Waltroper Parkfest 2019

Eigentlich ist die Tradition, jedes Jahr das Parkfest zu besuchen, Quatsch und weil Manni das weiß, sagt er den seit Tagen geplanten gemeinsamen Ausflug zu besagtem Parkfest ein paar Stunden vorher ab, was alles andere als überraschend ist. Seine Absage wird er sicher nicht bereuen. So müssen sich Petra und ich erwartungsgemäß alleine auf den Weg zum traditionellen Parkfestbesuch machen. Der Eintritt, der uns erlaubt den Park zu betreten und dort weiteres Geld auszugeben, beträgt mittlerweile 9 Euro. Das ist irgendwie krank, aber da so ziemlich alles, an dem Menschen irgendwie beteiligt sind, irgendwie krank ist, mag ich nicht weiter darüber nachdenken. Das letzte Hemd hat sowieso keine Taschen, also immer raus mit der verdammten Kohle.

Es ist noch nicht einmal 20.00 Uhr, noch hell und nicht so voll, wie erwartet. Wir gehen, weil wir das fast immer so machen, gegen den Uhrzeigersinn durch den Park. An manchen Stellen ist es voller, weshalb wir sehr langsam gehen müssen. Vor uns gehen immer wieder Frauen, die ihre Schultern nicht bedeckt haben und ich überlege, was wohl passieren würde, wenn ich der einen oder anderen völlig unmotiviert in die Schulter beißen würde. Dann frage ich mich, was wohl nicht mit mir stimmt, dass ich überhaupt darüber nachdenke. Weil ich Durst bekomme, kann ich mich nicht weiter damit beschäftigen. Ein Stand mit afrikanischen Getränken spricht mich sehr an und so bestellen wir uns dort jeder ein Glas Ginger Bissap Saft. Ganz schön scharf das Zeug, aber gefällt mir. Fast zu scharf, aber ich bin auch ein Weichei. Trotzdem würde ich diesen Saft wieder trinken. Nach einer weiteren Runde wird es Zeit für eine kleine Mahlzeit. Das kulinarische Angebot ist mehr als reichlich und ich entscheide mich für Teigtaschen mit Walnüssen und Zimt. Während ich diese kleine Mahlzeit zu mir nehme, wundere ich mich, wie bereitwillig die Deutschen bei ausländischen Bürgern ausländische Gerichte zu sich nehmen. Wo der Deutsche Ausländern und deren Küche doch eher skeptisch gegenübersteht. Aber vielleicht ist das auch nur Blödsinn, den ich mir einbilde. Man denkt ja oft ganz falsch über Menschen, weil Menschen komische Lebewesen sind.

Frisch gestärkt geht es weiter, denn eine noch recht neue Tradition muss gepflegt werden. Waren es früher gebrannte Mandeln, die gekauft wurden, sind es heute Lakritz. Das muss man sich mal vorstellen. Lakritz, davor bin ich früher beinahe weggerannt und nun kaufe ich Lakritz statt Mandeln. Und ich behaupte immer, ich würde mich nicht weiterentwickeln. So ganz stimmt das wohl doch nicht. Damit sind alle Aufgaben erledigt. Mittlerweile ist es dunkel geworden, was bedeutet, dass die Menschen viel attraktiver wirken als im Licht. Auch ich habe an Attraktivität gewonnen. Den Höhepunkt meiner Attraktivität erreiche ich übrigens bei totaler Finsternis. Da bin ich fast unwiderstehlich. Wenn ich dann noch ein gutes Parfum aufgetragen habe, kann ich sie alle haben. Bilde ich mir zumindest ein.

Ein Mann mit einem falsch bedruckten T-Shirt fällt mir auf und ich frage mich, ob ich ihn darauf aufmerksam machen will, dass die beiden ersten Buchstaben auf seinem Shirt verstauscht wurden. Weil ich nicht gerne mit Fremden rede und ihn auch nicht in Verlegenheit bringen will, verzichte ich auf den Hinweis. Außerdem kann man das nachträglich sicher sowieso nicht mehr korrigieren. Und so steht auch in Zukunft statt „ELVIS“ weiter „LEVIS“ auf seinem Shirt.

Da es nichts mehr zu tun gibt, sollten wir das Parkest verlassen, stattdessen machen wir etwas völlig verrücktes und gehen eine weitere Runde, doch dieses Mal im Uhrzeigersinn. Manchmal lassen wir es richtig krachen, da überraschen wir uns oft selber mit. Nach der Ehrenrunde ist aber auch gut, weil wir ja morgen Abend schon wieder los wollen und bis dahin wieder fit sein müssen.

Obwohl wir auf dem gleichen Parkplatz wie schön im letzten Jahr geparkt haben, finden wir den Weg zurück zunächst nicht und irren, ebenso wie letztes Jahr, ziemlich ratlos durch die Straßen. Als wir auch noch einen jungen Mann vorbeilassen müssen, weil dieser viel flinker auf den Beinen ist als wir es sind, spüre ich deutlich, dass mein Körper alt geworden ist. Früher ist mir so etwas nicht passiert. Früher ist scheinbar lange vorbei. Orientierungslos irren wir weiter und weiter auf der Suche nach meinem Coupé. Größter Unterschied zu letztem Jahr ist, dass ich dieses Mal nicht in Hundescheiße trete, was dieses Jahr noch fataler wäre, weil wir in diesem Jahr mit meinem Coupé gefahren sind. Als wir fast entkräftet gegen 22.20 Uhr endlich den Parkplatz gefunden haben, sind wir sehr erleichtert.

Nächstes Jahr kommen wir vermutlich wieder, weil es Tradition ist und alles andere albern wäre.

2 Kommentare

  1. „Den Höhepunkt meiner Attraktivität erreiche ich übrigens bei totaler Finsternis.“

    Ein Satz für die Ewigkeit. Herrlich:))

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