. Ich suche nur nach Frauen aus NRW, die Lust auf Sex haben. Da es solche Frauen nicht gibt, gucke ich mir einfach nur die Profile der ganzen Fakes an. Beim Betrachten der Profile entdecke ich das Profil von Lutschmund. Angeblich aus NRW und auf der Suche nach einem Schwanz, den sie stundenlang blasen kann. Ich habe zwar nicht stundenlang für Blasaktionen Zeit, schreibe sie dennoch an und frage sie, was sie genau sucht. Sie sucht einen Mann, der sie benutzt und ständig zum Sex zwingt. Sie mag es etwas härter und würde auch gerne mal eine ganze Nacht ans Bett gefesselt werden. Sie will überall und jederzeit zur Verfügung stehen. Scheint etwas devot zu sein die Frau. Mir ist das alles vollkommen egal, weshalb ich ihr mitteile, dass sich das prima anhört und gerne wüsste, was wir nun machen. Sie möchte Fotos tauschen, um zu sehen, wer sie demnächst benutzt. Ich bin einverstanden und bekomme, wie erwartet, eine mollige Frau, wenn ich denn will. Aber sie ist nicht nur mollig, sie ist auch 33 Jahre, 1,72m groß, hat blondes, kurzes Haar und dicke Titten. Genau mein Typ. Abgesehen von der Figur, den großen Hupen und der Frisur. Deshalb frage ich sie, wann wir loslegen können. Sie verrät mir, dass sie zwei Kinder hat und deshalb vormittags und an den Wochenenden, an denen die Kinder beim Mann sind, immer Zeit hat. Außerdem verrät sie mir, dass sie auf einer Psychiatriestation arbeitet. Ich vermute, dass sie deshalb so ist, wie sie ist. Wir merken uns den kommenden Freitagnachmittag vor und tauschen unsere Telefonnummern aus. Ich bin gespannt, ob sie wirklich so leicht zu haben ist.
Am Abend schreibt sie mir eine Mail, möchte eine Wegbeschreibung zu meiner Wohnung und fragt, ob wir vorher irgendwo einen Kaffee trinken wollen oder ob ich möchte, dass sie sofort zu mir kommt. Und dass ich, wenn die Wohnungstür sich schließt, mit ihr machen kann, was ich will. Ich antworte, dass wir keinen Kaffee trinken werden, da wir ja beide wissen, was wir wollen und ich sie benutzen werde, nachdem die Wohnungstür sich geschlossen hat. Da sie am Freitagnachmittag noch nicht kann, verschieben wir die Benutzung auf Samstag. Sie schreibt mir lustige SMS und ich frage mich, ob das Arbeiten in der Psychiatrie dafür verantwortlich ist. “Ich möchte harten, wilden Sex. überall bei Dir. Ich will, dass Du mich benutzt. So wie Du es willst. Mich beschimpfst, laut stöhnst, wenn ich an Dir lecke, Dir Deinen Schwanz blase. Und mir Deinen Saft ins Gesicht und Titten spritzt. Ich kann es kaum erwarten Deinen Schwanz im Mund und Möse zu haben.” Ich antworte, dass ich es ganz toll finde, was sie so schreibt und dass ich hoffe, dass sie besser fickt als schreibt. Ihre Antwort lässt nicht lange auf sich warten. “Oh, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Würdest Du mir, wenn es ruhig ist in der Nacht, es mir auf der Arbeit besorgen? Mich zwingen mit Dir zu ficken? Dir in einer Umkleide einen blasen? Mir die Möse rasieren? Was magst Du davon machen?” Ich entscheide mich dafür, es ihr auf der Arbeit zu besorgen, da ich mir in der Umkleide keinen blasen mag. Und ihre Möse soll sie gefälligst selber rasieren. Ich bin nicht ihr Friseur. Der Gedanke, dass sie es auf der Arbeit besorgt bekommt, scheint sie dermaßen zu erregen, dass sie eine weitere SMS folgen lässt. “Mir einen Dildo rein schieben, während ich gefesselt bin. Du auf mir sitzt und mir mit harten Stößen den Schwanz rammst? Ich Deinen Schwanz blase und Du mit einer anderen CS betreibst. Mich anwichst und mich dann durchfickst. Meine Möse d. ich mir dabei fingern musste?” Ich bin verwirrt. Ich soll ihr mit harten Stößen den Schwanz rammen? Sie hat mir vorher nie gesagt, dass sie einen Schwanz hat. Und was bedeutet der letzte Satz? Ob sie die falschen Medikamente genommen hat? Als nächstes teilt sie mir mit, dass sie mir ein böses Foto schicken will. Ich teile ihr mit, dass sie das gerne tun kann und schreibe ihr, wohin sie am Samstagnachmittag zu kommen hat und dass sie sich dann unverzüglich auszuziehen hat. Ihre Antwort: “Ich glaube das ausziehen überlasse ich Dir! Geil wäre es, wenn Du nur das Nötigste ausziehst. Titten über den BH. Bluse aus. Slip beiseite. Schwanz in die nasse Möse.” Wenn ich doch auch nur so schreiben könnte. Da mich die Kommunikation nun so weit erregt hat, dass ich es kaum noch aushalte, schaue ich mir Fußball an. Nürnberg gewinnt in Cottbus 3:0. Das war eine sehr schöne Alternative zu ihren prickelnden SMS. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht.

