Die Frau aus Nigeria sagt nein

Die Frau kommt direkt von ihrem Termin beim Jobcenter zu uns. Sie benötigt die kompletten Bewerbungsunterlagen, da sie ab Oktober eine Ausbildung im Pflegebereich anfangen möchte. Die zuständige IFK hat alles vorbereitet, nun soll sie an dieser Maßnahme teilnehmen, um sich mit ordentlichen Bewerbungsunterlagen beim Ausbildungsbetrieb vorstellen zu können. Falls es nicht mit der Ausbildung klappt, sollen wir gemeinsam Alternativen suchen. So weit, so offensichtlich, doch so offensichtlich ist es dann doch nicht, denn die Frau hat absolut kein Interesse, zweimal in der Woche drei Stunden zu uns zu kommen. Das ist keine Option. Sie will Bewerbungsunterlagen und mehr nicht. Ihre IFK hat sie nicht ordnungsgemäß aufgeklärt, sie macht das hier nicht. Glücklicherweise muss sie das auch nicht, denn in Deutschland kann fast jede Arbeitslose machen, was ihr gefällt und da es der Frau nicht gefällt, an einer Maßnahme teilzunehmen, muss sie das auch nicht. Das hat keine Konsequenzen und selbst wenn, dann würde es maximal einen Verlust von 10% des Bürgergeldes bedeuten. Und das durchzukriegen ist so aufwendig, dass man die Frau einfach gewähren lässt. Da sie ohne Hilfe nicht in der Lage ist, Bewerbungsunterlagen zu erstellen, wird man ihr sicher eine andere Option bieten und diese dann für sie bezahlen. Wir sind jedenfalls froh, dass wir uns nicht mit der Frau beschäftigen müssen, denn nach ihrem Auftritt hier ist klar, dass jede Minute mit ihr alles andere als ein Vergnügen geworden wäre.

Als ich vor vielen Jahren, während meiner Karriere als Dauerarbeitsloser, ein Jobangebot, welches mir großzügig angeboten hat, nicht überzeugend fand, gab es direkt eine Sperre. Dabei sagte ich beim Vorstellungsgespräch nur, dass ich den Job komplett bescheuert finde. Ich sollte aus Fahrradspeichen Weihnachtsschmuck basteln und diesen später auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen. Das war irgendein geförderter Job, der natürlich befristet war. Ich sagte am Ende sogar noch, dass ich den Job machen werde, weil ich muss und mache, was man mir sagt, aber das hat mir nicht geholfen. Nachdem ich wegen meines durchaus nicht so freundlichen Auftritts eine Sperre bekam, sah ich es natürlich nicht ein und zog vor Gericht, wo ich folgerichtig verlor und im Anschluss drei Monate kein Geld mehr bekam. Heute hätte ich für meinen Auftritt keine Sperre bekommen, sondern man hätte nichts als Verständnis für mich und mir andere Alternativen geboten. So ändern sich die Zeiten. Vielleicht wird doch nicht alles schlechter. Ich glaube, ich war einfach nur zur falschen Zeit arbeitslos.

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