Der erste Arbeitstag der Woche kann anfangs nicht so recht überzeugen, denn weil nun feststeht, wann meine Reha stattfinden wird, kann ich den Urlaub, den ich nach der Reha geplant hatte, vergessen. Die Chefin mag es nämlich nicht, wenn man nach der Reha nur eine Woche arbeitet und dann wieder Urlaub hat. Dies teilt mir Lederhose im Auftrag der Chefin mit. Ich frage nach, wie lange man nach einer Reha denn keinen Urlaub nehmen darf, aber das weiß Lederhose nicht. Somit muss ich davon ausgehen, dass der Urlaub im Winter stattfindet. Im Winter mag ich aber nicht an die Mosel, auch an keinen anderen Fluss, weshalb ich mich, zumindest wenn ich Glück habe, nur an zwei Urlaubsreisen in diesem Jahr freuen darf. Immerhin ist der erste Urlaub des Jahres genehmigt. Den Urlaub in Konz storniere ich später, weil alles andere albern wäre und mich nur deprimieren würde.
Nachdem die Urlaubsangelegenheiten fürs Erste erledigt sind, hat Lederhose noch ein Anliegen. Die Tabelle, die ich der Chefin letzte Woche geschickt habe, ist unverständlich. Niemand weiß, was die Farben zu bedeuten haben und wichtige Informationen fehlen. Es gibt Sachen, von denen ich offensichtlich keine Ahnung habe und die man mir nicht anvertrauen sollte. Darum hat Lederhose eine neue Tabelle vorbereitet, die sie mir zum Vervollständigen schickt. Sofort will ich die Aufgabe hinterfragen, sie kritisch sehen, aber zum Glück fällt mir rechtzeitig auf, dass ich all das gar nicht beurteilen kann, weil mir dazu jegliche Kompetenz fehlt. Ich muss aufhören, immer alles zu hinterfragen, und endlich anfangen, meine Arbeit ordentlich zu machen. Dafür werde ich schließlich bezahlt. Wenig später ist die Tabelle fertig, und ich kann sie an die Chefin schicken.
Ich habe mich oft gefragt, warum die Chefin immer irgendeine Verwaltungskraft anrufen lässt, anstatt selber anzurufen, doch auch das habe ich mittlerweile begriffen. Denn so muss sie sich nicht auf irgendwelche Diskussionen einlassen, weil irgendwer das Bedürfnis hat, ihre Entscheidungen oder Anweisungen zu hinterfragen und mit ihr diskutieren will. Das ist sehr klug und weise und erspart eine Menge Zeit und Energie.
Auch frage ich mich nicht mehr, wieso ich zwar laut Vertrag wöchentlich 45 Minuten weniger arbeiten soll, aber dennoch genauso lange arbeite, wie vorher. Jörg hingegen hat zu seiner Arbeitszeitverkürzung einen neuen Plan bekommen und geht täglich 15 Minuten früher, während ich monatlich etwa 3 Überstunden mache, die keinen weiter interessieren. Weil ich nicht weiter darüber nachdenken mag, denke ich vorerst auch nicht weiter darüber nach. Möglicherweise habe ich aber auch einen neuen Einsatzplan bekommen und den verbummelt. Mir ist so etwas durchaus zuzutrauen. Am Ende wird sicher alles gut und seine Richtigkeit haben.