Bremerhaven – Teil 1

Warum ich mit dem Coupé und nicht dem Benz nach Bremerhaven fahre ist schnell erklärt. Beim Benz ist die Klimaanlage defekt und ich weiß nicht, ob er einen angemessenen Parkplatz bekommen würde. Außerdem kann man im Coupé besser Musik hören. So singt Dean Martin auf der Hinfahrt für mich und ich muss mir leider eingestehen, dass mir Bremerhaven zu weit weg ist, denn nach zwei Stunden habe ich keine Lust mehr aufs fahren. Reiseziele, die weiter entfernt sind, sollte ich zukünftig definitiv meiden. Ich bin einfach zu alt für so Abenteuer. Trotzdem wackle ich zur Musik gelegentlich mit dem Kopf, nur halt nicht im Takt der Musik, was sicher nicht nur daran liegt, dass ich kein Taktgefühl habe. Schneller ans Ziel bringt mich das Kopfgewackel allerdings auch nicht.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer kommt mir ein Hund entgegen. Er ist weiß und vermutlich sehr alt. Sein Fell scheint ihm auszufallen und er sieht irgendwie fertig aus. Dummerweise habe ich die blöde Angewohnheit fast jeden Hund, der mir begegnet, anzusprechen, was in diesem Fall dazu führt, dass der Hund ziemlich wütend wird und mich übel beschimpft. Selbst als ich mich entschuldige und davon mache, kriegt er sich nicht ein. Ich sollte mir echt abgewöhnen jeden Hund anzusprechen, bei Frauen mache ich sowas schließlich auch nicht.

Mein Hotelzimmer ist grenzwertig. Dass es winzig sein würde, war mir klar, dass mein Ausblick direkt auf eine Häuserwand gerichtet sein wird dagegen nicht. Auch bin ich überrascht, dass es nicht einmal einen Schrank gibt. So werde ich drei Tage quasi aus dem Koffer leben müssen. Aber immerhin ist der Parkplatz akzeptabel und das Wetter schön. Bevor ich das Zimmer akzeptieren kann, sprühe ich alles, was ich zu berühren gedenke, einmal mit Desinfektionsmittel ein. Zu meiner eigenen Sicherheit, weil ich nicht krank werden möchte. Gefängnisse in einem solchen Zustand gibt es in Deutschland sicher nicht. Trotzdem möchte ich nicht in ein Gefängnis.

Ich muss etwa acht Minuten mit dem Auto fahren um vom Hotel ans Wasser zu kommen. Parkplätze gibt es gegen Gebühr. Belohnt werde ich dafür wenig später mit einem schönen Ausblick und einer Pizza Hawaii, die ich in der Taverna da Vinci zu mir nehme. Da es einigermaßen windig ist, ist die Pizza allerdings schnell kalt, was mich nicht so wirklich zu begeistern vermag. Ich bin im Moment der einzige in dem Lokal, der ohne Begleitung ist, was ich irgendwie interessant finde. Die Pizza ist gut, dass Dunkelbier ebenso. Nach einer Weile setzt sich eine Frau, die ebenfalls alleine ist, an den Nebentisch. Ich verstehe das nicht, weil noch genug andere Tische frei sind. Also trinke schnell aus, bezahle und gehe, weil mich das irgendwie durcheinander bringt, wenn eine Frau alleine am Tisch direkt neben mir sitzt. So kann ich keineswegs entspannen.

Ich laufe eine Weile an der Weser entlang, dann trinke ich noch zwei Stille Wasser in der Strandhalle. Dort sitze ich ganz alleine in einer Ecke, weil kaum noch Leute da sind. Irgendwie gefällt mir das. Dann werde ich auch schon müde und es wird mir durch den Wind zu kalt, weshalb ich mich auf den Rückweg mache und bereits um 21.50 Uhr zurück im Hotel bin.

Ich muss gestehen, dass mich erste Urlaubstage schon einigermaßen stressen und habe, während ich auf dem Bett liege, noch nicht das Gefühl, dass Bremerhaven eine gute Wahl war für einen Urlaub allein mit mir ist.

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