Eine Weile hatte ich meine Montagstermine durchaus reduziert, aber zuletzt hat sich das (leider?) wieder geändert. Daher ist es wenig verwunderlich, dass ich die alte Tradition heute fortführe. Direkt um 09.09 Uhr bin ich in der Werkstatt, um das Coupé abzugeben. Um 17.00 Uhr kann es abgeholt werden mit neuen Domlagern. Auf dem Weg zurück nach Hause lege ich einen ersten Zwischenstopp beim Urologen ein. Ich brauche einen Termin, da meine Hautprobleme eventuell von den Nieren kommen. Man bietet mir direkt für heute Nachmittag einen Termin an, was ich ganz entzückend finde, aber ablehnen muss, weil ich am Nachmittag beim Heilpraktiker bin. Also darf ich in drei Wochen am Montag wiederkommen. Großartig. Weiter geht´s zur Hausärztin. Termin Montag in zwei Wochen. Jetzt brauche ich nur noch nächste Woche Montag irgendeinen Termin, dann ist alles so, wie es schon früher ständig war. Ich verfalle echt immer wieder in alte Muster. Schrecklich.
Zu Hause angekommen, hänge ich zunächst Wäsche auf und putze dann ein wenig. Eine Sache, die ich immer mehr vernachlässige, was immer deutlicher zu erkennen ist. Oberflächlich geht es ja, aber genauer hinschauen sollte man nicht. Vor dem Mittagessen putze ich noch das Bad. Der Unterschied ist mehr als deutlich zu erkennen, als ich damit fertig bin. Zur Belohnung mache ich mit den restlichen Kartoffeln von gestern Bratkartoffeln und mich im Anschluss, also direkt nach dem Spülen, auf den Weg, um den Benz zu holen. Es kommt mir vor, als wäre ich ewig nicht mehr von der Wohnung zur Garage gegangen. Dabei ist das Quatsch. Irgendwie fühlt es sich an, als würde ich von meinem Onkel zu meinen Eltern gehen, so wie ich es früher auch fast täglich machte. Das ist komisch, erzeugt aber zugleich eine angenehme Vertrautheit, fast so, als wäre das Leben voll in Ordnung und ich viel jünger als ich tatsächlich bin. Das Wetter ist angenehm und nichts stört die innere Gelassenheit. An der Grundschule spielen Kinder, sie schreien und quieken. Was Kinder halt so machen. Dieser Lärm hat etwas Vertrautes, fast beruhigendes. Aus unerklärlichen Gründen mag ich sehr oft den Lärm, den Kinder auf Schulhöfen praktizieren. Oft sogar den Lärm vom Freibad und sogar von Spielplätzen. Auch das hat etwas Beruhigendes und lässt mich meinen eigenen Verfall und das Altern kurzzeitig vergessen. Die Sonne wärmt mich auf eine angenehme Weise, aus der Entfernung höre ich die Sirenen eines Krankenwagens. Die Sirenen von Krankenwagen haben mich früher gestresst, weil ich immer wieder fürchtete und erwartete, dass diese Krankenwagen auf dem Weg zu meiner Mutter, meinem Vater oder meinem Onkel sind. Dieses Gefühl wurde ich viele Jahre nicht los. Vermutlich war es daher logisch, dass ich auch den Krankenwagen hörte, der tatsächlich auf dem Weg zu meiner Mutter war, aber letztlich hat ihr das auch nicht geholfen. Nachdem auch mein Vater gestorben war, hörte es auf, dass ich mir Sorgen machen musste, wenn ich einen Krankenwagen höre. Nicht, dass es nun keine Menschen mehr gibt, die mir etwas bedeuten, aber vielleicht liegt es daran, dass es niemanden mehr gibt, um den ich mir schon in der Kindheit Sorgen gemacht habe. Ich finde es jedenfalls sehr befreiend, dass ich seit Jahren Krankenwagen hören kann, ohne mir direkt Sorgen zu machen und direkt in eine unangenehme Anspannung zu verfallen. So viele Gedanken, während der etwa 12 minütigen Wanderung zur Garage. Erstaunlich, dass dabei dennoch keine negativen Gedanken sind und ich den Spaziergang als irgendwie angenehm empfinde. Altersgelassenheit? Wer weiß.
