Das Ende des Winterschlafs

Es ist Sonntag und das Wetter kann durchaus als perfekt bezeichnet werden. Der perfekte Tag also, um meinen Benz aus dem Winterschlaf zu holen. Ich mache mich auf den Weg zur Garage und bringe die neuen Saisonkennzeichen, die ich nicht besonders schön finde, an. Anschließend klemme ich die Batterie an und setze mich in den Benz. Ich sinke auf den Ledersitz und bin erstaunt, wie tief ich hier doch sitze. Der Unterschied zum Hyundai Matrix, den ich mir in den letzen Wochen immer wieder von meinem Vater geliehen habe, ist immens. Die Armaturen, die scheinbar riesige Motorhaube und der Geruch faszinieren mich. Ich drehe den Zündschlüssel um. Sofort springt der Benz an. Entzückt fahre ich ihn aus der Garage. Erst jetzt, wo ich ihn zehn Wochen nicht gefahren bin, erkenne ich wieder, was für einen tollen Wagen ich doch habe. Das ist kein Alltagsauto, sondern mein ganz persönlicher Luxus. Ich fühle mich direkt aufgewertet, obwohl ich derselbe nutzlose Typ bin, der ich schon immer war. Es kommt eben doch
darauf an, dass man das richtige Fahrzeug hat.

An der Tankstelle senke ich den Reifendruck, um dann eine kleine Runde zu fahren. Die Sonne und der Benz strahlen um die Wette. Ich strahle nur innerlich und finde, dass der Benz eigentlich nur bei schönem Wetter bewegt werden darf und ich einen Zweitwagen brauche. Ein Alltagsauto. Doch welcher Arbeitslose kann sich das schon leisten? Wieso habe ich nur nichts aus mir gemacht? Dann wäre ein Zweitwagen selbstverständlich und ich wäre angemessen versorgt. Wieso bin ich nicht das Kind reicher Eltern? Und wieso gewinne ich nicht im Lotto? Vermutlich weil ich gar kein Lotto spiele. So genieße ich meinen kleinen Ausflug und beschließe, dass der Benz in diesem Jahr zu einem Schönwetterfahrzeug umfunktioniert wird und ich vermögend werde. Ob es klappen wird?

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