Ich bin mittlerweile 23 Jahre und habe in meinem Leben noch nicht eine einzige Frau geküsst. Sex gab und gibt es dementsprechend auch nur in meiner Fantasie. Mein Plan, während des Zivildienstes endlich eine Frau zu küssen, läuft auch nicht sonderlich gut. Es gibt zwar eine Menge Frauen in dem Krankenhaus, in dem ich meinen Zivildienst ableiste, und einige wären sicher geeignet, aber ich kriege einfach nichts auf die Reihe. Ich glotze den Krankenschwestern nach, ab und zu grinse ich blöd, aber ansonsten bin ich zu verpeilt, um irgendwann Erfolg zu haben.
Nach einer Weile finde ich dann doch eine Frau, die ich unbedingt näher kennenlernen will. Sie hat dunkle Haare und eine tolle Figur. Sie soll die erste Frau sein, die mich küssen darf. Wochenlang unterhalten wir uns immer wieder, wenn wir uns irgendwo im Krankenhaus treffen. Weil mich das nicht weiter bringt, frage ich sie irgendwann, in einem vollkommen unpassenden Moment, ob sie nicht mit mir zu einer Veranstaltung gehen will. An ihrer Reaktion sehe ich, dass es die falsche Frage war. Sie sagt, dass sie einen Freund hat und deshalb nicht mit mir zu der Veranstaltung gehen kann. Die Zurückweisung ist mir peinlich, also verabschiede ich mich schnell, rede auch nie mehr mit ihr und gehe ihr bis zum Ende des Zivildienstes aus dem Weg. Das ist erbärmlich, aber ich kann nicht anders.
Nachdem ich mich einigermaßen von dem Schock meines Misserfolgs erholt habe, hat Anna mehr als nur mein Interesse geweckt. Anna ist Schwesternschülerin, hat kurzes blondes Haar, ist etwa 1,65m groß, hat eine traumhafte Figur und wunderschöne, blaue Augen. Ein bisschen wie Meg Ryan, nur viel süßer. Ihr Anblick versetzt mich immer in totale Verzückung. Wie gerne würde ich ihr Freund sein. Sie ist meistens mit ihrer ebenfalls attraktiven Freundin im Krankenhaus unterwegs. Da mir zwei Frauen zu viel sind, nehme ich immer einen anderen Zivi mit, wenn ich auf ihre Station gehe. Wir unterhalten uns häufig und verstehen uns prima, sitzen mittlerweile sogar gemeinsam beim Mittagessen und je öfter wir das tun, desto dringender mein Wunsch, dass wir uns näher kommen. Anna ahnt davon mit Sicherheit nichts. Da wir uns so gut verstehen, beschließen wir, demnächst gemeinsam etwas zu unternehmen. Billard spielen erscheint uns eine geeignete Tätigkeit für einen ersten gemeinsamen Abend zu sein. Und da ich alleine nichts auf die Reihe kriege, soll uns an besagtem Tag mein Freund Nasenschlorz, der ebenfalls im Krankenhaus seinen Zivildienst ableistet, begleiten. Besagter Nasenschlorz arbeitet übrigens im Archiv, wo ich mich, das muss ich zugeben, ziemlich häufig verstecke, denn ein Zivildienstleistender, der eine Frau für sich gewinnen will, der muss sich gelegentlich vor der Arbeit drücken, weil er sonst seine eigentlichen Ziele aus den Augen verlieren könnte. Weil es scheinbar gerade so gut läuft, wähne ich mich am Ziel, ohne zu wissen, was genau ich nun tun will, tun muss und tatsächlich tun werde.
Der gemeinsame Billardabend bringt mich, wie vermutlich zu erwarten, gar nicht weiter. Ich versuche witzig zu sein, grinse Anna öfter blöd an und freue mich wie ein kleiner Junge, wenn sie mich anlächelt oder über einen meiner Sparwitze lacht. Ach, wäre ich doch nur ein Mann, dann könnte ich dieses süße Wesen schon bald in meinen Armen halten und küssen. Doch da ich weder ein Mann bin noch einen Plan habe, endet der Billardabend ohne einen einzigen Annäherungsversuch. Deprimiert und ratlos sitze ich später in meinem Zimmer und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Wie komme ich nur näher ran an dieses süße Lebewesen? Was kann ich tun, damit sie mich will?
Nachdem mich der Billardabend nicht weiter gebracht hat, bin ich mir irgendwie peinlich und halte bereits Ausschau nach einem angemessenen Ersatz für Anna. Mein Objekt der Begierde ist eine andere Schwesternschülerin, Michaela, die genau mein Typ ist. Zumindest optisch. Mit ihr geredet habe ich bisher allerdings noch nie. Aufgefallen dürfte ich ihr dennoch längst sein, da ich ständig auf ihrer Station bin und sie wie ein kleiner Hundewelpe voller Begeisterung anstarre. Nur gut, dass ich nicht wie ein Hundewelpe mit meinem Schwanz wedle, während ich sie ganz fasziniert anstarre. Mir ist echt nicht mehr zu helfen. Da ich aber ebenfalls noch total von Anna fasziniert bin, kann ich sie nicht, nicht mehr beachten. Und dann passiert etwas, womit ich gar nicht mehr gerechnet hatte. Anna lädt mich zu sich nach Hause ein. Ihre Freundin wird auch da sein und ich kann gerne auch noch jemanden mitbringen. Anna will etwas kochen und es soll ein gemütlicher Abend werden. Ich bin zunächst sehr erfreut, doch nachdem weder Nasenschlorz, noch ein anderer Zivi mich begleiten will, wird aus Freude Panik. Zwei Frauen, essen, fremde Wohnung. Das kann ich nicht. Vor Aufregung wird mir schlecht. Diese Übelkeit bleibt mir bis zum Tag des Treffens erhalten. Und weil mir schlecht ist und ich ein Blödmann bin, sage ich das Treffen kurzfristig ab. Anna ist mehr als enttäuscht und ich habe mir selbst bewiesen, dass ich noch nicht so weit bin, mich alleine mit Frauen zu treffen. Vielleicht werde ich es niemals sein.
Diese Absage war erwartungsgemäß alles andere als gut für das Verhältnis zwischen Anna und mir. Wir grüßen uns zwar noch, aber die Kommunikation ist irgendwie beendet. Ich hatte meine Chance und habe es versaut. Leb wohl, Anna, es hätte schön mit uns werden können.