Später im Hausflur begegne ich meiner Nachbarin. Sie beschwert sich, dass unser Nachbar noch immer den ganzen Dreck vor seiner Haustür liegen hat und auch seinen Wischeimer nicht weggeräumt hat, obwohl es offensichtlich ist, dass er niemals den Flur wischen wird. Sie deutet an, dass sie ihn für komplett schwachsinnig hält und vermutlich hat sie damit auch Recht. Ich, so sagt sie, bin ein netter Mann. Direkt danach wirft sie mir eine Kusshand zu. Dann sagt sie noch irgendwas über ihre Tochter, wiederholt, dass ich ein netter Mann bin und hat noch eine Kusshand im Angebot. Ich bedanke mich bei ihr und gehe in meine Wohnung. Dort angekommen, habe ich die geniale Idee, mir die Haare zu kürzen. Eine dümmere Idee kann man kaum haben, wenn man vorher erst das Bad geputzt hat. Doch wenn ich mir einmal etwas in den Kopf setze, bekomme ich es nur schwer wieder raus. Erwartungsgemäß sieht es danach nicht mehr schön aus im Bad. Überall Haare, Haare, Haare. Da auch mein Körper voller loser Haare ist, klettere ich unter die Dusche und entferne all die losen Haare, bevor ich das Waschbecken putze und anschließend sauge. Dennoch ist das Bad danach nicht so sauber, wie es heute Morgen nach dem Putzen war. Weil es warm ist und die Rollos unten, verzichte ich darauf, mich anzuziehen, was mir allerdings optisch gar nicht gefällt, da mein Bauch sehr rundlich aussieht und die einzige Körperstelle ist, die wirklich Fettgewebe zu bieten hat. Besonders beim Sitzen sieht das einfach nur furchtbar aus. Der Bauch hat null Struktur, macht mich optisch älter und obendrein etwas faltig, was mich komplett enttäuscht. Zum etwa hunderttausendsten Mal nehme ich mir vor, von nun an täglich den Bauch zu trainieren, fürchte aber, dass es dazu nicht kommen wird. Vielleicht sollte ich ganz viele Fotos von dem Bauch machen und die Wohnung damit tapezieren. Davon wäre ich dann eventuell so angewidert, dass ich tatsächlich täglich trainieren würde. Dass mein Körper weitestgehend muskellos ist, damit komme ich klar, aber der Bauch, das geht so nicht. Ich muss mir dringend etwas einfallen lassen. Dringend. Dringend. Dringend.
Beim Heilpraktiker sprechen wir über die Vermutung der Heilpraktikerin, dass meine Hautprobleme von den Nieren verursacht werden. Dies hält der Heilpraktiker für sehr unwahrscheinlich. Auch eine Histaminunverträglichkeit sieht er bei mir nicht gegeben. Er schaut sich meinen Oberkörper an und sagt, dass er zuletzt einige Kunden hatte, die eine ähnliche Problematik aufwiesen. Ursache oftmals unbekannt. Einige haben allerdings etwas gemeinsam, sie hatten Kontakt zu Leuten, die gegen Corona geimpft wurden, wohingegen sie selbst nicht geimpft sind. Natürlich wissen wir, dass es nicht sein kann, was auch jeder in den Qualitätsmedien jederzeit nachschauen oder nachlesen kann, aber interessant ist es dennoch. Da wir an so einen unsinnigen Zusammenhang natürlich nicht glauben, einigen wir uns darauf, dass wir einige Vitamine und Mineralstoffe überprüfen. Außerdem eine Analyse der Mitochondrien veranlassenund weil ich diese ganze Diagnostik faszinierend finde, wird das Blut auf das Epstein-Barr-Virus untersucht. Weil ich es mir wert bin, meine Hautprobleme mich in den Wahnsinn treiben und Ärzte nicht taugen, um die Ursache des Problems zu finden. Vielleicht ist das auch gar nicht deren Aufgabe, vermutlich sollen die nur irgendwelche Mittel verabreichen, die Nebenwirkungen verursachen, wegen denen sie dann später ein weiteres Mittel verschreiben können, damit die Pharmaindustrie immer weiter gefüttert werden kann. Da werfe ich mein Geld doch lieber für möglicherweise sinnlose Tests und alle möglichen Mittelchen, die vielleicht nicht helfen, meine Gesundheit aber nicht ruinieren, raus. Nachdem sieben Röhrchen mit meinem Blut gefüllt sind, verabschiede ich mich. Irgendwann in der nächsten Woche werde ich das Ergebnis der Blutuntersuchung bekommen und dann schauen wir mal, wie es mit mir weiter oder zu Ende gehen wird.
Obwohl ich für einen Montag schon verdammt viel erlebt habe, geht es noch weiter, denn spontan und ohne weiter darüber nachzudenken, fahre ich mit Petra zu Fielmann, weil Petra neue Brillen braucht. Nachdem sie sich drei Brillen ausgesucht hat, entscheide ich mich spontan für eine neue Sonnenbrille. Da ich meine aktuelle Sonnenbrille dabei habe, will ich schauen, wie ähnlich sie der neuen Sonnenbrille wohl ist. Sie ist nicht nur ähnlich, sie ist identisch, was für meinen guten Geschmack spricht. Damit habe ich bald im Benz und im Coupé die gleiche Sonnenbrille. Das finde ich irgendwie großartig. Nachdem das erledigt ist, hole ich das Coupé ab, zahle brav die Rechnung und fahre nach Hause. Für heute soll es das gewesen sein, denn besser kann es kaum noch werden. Den Abend verbringe ich auf dem Balkon und träume von den nächsten Terminen an den nächsten Montagen. Das wird sicher sehr aufregend. Ich habe wirklich ein interessantes und abwechslungsreiches Leben. Oder?