Drei gehen in Herne essen und einer trägt ein Samtsakko

Da wir uns heute bereits zum fünften Mal treffen, kann es durchaus als Tradition bezeichnet werden. Und diese Tradition führt uns heute nach Herne.

Bevor es losgeht, geht es natürlich darum, das passende Outfit auszuwählen. Zu schwarzen Lederschuhen und schwarzen Socken will ich meine schwarze Anzughose tragen. Doch als ich diese anziehe, bin ich alles andere als überzeugt. Liegt es daran, dass ich seit Jahren keine Anzughose mehr getragen habe? Oder doch daran, dass die Hose irgendwie merkwürdig aussieht? Irgendwie bin ich nicht überzeugt. Irgendetwas gefällt mir nicht, so kann ich nicht raus. Also brauche ich eine andere Hose und entscheide mich für meine einzige Chino-Hose. Ich bin nicht gemacht für derartige Hosen, der Schnitt passt nicht zu mir. Meine Beine sind zu lang und dünn. Ich kann mich auch irren, aber es kommt mir wie ein schlechter Kompromiss vor. Diese Hose ist nicht tragbar, die kann entsorgt werden. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, sie je wieder anzuziehen. Bleibt also nur eine blaue Jeans, und mein Wunsch, ganz in Schwarz gekleidet die Wohnung zu verlassen, ist gescheitert. Da hilft die schwarze Unterhose ebenso wenig wie das schwarze Hemd, die schwarze Uhr mit den schwarzen Zeigern und das schwarze Samtsakko. Ich brauche unbedingt eine coole schwarze Hose, sonst wird das nie etwas mit dem schwarzen Look.

Und wo wir gerade beim Look sind: Unter dem schwarzen Hemd trage ich selbstverständlich ein schwarzes T-Shirt, was laut Loerz eine absolut furchtbare Modesünde ist, da das Shirt sichtbar ist, wenn der oberste Knopf des Hemdes offen ist. Von Mode hatte ich noch nie eine Ahnung, daher kann ich auf derartige Details keine Rücksicht nehmen.

Zum Abschluss trage ich Dark Vanilla von Montale auf, ein Parfum, das meiner Meinung nach perfekt zum schwarzen Look gepasst hätte. Dann mache ich mich auf den Weg, um Jörg abzuholen.

Mit zweiminütiger Verspätung treffen wir am Ouzo’s Restaurant ein. Kirsten erwartet uns schon. Sie hat wieder das beste Outfit zu ihrer Figur ausgewählt, was ich sehr begrüße. Wir gehen rein, und mir fällt auf, dass wir die Begrüßungsumarmung ausgelassen haben. Wir nehmen Platz, bestellen bald, und wieder einmal läuft es herrlich entspannt. Teilweise ist es auch lustig. Als ich sage, wann ich Geburtstag habe, fragt mich Kirsten, ob ich mir sicher bin. Eine herrlich groteske Frage, die sie aber ernst meint.

Am Nebentisch sitzt eine kräftige Frau vor einem Bild, das Jörg gerne anschauen würde. So schaut er immer wieder rüber, was dazu führt, dass die Frau denkt, er würde sie betrachten. Folglich schaut sie immer wieder zu ihm rüber. Egal, wie alt man wird, der Unsinn hört nie auf. Würde Jörg sich nicht so zieren, könnte er sicher ein launiges Gespräch mit der Frau führen. Will er aber nicht. Ich sage ihm, dass er der Frau später beim Rausgehen zuzwinkern soll, was er ebenfalls ablehnt. Auch die Fingerpistole ist keine Option. Selbst Kirsten sagt mehrfach:. „Auf keinen Fall die Fingerpistole.“ Ich verstehe die beiden nicht. Sie gönnen mir diesen Spaß einfach nicht.

Weil es gerade so lustig ist, erzähle ich den beiden, dass ich mir vor über 15 Jahren 250 Visitenkarten gekauft habe, die ich immer ganz lässig an Frauen, die mir gefallen, verteilen wollte. 249 der Karten habe ich noch, eine habe ich verloren. Die beiden sind so begeistert von der Idee, dass sie planen, am 06.12.25 mit mir ins Domizil zu gehen, wo ich die Visitenkarten auf die Tanzfläche werfen soll, während die beiden tanzen. Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Eine Weile machen die beiden sich noch lustig über mich, dann können wir das Thema wechseln. Nächstes Mal, wenn wir uns treffen, werde ich den beiden meine hässlichen, aber durchaus praktischen Visitenkarten zeigen.

Wie schon zu Beginn unseres Treffens wird auch am Ende mein Samtsakko zum Gesprächsthema. Erneut muss Kirsten es anfassen, weil es sich gut anfühlt. Wenn auch andere Frauen das Bedürfnis verspüren, sollte ich das Samtsakko öfter tragen. Das ist besser als mit einem Hund spazieren zu gehen, weil es mir besser gefällt, wenn Frauen mein Sakko berühren wollen, anstatt den mitgeführten Hund. Vielleicht ändert das Sakko alles. Und auch optisch, so sagen die beiden es zumindest, ist das Sakko eine gute Sache. Wenn man bedenkt, dass ich das Sakko nur anprobiert habe, weil ich es irgendwie lustig fand und absolut nicht vorhatte, es zu kaufen, ist das schon erstaunlich. Ich fühle mich direkt aufgewertet und erkläre es unverzüglich zu meinem Lieblingssakko. Ich muss mal unseren Modeexperten Loerz fragen, was er davon hält.

Da auch Kirsten alkoholische Getränke zu sich genommen hat, lässt sie ihr Auto stehen, und ich bringe sie nach Hause. Eine meiner größten Stärken ist es, Frauen nach Hause zu fahren. Mein Angebot, sie im Kofferraum zu transportieren, lehnt sie allerdings ab, obwohl der Kofferraum im Coupé rot beleuchtet ist. Das Handschuhfach auch, aber da passt sie nicht rein.

Als wir bei ihr ankommen, lasse ich sie auf meiner Seite aussteigen, weil sich nur der Fahrersitz nach vorne klappen lässt. Zum Abschied bekomme ich dann doch noch meine Umarmung. Noch schnell Jörg nach Hause bringen, dann ist der launige Ausflug auch schon vorbei.

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