April 2007

Mein erstes Picknick
Obwohl ich, aus noch ungeklärter Ursache, immer wieder versuche eine ganze Woche am Stück einfach nur dazuliegen und die Decke anzustarren, gelingt es mir leider nicht, denn immer wieder kommt mir etwas dazwischen, was meinen unglaublichen Plan durchkreuzt. So ist es auch in dieser Woche. Direkt am Montag kann ich meinen Plan schon vergessen, weil ich gemeinsam mit Birte das erste Picknick meines Lebens mache. Ich habe davon bisher nur gehört, und wusste bis heute nicht einmal, wie man Picknick überhaupt schreibt. Und nun sitze bzw. liege ich völlig unerwartet mit Birte auf einer Decke, esse ein leckeres Salamibrötchen und trinke Frankenheim blue. Ich befürchte sogar ein wenig, dass es mir so gut gefällt, dass ich es demnächst wiederholen könnte. Früher wäre mir so etwas nicht passiert. Birte lässt mich Dinge tun, die ich früher nicht getan hätte und dabei sieht sie auch noch verdammt gut aus. Ständig habe ich das Bedürfnis sie zu vernaschen, doch weil ich mich beherrschen kann, beherrsche ich mich. Allerdings habe ich meine Zweifel, dass es wirklich gut ist, mich zu beherrschen, weil Sex ja eine feine Sache ist. Andererseits ist das hier auf der Wiese vermutlich auch nicht der beste Ort, um hemmungslosen Sex zu haben. Wenn ich doch nur weniger Denken und stattdessen mehr genießen könnte. Wieso will Birte eigentlich nicht ständig Sex? Liegt es an mir oder sind Frauen anders?


Vier gewinnt
Am Wochenende nach dem Picknick sorgen meine vier Begleiter dafür, dass mein Abend im Rigoletto für mich durchaus unterhaltsam und kurzweilig verläuft. Folgende vier Personen sind verantwortlich, weil sie tun, was sie tun.

Loerz, der Mann den die Frauen lieben. Er ist erneut in absoluter Höchstform und es gibt kaum eine Frau im Rigoletto, die er nicht ansteuert. Er fliegt förmlich von einer Frau zur nächsten. Mit manchen unterhält er sich, andere nimmt er in den Arm und wieder anderen küsst er auf den Kopf. Eine seiner Spezialitäten. Der Kuss auf den Kopf. Die Frauen lieben es. Vermutlich gehen manche Frauen nur in Dortmund aus, weil sie hoffen, dem Loerz zu begegnen und auf den Kopf geküsst zu werden. Herrlich.

Sam, der Mann auf der Suche nach der perfekten Frau. Und zwar der absolut perfekten Frau. Macht es nicht gerade einfach, hat aber was. Da keine absolut perfekte Frau für ihn dabei ist, gibt es heute nichts weiter über ihn zu berichten.

Sams Schwester. Köstlich, wie sie die Männer darauf hinweist, dass sie nicht an ihnen interessiert ist. Eine Frau, die derart deutlich und energisch die Männer abweist, durfte ich bisher noch nicht erleben. Leider bekomme ich nicht mit was sie den Männern alles sagt, aber es sind Sachen wie ‚Geh mal weiter’, ‚Stell Dich mal woanders hin’ usw. Köstlich. Als attraktive Frau ist es vielleicht einfacher als als notgeiler Mann zu leben. Aber auch da kann ich mich irren.

Petra. Sie wollte erst gar nicht mitkommen, da es ihr noch nie im Rigoletto gefiel. Selbstverständlich ist es heute nicht anders. Je später es wird, desto unzufriedener blickt sie drein. Erst als wir gegen 02.00 Uhr den Laden verlassen sieht sie wieder etwas zufriedener aus.

Wir sind schon ein echt komischer Haufen. Gerade deshalb sind wir vermutlich auch so toll. Oder doof. Wie auch immer man es nennen will. Ich jedenfalls finde, wir sind eine gelungene Mischung. Dass ich zum Abschluss dieses launigen Abends einen 15€ Strafzettel an meinem Scheibenwischer kleben habe und außerdem mein Fernseher kaputt ist, will ich jetzt ausnahmsweise nicht bejammern. Denn Jammern bringt bekanntlich nichts.