Einen Tag vor unserem Treffen schickt sie mir drei intime Fotos. Auf den Fotos benutzt sie einen schwarzen Dildo. Ob sie glaubt, dass ich ein Schwarzer bin? Sollten es aktuelle Fotos sein, dann ist sie wenigstens rasiert. Das ist gut, denn ich bin nicht fürs rasieren zuständig.
Am Freitagabend telefonieren wir ganz spontan. Und ich bin sehr überrascht. Sie hat eine unglaublich sympathische Stimme und sie redet ganz normal. Sie ist ziemlich offen und erzählt viel über sich. Wir reden zunächst auch gar nicht über Sex. Sehr merkwürdig. Als wir später endlich über Sex reden, kommt sie mir immer noch recht normal vor. Versteh ich nicht. Jedenfalls will sie mich am Samstag besuchen und stundenlang Sex mit mir machen. Sie will sogar ein paar Sexspielzeuge mitbringen und fragt mich, was für welche es sein sollen. Ich sage ihr, dass sie mitbringen kann, was sie will, da das Spielzeug eh an ihr angewendet wird. Sie ist sich sicher, dass wir eine Menge Spaß haben werden. Da ich nicht als Optimist auf diese Welt kam, bin ich da eher skeptisch. Außerdem habe ich nie stundenlangen Sex. Ich bin doch keine Maschine. Spontan frage ich sie, mit wie vielen Männern sie sich trifft und sie antwortet, dass sie nur einen Mann haben will, mit dem sie regelmäßig Sex hat und dass sie ein gutes Gefühl bei mir hat. Wie kann sie schon jetzt ein gutes Gefühl haben? Ich habe sie doch noch gar nicht berührt. Ich sage ihr, dass mir eine Frau nicht reicht, da ich ein Mann für viele Frauen bin. Sie scheint kein Problem damit zu haben. Ihre Entscheidung. Sie freut sich jedenfalls riesig, dass sie mich morgen besuchen kann. Ich bin gespannt.

Völlig unüberraschend bekomme ich am Samstagvormittag folgende SMS von ihr. “Hallo Du. Ich sitze seit einer Stunde in der Kinderchirurgie. Mein Großer hatte einen Unfall und den Arm gebrochen. Das wird heute nichts. Es tut mir echt leid. Meld mich nachher nochmal.” Wie gut, dass mich solche Absagen nicht mehr überraschen. Irgendwer verletzt sich ständig vor einem Treffen mit mir. Diesmal hat es halt den Sohn erwischt. Wie tragisch. Zu Tränen gerührt überlege ich mir, wie ich antworten kann bzw., wie ich mit dieser neuen Situation zurecht kommen soll.Obwohl ein Teil von mir hofft, dass es mit ihrem Sohn stimmt und unser Treffen sich nur verzögert, schreibe ich ihr folgendes. “Ja. Das passiert oft, dass irgendwer kaputt geht vor einem Treffen mit mir. Möglicherweise ist das Ozonloch Schuld.” Die Enttäuschung über die Treffen, die zuletzt nicht zustande kamen, ist deutlich in meinen Zeilen zu erkennen. Darum ist ihre letzte SMS wenig überraschend. “Was? Das ist mein Sohn. Echt danke fürs Gespräch.” So endet eine unglaublich erotische Beziehung auf so tragische Weise und ich frage mich, ob ich da nicht möglicherweise einen Fehler gemacht habe. Doch das hätte ich mir eher überlegen sollen. Weil ich nun wieder mit leeren Händen dastehe, muss ich unbedingt mal wieder chatten, um einen adäquaten Ersatz für sie zu finden.


