Oktober 1995

Arbeitslosigkeit soll enden
Wie nicht anders von mir zu erwarten, habe ich seit meiner ehrenhaften Entlassung aus dem Zivildienst nicht mehr gearbeitet. Denn zum einen passt Arbeit nicht zu mir und zum anderen habe ich keine Ahnung, was ich beruflich irgendwann tun will. Ich weiß nur, dass ich kein Elektroniker bin und auch nicht die geringste Ahnung von dem Beruf habe. Pflichtgemäß habe ich mich zwischenzeitlich immer mal beworben, doch mein Leben ohne Arbeit ist so perfekt für mich, dass ich mit dem Arbeitsleben sogar zwischenzeitlich ganz abgeschlossen habe und auch davon ausgehe, nie wieder arbeiten zu gehen. Zumindest nicht richtig. Ich wohne kostengünstig bei meinen Eltern, fahre einen Ford und gehe am Wochenende regelmäßig in irgendwelche Diskos, höre dort Musik und gucke mir Frauen an, die ich niemals kennenlernen werde. Nach meinem letztjährigen Fiasko mit Anna und Michaela hatte ich keine Dates mehr und selbstverständlich auch keine Frauen kennengelernt. Ich bin halt ein Vollversager durch und durch. Wenn ich an den Wochenenden mit Sam oder auch Holzi, die beiden mit denen ich meine Ausbildung gemacht habe, ausgehe, habe ich meist viel Spaß und lache viel. Mehr kann ich eigentlich nicht verlangen.

Diese scheinbare Idylle wird jäh unterbrochen als ich beim Arbeitsamt vorsprechen muss und man mir dort eine Weiterbildungsmaßnahme vorschlägt. Will ich zwar nicht, kann ich aber nicht sagen, weil ich keinen Ärger möchte und so werde ich schon bald eine Fortbildung zum Automatisierungstechniker machen dürfen. Was für eine absurde Idee.


Fortbildung zm Automatisierungstechniker
Der 26. Oktober ist einer der Tage, die mein Leben in eine völlig andere Richtung gleiten lassen sollen, denn von dieser Fortbildung zum Automatisierungstechniker erhofft man sich sicher, dass ich beruflich durchstarten werde. Oder zumindest der Statistik dienlich bin, denn ein Arbeitsloser, der in einer Maßnahme steckt, der ist offiziell gar nicht arbeitslos, obwohl er es tatsächlich schon ist. Nur halt mit früh aufstehen und an einer Maßnahme, in diesem Fall Fortbildung genannt, teilzunehmen. Ich indes erhoffe mir irgendwie gar nichts, fühle mich nur belästigt und habe nicht einmal die Hoffnung, dass ich währenddessen eine Frau kennenlernen werde. Noch kann ich nicht ahnen, dass heute meine Karriere als Arbeitsloser, der regelmäßig irgendwelche Schulungsmaßnahmen vom Arbeitsamt zu absolvieren hat, beginnt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert