Bei über 30 Grad ist der traditionelle Filmabend am Freitag zwar möglich, aber irgendwie schwachsinnig, weshalb wir darauf verzichten. Wir erinnern uns an früher, als wir regelmäßig am Wochenende ins Kreuzviertel gefahren sind. Dann kam Corona. Von da an ging es bergab, und wir waren nur noch selten im Kreuzviertel. Dieses Jahr noch gar nicht. Heute nicht dorthin zu fahren, wäre nicht nur ein bisschen dämlich.
Gegen 18.30 Uhr holt Petra erst Manni und dann mich ab. Nach einer entspannten Fahrt findet Petra sogar direkt einen angemessenen Parkplatz. Es fällt mir schwer, mein Sakko im Auto zurückzulassen, ich sehe aber ein, dass es bei der Hitze ziemlich merkwürdig und unnötig ist, wenn ich es mit mir rumtrage. Ich bin ja mehr für Temperaturen, zu denen man ein Sakko tragen kann, weil es optisch einfach besser für mich ist, wenn ich etwas über dem Poloshirt tragen kann.
Natürlich gehen wir zum Fatto in Casa, weil dort gutes Essen serviert wird und wir gerne dort essen. Wir finden direkt einen Platz und bestellen leckeres Essen. Ich tue mich noch immer schwer damit, dass es plötzlich so warm ist. Immer wieder kommen sommerlich gekleidete Frauen vorbei, die meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen. Der pubertierende Spanner in mir kommt immer wieder auf seine Kosten, wird aber manchmal traurig, weil er weiß, dass er zwar innerlich jung ist, aber einen alten Körper mit sich herumträgt. So eine Hülle versetzt junge Frauen nicht gerade in freudige Erregung. Okay, das tat sie auch nicht, als sie noch jünger war, aber damals konnte man es sich einbilden und noch hoffen, dass es so sein würde.
Wir plaudern locker daher, nehmen unsere Mahlzeit ein und freuen uns, dass endlich Sommer ist. Es ist, als würde man aus einer Lethargie für einen Moment zum Leben erwachen. Wir sind so abhängig von der Sonne, dass wir schon heute Angst vor der nächsten Dunkelheit haben.
Weil es noch früh und hell ist, machen wir anschließend einen kleinen Spaziergang. Überall sitzen Leute und Manni und ich können das tun, was wir am besten können: Frauen beobachten. Zumindest sabbern wir nicht, so dass wir nicht besonders auffallen sollten. Wir sind graue Mäuse, die wenig Beachtung finden. Immerhin rieche ich gut, aber auch das bemerkt außer Petra niemand. Ich trage den Rest einer Probe von Dark Vanilla. Das ist kein Sommerparfum, mir ist es egal.
Da wir noch fast so jung wie der Abend sind, setzen wir uns noch bei Uncle Toms hin. Ich setze mich bewusst so hin, dass ich zur Straße blicke. So keine Gefahr besteht, dass ich nur irgendwelche Frauen anstarre. Die Cleverness des Alters. Es kann sich aber auch um vollkommene Verblödung handeln. Wir plaudern locker weiter, Petra ist ganz begeistert von ihrer Zitronenlimonade und bei Manni macht sich das Bier bemerkbar. Größtenteils wird auf Gespräche über das Elend dieser Welt verzichtet, weil solche Gespräche nicht gut tun und wir sowieso nichts ändern können. Außerdem ist die Lebenszeit zu knapp und das Wetter zu gut.
Kurz vor 23.00 Uhr beenden wir den Ausflug. Ich bin erstaunlich müde und hätte es auch nicht viel länger ausgehalten. Es ist etwa 23.20 Uhr als ich wieder zu Hause bin. Das war für den ersten Ausflug ins Kreuzviertel in diesem Jahr schon ziemlich gut. Ich bin gespannt, wie viele Gelegenheiten es für solche Ausflüge dieses Jahr noch gibt und wie viele wir davon nutzen werden.
Nur 9€ für die gutaussehende 39 Capriccia maxi(?) beim indischen Italiener, da kann man nicht meckern. Wäre hier in LG oder gar HH deutlich teurer. Sie haben im Ruhrgebiet schöne Ausflugsmöglichkeiten dicht beeinander.
Ja, das ist preislich okay. Da wollen wir auch nicht meckern, dass der Italiener keiner ist. Dazu schmeckt es prima und wir werden freundlich bedient.
Es gibt im Ruhrgebiet durchaus schöne Ausflugsmöglichkeiten.
Vielleicht sollte dieser indische Italiener eine Zweigstelle in Brambauer in Erwägung ziehen. Solch ein hochklassiges Restaurant fehlt den lukullisch anspruchsvollen Bewohnern dort doch sicher noch, und dann müsste unser Dr Schwein seinen schönen Heimatort zumindest in Sachen Pizzagenuss noch seltener verlassen. Ein potentielle Win-Win-Situation für alle Betroffenen!
Das wäre fast schon zu viel des Guten. Quasi ein Traum.
In Brambauer werden doch Träume wahr, oder etwa nicht?
Sehr viele, aber leider doch nicht alle. 😱