Moonlight Shopping

Petra,
Becky, Manni und ich fahren am Abend nach Lünen, weil dort ein Ereignis
stattfindet, dem bisher noch keiner von uns beigewohnt hat. Vielmehr fanden wir
das Ereignis immer unsinnig und überflüssig. Einkaufen bei Mondlicht. Dafür
haben die Geschäfte extra bis 23.00 Uhr geöffnet und der Mond leuchtet passend
dazu in voller Pracht. Entsprechend dazu ist das Wetter nahezu perfekt und
Lünen wurde mit netten Lichtinstallationen optisch aufgewertet. Die Menschen
sind zahlreich erschienen und Manni sagt, dass er nicht vorhat etwas zu kaufen.
Kaum sind wir im ersten Schuhladen schlägt Schnäppchen-Manni aber schon zu und
ergattert ein paar Schuhe, die im Preis deutlich reduziert wurden. Bei solchen Angeboten
konnte er noch nie nein sagen. Direkt im Anschluss an seinen Einkauf gehen wir
in die Kirche, weil die Kirchentür offen steht. Wasser und Wein werden
verkauft, doch leider können wir weit und breit niemanden entdecken, der Wasser
zu Wein verwandelt, was wirklich schade ist. In der Kirche singt ein Chor.
Leider ist es zu voll und zu warm, weshalb wir im vorderen Raum bleiben, wo
noch immer kein Wasser zu Wein verwandelt wird. Da mich das etwas enttäuscht
und ich auch nicht fragen will, wo diese Verwandlung stattfindet, verlassen wir
die Kirche wieder, um weitere Geschäfte aufzusuchen.
Bei
H&M wird Petra fündig und kauft ein. Becky, auch bekannt unter dem Namen „Das
Phantom“, findet bei C&A eine Kleinigkeit. Lediglich ich bleibe ohne
Einkauf, weil ich nicht in Einkaufsstimmung bin. Ein paar Minuten nachdem wir
C&A verlassen haben, fällt Manni auf, dass seine Jeansjacke verschwunden
ist. Glücklicherweise findet er diese im Schuhladen wieder und ist glücklich.
Damit es keine weiteren Vorfälle dieser Art gibt, zieht er  die Jacke unverzüglich an. So ist er auf der
sicheren Seite.
Es
sind unglaublich viele Menschen unterwegs und alles wirkt ganz entspannt. So
mag ich das. Es ist so voll, dass wir im Extrablatt keine Sitzmöglichkeit
finden. Wir gehen zum Opera, wo wir zunächst auch keinen Platz bekommen. Erst
als eine größere Gruppe endlich nach Hause muss, dürfen wir uns setzen und
Getränke bestellen. Alles ist schön beleuchtet und wirkt sympathisch. Es
scheint so als wäre jeder Ort schöner als der Ort in dem ich lebe. Ich sollte
umziehen. Aber wer mich kennt, der weiß, dass das wohl nie geschehen wird. Es
ist fast schon Mitternacht als wir den Abend beenden. Um diese Uhrzeit liege
ich gewöhnlich längst im Bett.
Am
Ende trübt nur eine Kleinigkeit das Gesamtbild. Ich habe keine Banane dabei und
muss den Rückweg ohne dieses traditionell wichtige, aber leider fast völlig in
Vergessenheit geratene, Ritual antreten.
Ein
Wochenende, an dem ich an zwei Abenden aus war, hat es schon lange nicht mehr
gegeben, wenn ich mich recht erinnere. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann
würde ich von meinem zweiten Frühling sprechen. Oder von der Rückkehr auf die
Ausgehbühne. Doch wie ich mich kenne, wird es eine angenehme Ausnahme bleiben
und ich schon bald in meine passive Lethargie zurückfallen, was wirklich schade
wäre, weil ich nicht mehr so viele Jahre habe, um am Leben teilzunehmen.

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