Kurz vor Ende des Jahres habe ich gleich drei Arzttermine zu Wochenbeginn. Zweimal zur Kontrolle und einmal wegen eines möglichen Problems, welches ich sehr rätselhaft finde.
Der erste Termin ist bereits um 08.05 Uhr. Obwohl ich sehr früh wach bin, fahre ich fast zu spät los. Der Straßen sind voller als erwartet, ich fahre deshalb einen Umweg und habe Glück, dass ich einen Parkplatz in der Nähe bekomme. Kaum steige ich aus dem Coupé, setzt Regen ein, der von böigem Wind begleitet wird. So komme ich herrlich erfrischt auf die Minute pünktlich in der Hautarztpraxis an. 17 Minuten später verlasse ich die Praxis. Das Ohr wurde ausgiebig untersucht, alles ist weiterhin in Ordnung. Das meine Haut so stark juckt, dass ich fast wahnsinnig werde, habe ich nicht erwähnt. Im Februar muss ich in eine Hautklinik, bis dahin muss ich durchhalten.
Der nächste Termin ist um 10.50 Uhr beim Augenarzt. Dieses Mal bin ich drei Minuten vor meinem Termin da und kann fast direkt zur Untersuchung durchgehen. Ein Blick in den Kasten auf den Heißluftballon, Augendruck messen und dann der Sehtest, der natürlich mit dem linken Auge nicht bestanden wird, weil ich mich weigere links ein stärkeres Glas zu tragen. In meiner Welt ist es nämlich so, dass die Augen schlechter werden, wenn man die Stärke der Gläser immer wieder anpasst. Vermutlich ist das aber nur in meiner Welt so. Mal sehen, wie lange ich mich noch weigern kann, die optimale Sehstärke zu nutzen. Vor dem abschließenden Blick ins Auge und dem Gespräch mit dem Augenarzt sitze ich 45 Minuten rum. Wartezimmergespräche. Immer wieder eine Freude. Eine Frau erzählt von ihrem Ausflug nach Traben-Trabach. 4,5 Stunden Anreise mit dem Bus, kurzer Aufenthalt. An dem Tag kamen, so sagt sie, etwa 50 Reisebusse dort an. Mit all diesen Leuten quetschte man sich durch den Ort. Es war nicht schön. Weil alle fast gleichzeitig essen wollten, war es überall zu voll. Also gab es in einer Pommesbude eine Currywurst, bevor es wieder zurückging. Ich habe noch nie verstanden, warum sich überwiegend alte Leute so einen Stress mit Tagesreisen antun. Will man kurz vor dem Ableben noch etwas erleben, reist aber nicht für mehrere Tage, weil man nicht am Urlaubsort sterben möchte? Geht es gar nicht um den Urlaubsort, sondern um die gemeinsame Zeit im Bus? Vermutlich werde ich das nie verstehen, weil ich Busfahren grundsätzlich entsetzlich finde. Weil es gerade so schön ist, noch eine Anekdote aus öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Frau mit der Schwäche für Busreisen sah nämlich einen Mann, etwa 20 -25 Jahre, den sie eher beängstigend fand, bei einer ihrer letzten Busfahrten. Dieser setzte sich alleine in eine Reihe und hat sich dann einen runtergeholt, wie sie erzählt. Sie und alle anderen, die das mitbekommen haben, haben aber nichts gesagt, sondern sich dezent verhalten. Wohin der Mann sein Ejakulat gespritzt hat, erzählt die Frau nicht. Vielleicht ist Onanieren in öffentlichen Verkehrsmitteln ein neuer Trend. Ein weiterer Grund, auf öffentliche Verkehrsmittel zu verzichten. Als ich aufgerufen werde, geht es erwartungsgemäß schnell. Kurzer Blick in die Augen und Verabschiedung. All das ist in etwa drei Minuten erledigt. Alles im grünen Bereich. In sechs Monaten sehen wir uns wieder.
Am Nachmittag lege ich mich ins Bett, um etwas zu lesen, schlafe allerdings nach wenigen Minuten ein und bleibe liegen, bis ich mich frisch machen muss für den letzten Arzttermin des Tages.
Auch zu meinem letzten Termin erscheine ich drei Minuten früher. Anschließend warte ich etwa dreißig Minuten, bis ich der Ärztin meine Beschwerden vortragen darf. Sie stellt fest, dass mein Schwertfortsatz ziemlich beweglich ist, was wohl nicht üblich, außer bei Kleinkindern, aber nicht wirklich außergewöhnlich ist. Warum beim Training allerdings irgendetwas unter dem Brustkorb zu einer Beule führte, die dann wieder von alleine verschwand, kann sie sich auch nicht erklären. Vielleicht bin ich ein anatomisches Rätsel und werde in ein paar Jahren irgendwo ausgestellt.