Die Perspektivlosigkeit eines belanglosen Mannes

Ich bin genauso, wie ich nie sein wollte, vielleicht bin ich aber auch anders, merke es nur nicht, weil ich unter der Langweiligkeit meines Lebens nichts mehr merke. Vielleicht merke ich aber auch viel, bin aber nicht in der Lage, es richtig zu deuten. Das Offensichtliche aber, und da gibt es nichts falsch zu interpretieren, ist die Tatsache, dass mein Leben ein Höchstmaß an Monotonie erreicht hat. Es würde mich nicht wundern, wenn das Alternativlos ist, aber sicher bin ich mir da nicht. Es hätte möglicherweise anders laufen können, es kann jedoch auch sein, dass es nur so laufen konnte. Es wundert mich nur manchmal, obwohl alles andere, wenn man meinen Lebenslauf betrachtet, eher unwahrscheinlicher gewesen wäre. Hätte es, wenn ich mich so wirklich richtig angestrengt hätte, anders sein können? Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist mein Leben immer mehr so, wie es für einen seelenlosen Roboter kaum faszinierender sein könnte. Tagein, tagaus funktioniere ich. Fast jeder Tag kann schon vorab erzählt werden und selbst Abweichungen sind keine echten Abweichungen, sondern stets wiederkehrende Abweichungen und ändern nichts an der Monotonie.

Mein Niedergang und der persönliche Verfall beschleunigten sich mit Einführung von Covid 19 und der daraus entstandenen Massenhysterie. So ging es nahtlos weiter mit dem bösen Putin, daraus entstanden unnötig hohe Energiepreise, alles wurde teurer, dazu gab es dann einen weiteren Krieg und die tägliche, öffentliche Präsentation der kompletten Verblödung großer Teile der Bevölkerung. Gelebte und geliebte Perspektivlosigkeit. Krieg als Lösung, Nachrichten als Sprachrohr von wem auch immer. Und ich mittendrin. Das Leben wird immer mehr zu einem Film, in dem ich nicht wirklich mitspiele, den ich mir aber verständnislos Tag für Tag anschauen muss, ob ich will oder nicht. Ich bin sicher, all das beschleunigt meinen Verfall.

Dazu kommt, dass die finanziellen Rücklagen schmelzen, weil ich auf einen gewissen Schnickschnack nicht verzichten will. Noch nicht.

Sicherlich könnte ich sowohl mit dem Arbeiten als auch dem Konsumieren von Dingen, die ich vermutlich eh nicht brauche, aufhören und in meinen Ursprungszustand, die Arbeitslosigkeit, zurückkehren, aber ohne die Struktur des Arbeitsalltags würde ich vermutlich in kürzester Zeit nicht nur innerlich total verwahrlosen, sondern auch optisch und gesundheitlich in einen kritischen Zustand geraten und den eigenen Verfall noch weiter gnadenlos beschleunigen. Das möchte ich nicht, denn ich komme mit meinem aktuellen Zustand schon nicht klar.

Meine Resignation begann schon lange vor der Pubertät, daher ist meine Lebenspassivität vermutlich nicht verwunderlich und auch Alternativlos. All die Gründe, die ich anführe, um eine Erklärung für meinen miserablen Zustand zu haben, sind letztlich nebensächlich und helfen mir nicht weiter. Die Perspektivlosigkeit war schon immer da, sie fühlt sich nur an manchen Tagen unangenehmer an. Aber zumindest werde ich nicht glücklich sterben.

6 Kommentare

  1. Ich klicke auf gefällt mir, nicht weil es mir so toll gefällt und Begeisterung auslöst, sondern als Zeichen, dass ich es gelesen hab. Es gefällt mir ganz und garnicht! Aber es trifft mich und ich weiß nicht so recht, was ich antworten kann.

  2. Warum hat bei Dir die Resignation schon lange vor der Pubertät begonnen? Gab es ein Ereignis?

  3. Ich kann dich verstehen. Meine monatlichen Ausgaben sind etwa 600€ höher als 2019, aber mein Lohn steigt nur um etwa 100€ netto.

    Arbeiten lohnt sich für mich eigentlich nicht.

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