Bremerhaven – Teil 3

Abgesehen von einer unnötigen Wachphase gegen 03.15 Uhr, in der mein Magen irgendwas zu meckern hat, schlafe ich bis etwa 06.00 Uhr durch. Dann wecken mich Menschen, die irgendwie aktiv rumwuseln. Mir sind so Frühwusler irgendwie suspekt. Ständig wuselt irgendwer, so dass ich um kurz nach 07.00 Uhr aufstehe, weil das viele rumwuseln mich ganz durcheinander bringt. Da ich die Putzfrau gegen 08.15 Uhr erwarte, muss ich bis dahin geduscht und angezogen sein und möglichst mit dem morgendlichen Stuhlgang fertig. Sonst steht die Putzfrau auf einmal in meinem Zimmer und ich habe gerade, warum auch immer, die Hosen runtergelassen. Das möchte ich nicht. So kommt es, dass ich bereits um 08.18 Uhr in die Stadt fahre, um das gleiche Frühstück wie am Vortag einzunehmen. Wenn ich einmal einen Ort gefunden habe, der meinen Kriterien entspricht, kehre ich meist zurück. Möglicherweise bin ich so eine Art Gewohnheitstier. Anschließend geht es in den Zoo am Meer, der eben erst geöffnet hat und wo deshalb nur wenige Menschen unterwegs sind. Abgesehen davon, dass ich Zoos nicht so gut finde, weil die Tiere mir da viel zu wenig Platz haben, ist es in diesem Zoo wirklich schön. Die Tiere machen einen entspannten Eindruck und es gibt ein paar Sitzplätze von denen man eine tolle Aussicht hat. Dort sitze ich so lange bis ich Mittagessen muss. Natürlich esse ich dort zu Mittag, wo ich schon gestern aß. Danach muss ich mich entscheiden, ob ich ins Klimahaus gehe, was der ursprüngliche Plan war, oder an einer zweistündigen Schiffsrundfahrt teilnehme.

Wenig später sitze ich auf einem schlechten Platz auf einem Schiff. Der Platz ist so schlecht, dass ich mich schon bald zum Heck verziehe und die Rundfahrt stehend genieße. Zwei Rentner mit je zwei Kameras verbringen ihre Zeit ebenfalls dort. Auf ihre Kameras haben sie große Objektive geschraubt, weil es manchmal wohl doch auf die Größe ankommt. Sie halten sich meist auf der Steuerbordseite auf, weil man da Schiffe sehen kann und Container und alles Mögliche. Ich finde das zwar auch spannend, aber das Wasser ist irgendwie spannender, weshalb ich zumeist nur aufs Wasser oder in die Ferne starre. Störend ist lediglich der Dieselgeruch, der wahrscheinlich dafür sorgt, dass ich bald an einer Krebserkrankung sterben werde. Und weil meine Zeit begrenzt ist, starre ich einfach weiter aufs Wasser und erfreue mich daran, wie es Wellen schlägt. Zwischendurch kommen immer mal andere Passagiere nach hinten, um auch Fotos zu machen. Besonders putzig, aber auch fragwürdig, finde ich die Männer in kurzen Hosen, die gelegentlich ganz cool ein paar Fotos machen und dann wieder nach oben verschwinden. Ich kann mir nicht helfen, aber Männer in kurzen Hosen sehen zumeist ziemlich albern aus. Obwohl es vermutlich nicht nur an den Hosen liegt, sondern eher am Gesamtbild, welches sie abgeben. Ich glaube, Männer sollten keine kurzen Hosen tragen. Außer beim Sport oder zu besonderen Anlässen. Was für Anlässe dies sein können, fällt mir allerdings nicht ein. Eventuell habe ich aber auch nur Vorurteile, oder bin gar neidisch, weil ich in kurzen Hosen sogar beim Sport ziemlich bescheuert aussehe. Eigentlich sehe ich sogar meistens irgendwie bescheuert aus.

Nicht lange nach der kleinen Schiffsreise befinde ich mich auf der Aussichtsplattform Sail City. Neben Schiffrundfahrten eine zweite Sache auf die ich scheinbar nicht verzichten kann. Glücklicherweise sind hier oben nur wenige Menschen, so dass ich völlig entspannt einfach nur so rumhängen und den Blick in die Ferne schweifen lassen kann. Plötzlich packt mich ein kleines Hungergefühl, weshalb ich sofort die Aussichtsplattform verlasse, um zur Taverna da Vinci zu eilen. Dort bestelle ich ein Dunkelbier und Bruscetta. Überrascht bin ich als mir das Bier serviert wird. Es ist dunkles Bier, dabei wollte ich ein Malzbier, was ich dummerweise so nicht gesagt habe. Und so lerne ich heute, dass Dunkelbier und Malzbier völlig unterschiedliche Biere sind. Ich nippe an meinem dunklen Bier und es schmeckt wie erwartet. Nämlich nicht gut. Ich mag Bier einfach nicht und schaffe gerade mal die Hälfe von dem Gebräu. Weil der Biergeschmack außerdem den Geschmack des Essens total versaut, bin ich irgendwie frustriert und stelle mir gerade vor wie ich da vor meinem Bier sitze. Ein extrem weißer Mann mit Untergewicht, der ein 0,3 Liter Glas Bier in der rechten Hand hält und sich wundert, was er da bestellt hat. Und dann zieht dieser komische Mann, der leider ich bin, ein wenig verzücktes Gesicht, nachdem er einen Schluck von dem Bier gekostet hat. Damit wäre ich bei einer Werbung gegen den Genuss von Bier weit vorne.

Irgendwann neigt sich der letzte Urlaubsabend in Bremerhaven dem Ende entgegen und ich gehe noch einmal zum Wasser, drehe eine große Runde und beschließe dann, dass es an der Zeit ist ins Hotel zurückzukehren. Es war schön, es war interessant und ich bin ein komischer Typ. Es hätte schlimmer kommen können.

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