Wenn es nicht läuft, läuft es nicht

Alles deutete auf einen weiteren Tag, ohne besondere Vorkommnisse hin. Das Wetter ist besser als in den letzten Tagen, wir dürfen eher nach Hause, um Fußball zu gucken und nichts deutet darauf hin, dass der Tag sich in eine falsche Richtung entwickeln könnte. Bis er es tut. Wenn sich etwas in die falsche Richtung bewegt, dann tut es das oft spontan und unerwartet.  So weigert sich plötzlich das Coupé den Autoschlüssel ins Zündschloss zu lassen. Eine mehr als ärgerliche Aktion, denn so kann ich nicht mit dem Coupé fahren, was irgendwie unschön ist, weil ich ja nach Hause will. Ich versuche und versuche, der Schlüssel bleibt draußen. Ich hole das Telefon raus, irgendwer muss mich abholen. Dann verwerfe ich die Idee, sage dem Coupé, dass es nur noch ein einziges Mal den Schlüssel ins Zündschlosslassen soll und beschließe, dass es dann auf dem Hof parken kann. Es ist heiß im Wagen und ich öffne die Tür, weil ich sonst ersticke und das keinem helfen würde. Andererseits wäre es vielleicht ein guter Zeitpunkt zu sterben. Gemeinsam mit meinem Coupé. Noch schöner kann es maximal sein, wenn man beim sexuellen Höhepunkt das Zeitliche segnet. Aber weil das eher unwahrscheinlich ist, wäre jetzt vielleicht… , nein, das führt zu nichts. Ich versuche es ein weiteres Mal. Das Zündschloss ist gnädig und ich kann das Coupé starten. Hier stirbt jetzt keiner.

Zu Hause angekommen ziehe ich den Schlüssel ab, versuche ihn dann wieder ins Zündschloss zu stecken, aber das wird nichts. Der Schlüssel bleibt draußen. Ich gehe in die Wohnung und genieße ein Fußballspiel, welches in einem so gemächlichen Tempo abläuft, dass ich ernsthaft überlege mich einwechseln zu lassen, dass entscheidende Tor zu schießen und dann meinen Rücktritt von der Fußballbühne feiere. Die Zuschauer flippen aus und feiern mich. Dann wache ich auf. Schade, alles nur geträumt. Doch damit endet der Lauf noch nicht, denn nun bekomme ich, scheinbar ohne Grund, Magen- und Darmprobleme. Wenig später finde ich mich auf der Toilette wieder und verpasse das Ende eines völlig langweiligen Fußballspiels. Das Spiel geht selbstverständlich verloren und ich gehe zum Händler meines Vertrauens, um ein neues Zündschloss zu ordern. Den Weg hätte ich mir sparen können, denn Zündschlösser gibt es angeblich nur direkt beim Hersteller. Großartig. Nur halt nicht für mich.

Später lese ich, dass die Zündschlösser wohl regelmäßig bei diesem Fabrikat kaputtgehen. Das Einzige, was wir dazu einfällt ist, „Nie wieder Opel“. Später schaue ich zusammen mit Markus Brasilien gegen Serbien. Die Spieler bewegen sich teilweise so schnell, dass mir schwindelig wird. Möglicherweise hatten die deutschen Spieler vor ihrem Spiel ja Beruhigungsmittel eingenommen, anders ist das unterschiedliche Tempo kaum zu erklären. Kaum ist Markus weg, bekomme ich Magen- Darmkrämpfe und befinde mich kurz danach erneut auf der Toilette. Der Tag hat sich längst zu einer einzigen Enttäuschung entwickelt. Der Tag ist somit fast wie ich. Ich nehme balsamischen Melissengeist ein, weil ich etwas einnehmen muss. Anschließend liege ich im Bett und beschließe, dass dies der Ausbruch meiner tödlichen Krankheit, die schon lange im Verborgenen in mir schlummerte, ist. Das erklärt auch die unerklärlichen Schmerzen im Arm, den dunklen Fleck auf meiner Unterlippe und meine immer schlechter werdende Kondition. Irgendwann nimmt die Krankheit endgültig Besitz von einem und dann ist es zu spät und bald vorbei. Dabei bin ich für meinen eigenen Tod eigentlich noch zu jung. Erst als ich später erneut zur Toilette muss, kann ich das Gedankenkarussel kurzzeitig stoppen.

Im Bett finde ich eine mögliche Liegeposition, schlafe irgendwann ein, kann aber nicht behaupten, dass ich gut schlafe. Das macht aber auch nichts, weil ich schon bald für immer schlafen werde.

Am Morgen trinke ich ein Glas Wasser, um den Körper auch innerlich zu wecken. Kaum ist das geschafft, sitze ich schon wieder auf der Toilette. Anschließend wird mir beim üblichen Frühstücksmüsli schlecht und ich setze mich, noch bevor ich aufgegessen habe, freiwillig zurück auf die Toilette. Das ist doch alles Scheiße. In dieser Situation klingt das sehr weise.

Weil ich arbeiten muss, erkenne ich direkt wieder den Vorteil und die Notwendigkeit, zwei Autos zu haben. Der Benz, der erst kürzlich für fast zweitausend Euro repariert und gewartet wurde, springt zum Glück direkt an und scheint auch sonst in einem guten Zustand. Wenn er dazu noch sauber wäre, müsste ich während der Fahrt nicht ständig mit dem Lappen irgendwo irgendwas putzen. Andererseits bin ich so beschäftigt und vergesse kurzzeitig meine Darmprobleme und den nahenden Tod. Der Benz ist geil. Der Opel ein blöder Penner. Als ich später bei Opel nachfrage, was ein neuer Schlüssel kostet, wird mir bestätigt, dass das Coupé ein Arschloch ist. 124 Euro kostet der Schlüssel, aber da ich keinen Schlüsselpass habe, kostet es nochmal 50 Euro, um den richtigen Schlüssel zu finden oder so. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit. Ein Schloss mit eigenem Schlüssel. Das kostet aber 169Euro, weil ich den Schlüssel auch noch bezahlen muss. Ich glaube nicht, dass ich so viel Geld ausgeben möchte. Mir ist noch immer schlecht und bei so Preisen wird es auch niemals besser.

Nachdem ich mich von dem Preisschock erholt habe, rufe ich bei einer Werkstatt meines Vertrauens an und wir einigen uns darauf, dass ich den Wagen dort in den nächsten Tagen hinbringe und nächste Woche Freitag wieder abhole. Das ist alles irgendwie unbefriedigend, aber auch nicht zu ändern. Damit ist der Benz nun eine Woche mein Alltagsauto. Zum Glück habe ich nächste Woche Urlaub und muss den Benz nicht missbrauchen, um mich täglich zur Arbeit zu bringen. Nachdem das nun geklärt ist, sollte mein Darm auch Ruhe geben, aber das geht nicht, weil ich ja an einer tödlichen Krankheit erkrankt bin. Irgendwas ist halt immer.

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