Der Fernseher und ich
Er ist Teil meines Lebens und gehörte irgendwie schon immer zu meinem Leben. Okay, so alt ist er jetzt auch nicht, aber es fühlt sich so an als wäre er immer da gewesen für mich. Wir sind quasi zusammen aufgewachsen. Ich wurde größer und älter und er wurde dann und wann durch ein neues Model ersetzt, weshalb es Quatsch wäre zu behaupten es ginge nur um den einen Fernseher. Er steht halt für die Fernseher meines Lebens. Er erklärte mir die Welt und die Menschen. Fast alles was ich weiß oder bin hab ich ihm zu verdanken. Täglich haben wir uns gesehen. Dann ging er vor einer Weile kaputt. Einfach so gab es kein Bild, später auch keinen Ton mehr. Ich starrte ihn ratlos an, er blieb stumm. Tagelang habe ich auf meinem Platz gesessen und nix ist passiert. Dann wurde er abgeholt und dort wo er stand klaffte plötzlich ein großes Loch. Eine gähnende Leere war alles was mir blieb. Ich starrte die Leere an und sie starrte mich an. Natürlich wusste ich oft nichts mit mir anzufangen während dieser Zeit, denn es gab keinen Ersatz während der Zeit seiner Behandlung und keine brauchbare Ablenkung. Alles war Trostlos. Doch dann erhielt ich die freudige Nachricht, dass er gerettet werden konnte. Ich bekam ihn wieder und zahlte einen stolzen Preis dafür. Zwei Monate konnte ich damals nicht mehr ausgehen, da ich kein Geld mehr hatte. Es war mir egal. Längst ist er wieder da und steht an seinem Platz, während ich an meinem sitze. Wir haben uns wieder und verbringen Zeit zusammen. Doch auch ihm ist nicht entgangen, dass ich in letzter Zeit mehr als sonst unterwegs bin und eine Frau interessanter finde als ihn. Doch weil er mich kennt, weiß er, dass sich die Zeiten auch wieder ändern und ich dann zu ihm zurückkehre, um zu bleiben. Dann werden wir, so wie wir es oft getan haben, an milden Sommertagen das Fenster öffnen und unsere gemeinsame Zeit genießen als wären wir dazu bestimmt. Es wird sein wie früher als ich stundenlang vor dem Fernseher gesessen habe, anstatt am Leben teilzunehmen, denn ich bin ein Idiot mit einem Fernseher, der am Ende immer wieder zu seinem Fernseher zurückkehren wird, egal, um welches Modell es sich dabei auch handelt und welche Abenteuer draußen auf mich warten könnten.


Zandvoort
1988 habe ich zuletzt eine Nacht im Ausland verbracht und bin davon ausgegangen, dass ich so etwas nie wieder tun werde. Da habe ich mich wohl geirrt, denn heute, am 14. April 2007 brechen Birte und ich auf, um eine Nacht in Zandvoort zu verbringen. Für den normalen Durchschnittsbürger keine große Aktion, für mich eine Sensation.

Das Wetter ist gut, meine Begleitung attraktiv und dennoch bringe ich es fertig fast nur zu meckern. Am Strand ist mir zu viel Sand, am Himmel zu viel Sonne und zu viele Menschen sind ebenfalls da. Anscheinend bin ich mit nix zufrieden. Und so versaue ich durch meine unfassbare Meckerei Birte und mir das Wochenende, ohne es wirklich zu merken. Am Strand liege ich völlig verkrampft auf einer Decke und kann nicht eine Minute entspannen. Nicht einmal eine Sekunde kann ich es. Vermutlich bin ich eine einzige Enttäuschung für sie. Welcher normale Mensch fährt auch an den Strand, verkrampft da total und meckert in einem durch? Doch nur jemand, der durch und durch widerwärtig ist. Aber wenn ich einmal in so einer Spirale gefangen bin, was ich meist den ganzen Tag bin, komme ich da nicht mehr heraus. Vielleicht verläuft unser Abend auch deshalb so völlig anders als von mir erwartet. Birte ist nämlich dermaßen K.O., dass wir den Abend im Hotelzimmer verbringen, anstatt etwas zu unternehmen. Natürlich kann es an der Luft liegen, aber vielleicht hat sie mein ständiges Gemecker auch zermürbt. Sie schläft sogar ein bevor wir Sex haben und ich frage mich ernsthaft, ob wir zwei wirklich zusammen passen. Aber das tue ich nicht nur, weil wir jetzt keinen Sex haben, obwohl ich das schon irgendwie bedenklich finde. Vor allem, weil ich ja durchaus an ausführlichem Sex interessiert bin und sie zu attraktiv ist, dass ich keinen Sex wollen könnte. Während sie schläft denke ich über unsere Beziehung nach und wie so oft in den letzten Tagen sagt mir mein Verstand, dass das mit uns nicht funktionieren kann. Wir sind beide zu kaputt für eine Beziehung. Wir sind zu oft unterschiedlicher Meinung und führen ständig unfassbar sinnlose Gespräche, die einfach nur anstrengend sind. Wir passen einfach nicht zusammen, doch leider höre ich zurzeit nicht auf meinen Verstand, weil ich diese Frau einfach haben will. Der Verstand wohnt in meiner Hose und will immer nur das eine. Darf man eigentlich Sex mit einer schlafenden Frau haben? Vermutlich besteht für mich echt keine Hoffnung mehr.

