Möglicherweise überraschend, vermutlich aber nicht, fahre ich mit Petra zum Micro!Festival nach Dortmund. Es ist bereits das vierte Mal, dass wir das Micro!Festival besuchen, von Routine jedoch keine Spur, denn das letzte Micro!Festival fand 2019 statt. Dann wurde Corona erfunden und aus Sicherheitsgründen alle möglichen Vergnüglichkeiten verboten. Nur deshalb ist die Menschheit nicht ausgestorben, obwohl es knapp war, und nur darum kann es überhaupt wieder Festivals geben. Außerdem findet das Micro!Festival dieses Mal nicht auf dem Friedesnplatz statt, sondern ist auf drei Orte in der Innenstadt verteilt, was ich auch erst einmal verkraften muss. Die typischen Stände mit Leckereien kann ich nirgends entdecken, was vielleicht daran liegt, dass es sie nicht gibt. Die Darbietungen auf den Bühnen können mich nicht begeistern, weshalb wir einfach so umhergehen, um uns zu orientieren. Man merkt, dass wir abends lange nicht mehr ausgegangen sind und uns das durchaus verwirrt. Das perfekte Wetter irritiert uns auch, weil wir so etwas einfach nicht mehr gewohnt sind. Ich bin von der Masse an attraktiven Frauen ganz durcheinander und weiß gar nicht, wo ich hingucken soll. Die Orientierungslosigkeit führt irgendwann dazu, dass wir Durst bekommen und im Café Extrablatt landen, etwas abseits sitzen, was Petra, die heute ins Getümmel, wie sie es nennt, möchte, nicht ganz so überzeugt. Petra möchte heute mittendrin statt nur dabei sein, wie es scheint. Es dauert gut 15 Minuten, bis wir endlich bedient werden. Die Stühle gehören zu den unbequemsten Stühlen, auf denen ich je sitzen musste und so habe ich nach einer Weile echte Rückenschmerzen. Das ist mir ewig nicht passiert. Daher muss ich, obwohl ich gerne länger sitzen geblieben wäre, irgendwann Petra auffordern, dass sie austrinkt, weil ich sonst vor Schmerzen vom Stuhl kippe. So wandern wir wenig später schon wieder ratlos umher und ich erfreue mich weiter am Anblick attraktiver Frauen. Nach einer Weile stehen wir am Europabrunnen, betrachten all die Figuren und fragen uns, was sie zu bedeuten haben, weil sie für uns einfach keinen Sinn ergeben.
Auf dem Vorplatz der Reinoldikirche zieht uns irgendwas an, wir wissen aber nicht, was es ist. Zwei schlanke, blonde Frauen erscheinen auf Stelzen und gehen einmal ums Publikum. Da ich eine Schwäche für junge, schlanke Frauen habe, bin ich neugierig, was das wohl alles soll. Die Frauen gehen auf den Platz, Musik spielt, eine dritte Frau auf Stelzen taucht auf und ich frage mich, woher sie wohl gekommen ist. Die Frauen bewegen sich ganz wunderbar, es könnte eine Art Tanz sein und ich bin ganz angetan. Erstaunlicherweise beachte ich die dunkelhaarige Frau kaum, fast als wäre sie nicht da, was ich komisch finde, da ich eigentlich eher eine Schwäche für dunkelhaarige Frauen bei mir vermutet habe. Aber mich interessieren tatsächlich nur die beiden blonden Frauen. Minutenlang sage ich keinen Ton, kommentiere nichts und schaue dem Schauspiel bis zum Ende zu. Fast wäre das Micro!Festival für mich ein Reinfall gewesen, aber der Auftritt von Danzanko, so nennen sich die drei Damen, ändert meine Meinung. Wieder einmal reicht eine einzige Darbietung, um mich vollends zufriedenzustellen. So einfach kann es sein. Anschließend könnte man zwar vermutlich noch eine Weile durch Dortmund schlendern, aber wir bewegen uns direkt Richtung Parkhaus, weil wir es einfach nicht gewöhnt sind, nach 22.00 Uhr noch Ideen zu entwerfen. Im Parkhaus bin ich leider komplett verwirrt, da ich beim Bezahlautomaten den Schlitz fürs Bargeld nicht finde. Es dauert eine Sekunde, bis Petra erkennt, dass dieser Automat nur mit Kartenzahlung funktioniert. Ohne Petra wäre ich jetzt aufgeschmissen, da ich natürlich keine Karte dabei habe. Hätte sie auch keine Karte, würden wir jetzt ziemlich dumm dastehen, was mich ziemlich deprimiert. Ich finde Kartenzahlung auch ganz praktisch, aber ich will nicht dazu gezwungen sein.
Auf der Rückfahrt spielt mein Radio im Wechsel Musik der 80er und Schlager. Petra ist entsetzt, ich bin entzückt. Besser kann eine Rückfahrt wirklich nicht sein. Vielleicht besuchen wir das Micro!Festival auch im nächsten Jahr, weil wir daraus sowieso eine Tradition machen wollten. Wir warten einfach ab, ob wir nächstes Jahr noch leben und entscheiden dann spontan.