Zweierlei Maß

Wenn ein Lebewesen total krank ist und in einem absehbaren
Zeitraum sterben wird, oder sich, wenn der verbleibende Zeitraum nicht
überschaubar ist, währenddessen nur quälen würde, dann hört man oft, dass das
ja kein Leben sei. Dann werden Entscheidungen getroffen, die nur Menschen
treffen können. Bei Tieren ist es gewöhnlich so, dass man diese von ihrem Leid
erlöst und einschläfert. Bei Menschen hingegen verhält es sich anders. Obwohl
es ja, wie bereits erwähnt, auch für den Menschen kein Leben mehr ist und die
Zeit bis zum Ableben vermutlich eine einzige Quälerei ist, wird der Mensch am
Leben erhalten. Es werden Maßnahmen ergriffen, um das Leben zu verlängern, es
werden Therapien probiert, die gewissen Leuten viel Geld bringen, aber für den
Menschen keine Vorteile bieten.  Man
bezeichnet das möglicherweise als den humanen Teil der Humanmedizin. So weit so
gut. Doch vielleicht wollten die betroffenen Tiere gar nicht sterben, der
betroffene Mensch hingegen schon. Da Tiere nix zu melden haben, entscheidet der
Mensch für sie. Entscheidet dieser Mensch gleiches nun für sich, führt das kurioserweise
nicht zum Erfolg. Er muss dieses Leben, das er nicht mehr will und welches nur
noch Leid mit sich bringt, bis zum bitteren Ende ertragen. Für mich ergibt das
keinen Sinn. Wenn klar ist, dass jemand in einem absehbaren Rahmen stirbt, dann
erscheint es mir äußerst inhuman, wenn man ihn bis zu seinem Ableben um jeden
Preis am Leben erhält. Wo ist da die Selbstbestimmung und wieso dürfen andere
plötzlich über ein Menschenleben entscheiden als wäre man ein Hund, eine Katze
oder ein Pferd? So wird der Mensch zu einer Sache degradiert. Im Namen der
Humanität, zum Wohle der Ärzte und der Pharmaindustrie und wer sonst noch am
Leid verdienen kann. Erscheint mir irgendwie unmenschlich.

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