Als wir am nächsten Tag zurückfahren kann man nicht unbedingt von einer gelösten Stimmung sprechen. Eher von einer unterschwelligen Gereiztheit, die permanent spürbar ist. Ich bin weiterhin der verkrampfte Nörgler, der wie ein pubertierender Zellhaufen jegliche Romantik zerstört. Gut, es mag sein, dass wir nicht zusammen passen, aber auch wenn es anders wäre, würde ich mich ähnlich bescheuert verhalten. Möglicherweise bin ich einfach nur Verhaltensgestört. Sie indes hat immer ihren Diskutierzwang und sagt mir, was mich völlig irritiert, dass sie es toll findet, dass ich mir nicht alles gefallen lasse und ihr oft widerspreche. Mit mir kann man sich gut streiten. Ich will mich aber überhaupt gar nicht streiten, weil ich es zermürbend finde. Was kann man daran nur gut finden? Heißt das jetzt, dass wir bei jedem Treffen solche Diskussionen führen, weil sie es toll findet? Warum laufe ich nicht weg, wie ich sonst vor allem weglaufe? Uns verbindet einfach nicht genug, um das fortzuführen. Aber irgendwie ist sie auch ganz entzückend, wenn sie nicht gerade diskutiert. Verdammt, ich bin verloren.


Metamorphose
Was ist nur mit mir los? Warum mache ich so häufig Dinge, die er früher nie getan hätte? Warum werde ich von Tag zu Tag gewöhnlicher als ich es sowieso schon bin? Und hört das je wieder auf?

Begonnen hat alles nachdem ich mich zum ersten Mal mit Birte getroffen habe. Seitdem mache ich diese Dinge, die sich einfach nicht gehören. Ich verbringe ein Wochenende mit ihr in Zandvoort, übernachte regelmäßig bei ihr und habe sogar schon eine Zahnbürste bei ihr deponiert. Ich war schon zweimal mit ihr und ihrem Sohn unterwegs und es hat mir nichts ausgemacht. Ich tue so als wäre das alles völlig normal und demnächst will ich sogar mit ihr zu IKEA fahren. Mit ihr zu kochen habe ich unlängst auch versprochen. Dabei kann ich gar nicht kochen. Überhaupt sage ich bei fast allem, was Birte mir vorschlägt, ja. Ist mein Gehirn, sofern er jemals eins hatte, völlig aufgeweicht? Bin ich eine Matschbirne oder was ist da los? Muss ich eingeschläfert werden? Was mache ich demnächst noch für merkwürdige Dinge, die sonst nur für den Durchschnittsbürger reserviert sind? Hat diese Frau mir den Rest meines eh nur mäßigen Verstandes geraubt? Und warum laufe ich nicht weg, wenn wir wieder eine der vielen anstrengenden Diskussionen führen. Machen Erwachsene das so? Dann will ich bitte nie erwachsen sein.

Während ich noch über meine scheinbare Metamorphose nachdenke, mache ich schon wieder etwas eigentlich undenkbares, denn ich verbringe den sonnigen Tag mit dem Loerz im Solendo am Sandstrand. Dort verziehe ich mich normalerweise direkt in den Schatten, doch stattdessen liege ich, der weißeste Weiße, seit es die Farbe Weiß gibt, seit etwa dreißig Minuten direkt in die Sonne. Hab ich sie noch alle? Früher hätte ich so etwas nicht gemacht.
Den Abend nach dem Strandbesuch verbringe ich mit, Birte, Loerz und Petra im Café Erdmann. Es ist ein gemütlicher Abend, der für mich natürlich wieder bei Birte endet und bei der ich auch die Nacht verbringe. Eine weitere Premiere folgt am Morgen als ich Brötchen hole, um anschließend mit Birte auf dem Balkon zu frühstücken. Abgesehen von der Tatsache, dass ich morgens in der Regel nicht wirklich frühstücke, weil ich nur Süßkram in mich hinein stopfe, ist es irgendwie schön auf dem Balkon zu sitzen und zu frühstücken. Warum ich mir das allerdings nicht anmerken lasse, oder es nicht zeigen kann, wird wohl immer mein Geheimnis bleiben. Möglicherweise, weil ich ein Mensch voller Zweifel bin oder einen Gendefekt habe.

