Vorweihnachtliches Treffen in einer Pizzeria

Eigentlich war der Plan, dass die Bürgerarbeiterin und ich uns in der Vorweihnachtszeit im Café del Sol treffen und dort abhängen. Das haben wir schon öfter so gemacht und Beständigkeit ist eine gute Sache. Aus noch unerforschten Gründen sind wir dieses Jahr von dem Plan abgewichen und treffen uns stattdessen in Bork, um bei Enzo Pizza zu essen. Das ist alleine schon deshalb fragwürdig, weil es bei Enzo nur zwei Tische, um anständig zu sitzen, einen Stehtisch und eine Art Theke gibt. Außerdem ist heute Pizzatag, was bedeutet, dass ständig Leute reinkommen, um zu bestellen oder bestellte Sachen abzuholen. Weil die Pizzeria sehr klein ist, stehen diese Leute also stets neben dem Tisch an dem wir unsere Pizza zu uns nehmen. Das ist provinziell, unschön und erstickt jede Unterhaltung im Keim. Die Leute kennen sich scheinbar alle und am Tisch neben uns süffelt eine ältere Frau ein Bier und eine Sprite. Ein Mann, stets zu laut und zu auffällig, setzt sich zu ihr und isst etwas. Die beiden kennen sich nicht, was aber keine Rolle spielt. Hier werden Fremde zu Freunden und falls nicht, stört es sie dennoch nicht, zusammen an einem Tisch zu sitzen. Mich stört es schon mit Ihnen in einem Raum zu sein. Nach dem der Mann endlich fort ist, kommt eine Frau herein, die ihre Haare vorne über der Stirn lila gefärbt hat, was völlig fürchterlich und unangemessen aussieht. Sie setzt sich zu der alten Frau mit dem Bier und der Sprite. Kurze Zeit später kommen fünf weitere Personen herein und gesellen sich zu den Frauen. Freunde oder Familie, vermute ich. Weil die Bürgerarbeiterin und ich einen Tisch blockieren, muss eine der Personen etwas deplatziert vor dem Getränkeautomaten stehen. Mir ist das einfach zu voll, fast schon bedrückend und ich komme mir vor als wäre ich Teil irgendeiner furchtbaren Sendung auf Super RTL oder RTL 2. Lustig wäre, wenn jetzt ein Team der WDR Lokalzeit kommen würde, um das ganze Elend, nein, nicht Elend, um diese faszinierende Zusammenstellung von Menschen auf engstem Raum zu filmen und uns alle dazu zu interviewen. Vor lauter Fassungslosigkeit würde ich einfach nur deppert in die Kamera starren. Ich fühle mich unwohl und so machen wir uns bald und somit viel eher als eigentlich geplant auf den Weg. Das waren zwei ziemlich skurrile Stunden, die ich so nicht wieder erleben möchte. Aber immerhin war die Pizza gut und das Personal freundlich.

Jetzt kann mir hoffentlich nichts mehr passieren. Frohe Weihnachten.

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