Wie wäre es mit einer Darmspiegelung?

Bevor
ich mit dem Arzt reden darf, muss ich einen Fragebogen ausfüllen. Nach einer
kurzen Wartezeit bin ich auch schon an der Reihe. Das Gespräch mit dem Arzt zum
Thema Nahrungsmittelunverträglichkeit beginnt vielversprechend. Der Arzt stellt
viele Fragen zu meinen Symptomen, erklärt ein paar Sachen und sieht sich meine
Antworten auf dem Fragebogen an. Allerdings schaut er nur nach, ob ich schon
eine Magen- und/oder Darmspiegelung hatte. Es sieht so aus als würde er sich
für keine weiteren Angaben interessieren. Er schaut am PC nach, wann meine Magenspiegelung
war und sagt, dass sie ohne Befund war. Er fragt, ob ich schon mal eine
Darmspiegelung hatte. Im Fragebogen steht zwar, dass ich noch keine hatte, aber
vielleicht glaubt er, dass es sich in den letzten Minuten geändert hat. Kaum
verneine ich dies, wird mir auch schon eine solche Spiegelung vorgeschlagen.
Ehrlich gesagt, geht mir das nun etwas zu schnell in diese Richtung. Oder sind
Spiegelungen die beste Lösung zur Ursachenforschung? Ich glaube nicht. Deshalb
will ich natürlich eine solche Spiegelung zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Eine
Spiegelung, so sagt er, könnte abklären, ob ich Morbus Crohn oder eine andere
Darmkrankheit habe. Und dann wären alle anderen Untersuchungen irgendwie
Quatsch. Klingt durchaus logisch, erscheint mir aber irgendwie auch unlogisch. Eine
Darmspiegelung macht man schließlich auch nicht einfach so nebenbei.
Als
ich anmerke, dass bei mir eine Laktose-Intoleranz vorliegt, ist eigentlich alles
klar. Der Fehler ist gefunden. Der Auslöser meiner Probleme hat einen Namen.
Ich weise darauf hin, dass ich seit über einem Jahr strikt darauf achte, keine
laktosehaltigen Produkte zu mir zu nehmen. Er entgegnet, dass ja fast überall
ein bisschen Laktose drin ist. Mir gefällt das Gespräch so nicht. Ich habe
meine Ernährung im Oktober nicht geändert, habe aber seitdem diese andauernden
Darmprobleme. Hätte ich doch nur nichts von der Laktose-Intoleranz gesagt. Dass
ich Fleisch nicht gut verdauen kann, bestärkt ihn nur darin, dass eine
Darmspiegelung Sinn machen könnte. Ich weise darauf hin, dass eine Untersuchung
eine Weizenallergie ergeben hat. Er hält Blutuntersuchungen auf Allergien für
ungenau, kennt sich damit aber nicht aus. Überhaupt sind Allergien eher als Ursache
auszuschließen. Großartig. Der Heilpraktiker sagt so, der Arzt ganz anders. Was
denn nun? Nun sagt er, dass meine Probleme auch mit dem Alter zu tun haben. Je
älter man wird, desto ausgeprägter werden so Unverträglichkeiten. Das ist ganz
normal. Man lebt jahrelang fröhlich vor sich hin, dann wird man älter und schon
hat man den Salat. Warum nun nicht jeder und jeder im gleichen Alter die
gleichen oder wenigstens ähnliche Probleme bekommt, frage ich ihn besser nicht,
weil er es sicher nicht weiß, aber dennoch eine fantastische Antwort parat
haben wird. Schlimmer wird es mit sechzig sagt er. Eine andere Grenze ist wohl
schon die fünfzig. Demnach kommt noch einiges auf mich zu. Wenn ich ihn Recht
verstehe, dann muss ich da wohl mit leben. Aber über eine Darmspiegelung sollte
ich echt nachdenken. Da kann man nämlich gucken, ob ich Morbus Crohn habe.
Wichtig
ist wohl auch, wie meine Häufchen aussehen. Farbe, Form, Konsistenz und
Häufigkeit meines Stuhlgangs fragt er nun ab. Ich sage ihm, dass sich mein
Stuhlgang, seit ich täglich Chia Samen zu mir nehme, verändert hat. Chia was?
Hat er noch nie gehört, schreibt es sich aber auf. Als ich dann auch noch zugeben
muss, dass meine Häufchen nicht immer identisch aussehen, schaut er als hätte
ich nun ein Problem. In seiner Welt hat wohl jeder stets die gleichen Häufchen
zu machen. Ich weise ihn darauf hin, dass man ja auch nicht immer das gleiche
isst.  Doch das scheint keine Rolle zu
spielen. Die kleinen oder großen Häufchen sollten immer gleich sein. Zumindest
scheint er mir das vermitteln zu wollen. Und bei der Gelegenheit sind wir
wieder beim Thema Darmspiegelung. Was für eine großartige Überleitung. Weil ich
aber noch immer keine Darmspiegelung will, schlägt er nun einen Atemtest vor,
um eine Fructose-Intoleranz auszuschließen oder festzustellen. Das ist immerhin
mal ein neuer Ansatz. Und kaum ist der Anfang gemacht, hat er eine weitere
Idee. Blut abnehmen, um eine Zöliakie zu entdecken oder auch auszuschließen. So
weit, so gut. Zeit, dieses Gespräch ausklingen zu lassen. Bevor ich mich
verabschiede trägt er noch ein, dass ich über eine Darmspiegelung nachdenke,
oder wenigstens nachdenken soll, und sagt es mir auch nochmal, damit ich es ja
nicht vergesse. Er scheint regelrecht besessen von Darmspiegelungen zu sein. Ob
er sich den Darm auch regelmäßig spiegeln lässt?
Wenig
später wird mir Blut abgenommen. Wenn die Ergebnisse vorliegen, werde ich
angerufen. Die Untersuchung auf Fructose-Intoleranz wird im Juli stattfinden
und dauert drei Stunden. Gut, dass ich keinen Job und viel Zeit habe. Und
vielleicht kann ich mir bei der Gelegenheit auch den Darm spiegeln lassen. Muss
ich echt mal drüber nachdenken.

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