Ein weiterer Beweis, dass ich derzeit völlig außer Kontrolle bin, folgt am Nachmittag. Bei fast 30° gehe ich mal eben zweiunddreißig Minuten joggen. Wie kann man nur so bescheuert sein und wer weiß was ich als nächstes anstelle? Fest steht, dass eine Frau mich verändern kann bzw. Veränderungen in mir hervorruft. Fest steht aber auch, dass ich immer meckern muss, alles kaputt nörgle und mir absolut nicht eingestehen kann, wenn mir etwas gefällt. Und es anderen gegenüber zuzugeben, dass ist mir völlig unmöglich. Ich kann einfach nicht sagen, wenn ich von irgendwas angetan bin. Ich kann noch nicht einmal sagen, dass ich mit irgendwas zufrieden bin. So ganz abgeschlossen ist die Metamorphose entweder noch nicht oder das Ergebnis der Metamorphose ist nicht wirklich überzeugend.


Unterwegs mit Freunden
Um 21.30 Uhr hole ich Sam ab und wir fahren ins Las Salinas, wo der Loerz schon auf uns wartet. Ich schlürfe traditionsgemäß einen Jägermeister, während die zwei sich mit Bier begnügen. Als Petra zu uns stößt ziehen wir weiter zum Weinfest. Die drei essen eine Kleinigkeit, bevor wir ins Columbus weiter ziehen. Dazu gibt es Bier. Ich verzichte.
Nächste Station ist das Bierhaus Stade und es ist schrecklich wie immer. Nach wenigen Minuten muss ich raus und die anderen folgen mir. Zeit für den Loerz einen Vortrag zu halten. Das Thema heute sind in erster Linie hässliche Frauen. So erzählt er uns, dass es in Dortmund nur hässliche Frauen gibt und er in Zukunft nicht mehr ausgeht, weil er die ganzen Orks nicht mehr ertragen mag. Während des ganzen Wegs zum Mendoza lernen wir viel über seine Sicht der Dinge. Vielleicht lernen wir aber auch nichts und hören nur einem frustrierten Mann beim frustriert sein zu. Im Mendoza ist es viel zu warm und auch zu voll, so dass wir gar nicht wirklich reingehen, weil der erste Eindruck uns davon abhält. Lediglich der Loerz wagt sich kurz rein, kann sich aber ebenso wenig dafür begeistern und ist schnell wieder draußen. Weiter geht’s ins Sixx.PM. Der Loerz ist weiterhin unzufrieden und Petra mittlerweile auch, denn die Musik (80er Jahre) ist absolut nichts für sie. Die Leute sowieso nicht. Und wenn Petra weder Musik und Leute mag, dann kann man eh nichts mehr retten. Mir indes ist alles relativ egal. Der Loerz, der vor lauter hässlichen Frauen Frust schiebt, kommt dennoch irgendwann mit zwei kleinen Frauen ins Gespräch. Sofort ist seine Laune nicht mehr ganz so übel. Als er sich wenig später spontan in eine attraktive Frau, die es eigentlich nicht in Dortmund geben kann, verliebt, ist er fast wieder der alte. Er grinst und verspürt das Bedürfnis an ihren Haaren zu riechen. So muss das sein. Sam hat noch kein festes weibliches Ziel ins Auge gefasst, er bleibt aber wachsam.
Gegen 01.00 Uhr stoßen Birte und Rolf (Rolfi) zu uns und der Haufen ist komplett. Petra bleibt unzufrieden und will einfach nicht tanzen. Konsequenterweise verlässt sie bald darauf als erste unserer Gruppe das Sixx.PM. Rolf und Birte tanzen die meiste Zeit. Zwischendurch spricht Birte kurz Loerz Traumfrau an. Heraus kommt dabei allerdings nichts, wobei ich auch nicht genau weiß, was dabei herauskommen sollte. Vermutlich sollte sich die Traumfrau in den Loerz verlieben und wollte nicht. Was Leute unter Alkoholeinfluss alles anstellen ist manchmal durchaus witzig.
Den Loerz zieht es immer wieder zu den kleinen Frauen. Was soll er auch machen, wenn die auserwählte Traumfrau nicht willig ist? Sam entdeckt irgendwann eine Blondine und beißt sich an ihr fest. Die beiden lachen viel und scheinen vergnügt. Kurze Zeit später verlässt der Loerz das Sixx.PM. Da alle anderen irgendwie beschäftigt sind, stehe ich, weil ich es am besten kann, einfach so in der Gegend herum und gucke mir Leute an. Irgendwie interessant und belanglos zugleich. Einige Zeit später ist auch Sam verschwunden. Keine Ahnung, ob er die Blondine mitgenommen hat oder sie ihn. Später wird Rolf müde und so ist es an der Zeit die Heimreise anzutreten. Birte ist beschwingt vom Alkohol und scheinbar sehr vergnügt. Ich packe sie ins Auto und wir fahren zu ihr. Es ist etwa 04.00 Uhr, der Ausflug ist vorbei. Zeit zu schlafen. Sex gibt es leider keinen, was mir irgendwie nicht recht ist.