Ärsche
Am Samstagabend um 20.30 Uhr hole ich Manni ab und wir machen uns auf den Weg nach Dortmund. Wir wollen dicke Ärsche sehen, weil wir heute auf dicke Ärsche stehen. Wir sind überzeugt davon, dass wir heute viele prächtige, mächtige Hintern zu sehen bekommen und die Vorfreude bei uns ist Riesengroß.
Wir sind sehr überrascht, dass wir sofort einen perfekten Sitzplatz, von dem wir einen fantastischen Überblick haben, im Maximilian finden. Wir nehmen Platz, bestellen etwas zu trinken und die Show kann beginnen. Doch irgendetwas stimmt heute Abend nicht. Kein einziger Fettarsch wird uns präsentiert. Stattdessen ist heute der Tag der kleinen Ärsche. Wir sind verwirrt. Überall schlanke Frauen mit Knackärschen. Als ob wir so etwas sehen wollen. Als ob es so etwas wirklich gibt. Wir vermuten, dass uns da jemand gehörig den Abend versauen will. Ganz selten stolziert eine Frau mit etwas breiterem Hintern an uns vorbei. Wie sollen wir da auf unsere Kosten kommen, wenn wir kaum einen dicken Hintern zu sehen bekommen? Irgendwann glauben wir zu wissen, was hier passiert. Die Frauen mit den kleinen Knackärschen sind nicht echt. Es sind Hologramme, um uns vorzugaukeln, dass es gar nicht so viele dicke Hintern gibt, wie wir sie benötigen. Das finden wir sehr bedauerlich, weshalb wir um 00.00 Uhr beschließen, dass wir gehen müssen, da wir genug Hologramme gesehen haben. Die Banane auf der Heimfahrt lässt mich die kleinen Knackärsche schnell vergessen. Nächstes Mal, wenn wir dicke Ärsche sehen wollen, fahren wir woanders hin. Wir lassen uns kein weiteres Mal so verarschen.
Als ich zu Hause ankomme sitzen meine Freunde vom türkischen Treffpunkt vor dem Treffpunkt und haben Spaß. Da ich nach dem Schock mit den Knackärschen schlafen will, schließe ich alle Fenster, um den Lärm dieser ignoranten Ärsche nicht zu hören. Um die Ärsche vom Treffpunkt kümmere ich morgen wieder. Jetzt wird geschlafen und von anderen Ärschen geträumt.


Eine Art Wunder
Als ich am Sonntagmorgen um 07.00 Uhr aufwache, finde ich es etwas warm in der Wohnung. Ich öffne ein paar Fenster und beschließe, dass ich heute richtig ausschlafen werde. Dummerweise übersehe ich dabei die Fakten. Ausschlafen und geöffnete Fenster sind hier nur schwer kombinierbar und schon um 08.00 Uhr wird das Öffnen der Fenster knallhart bestraft, denn um 08.00 Uhr sind meine Freunde vom türkischen Treffpunkt wieder da. Und sie machen exakt da weiter, wo sie in der Nacht aufgehört haben. Das Thema ausschlafen hat sich erledigt und ich fange an diese Menschen vom Treffpunkt zu hassen. Vermutlich wird heute Nacht der nächste Anruf fällig.

Um Kraft zu tanken für den erwarteten nächtlichen Lärm, verbringe ich den Tag mit Gisa in einem Biergarten. Ich sitze gerne mit einer attraktiven Frau in einem Biergarten. Ich sollte derartiges in Zukunft öfter tun. Der Abend ist kurzweilig und tut mir gut.

Gegen 23.30 Uhr passiert etwas Unglaubliches. Meine Freunde vom Treffpunkt stellen den Lärm ein. Einfach so. Diese Ruhe zu so früher Stunde ist wie ein Wunder. Ein völlig neues Lebensgefühl. Ob die Leute vom Treffpunkt spontan gestorben sind? Oder gibt es eine andere plausible Erklärung für die plötzliche Ruhe? Ich werde versuchen es herauszufinden.


Doch kein Single (mehr)
Nachdem Ursula und ich getrennt waren, aber dennoch weiter Kontakt hatten, sind wir uns einig geworden, dass es das noch nicht gewesen sein kann, weshalb wir ab sofort einfach weitermachen wie bisher. Unsere Zeit ist als noch nicht um, die offene Beziehung wird fortgesetzt und es gibt sicher noch ganz viel zu erleben. Irre.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert