Umarmung der Woche

Die frühere Teilnehmerin, die damals meine Telefonnummer wollte, aber nie angerufen hat, kommt vorbei und möchte etwas ausdrucken. Da sie heute besonders gut riecht, kann ich natürlich nicht nein sagen. Es ist offensichtlich, dass es ihr nicht gut geht und als ich sie frage, wie es ihr geht, kann sie nur mit Mühe ihre Tränen unterdrücken. Ich hocke mich neben sie und sie erzählt ein wenig von ihren Problemen. Dabei legt sie ihre Hand auf meine, was mir durchaus gefällt, so aber nicht geht. Doch da es ihr nicht gut geht und sie so gut riecht, kann ich meine Hand nicht zurückziehen. Nach einer Weile und weil ich eh nicht helfen kann, widme ich wieder meiner Arbeit, was bedeutet, dass ich zurück zu meinem Platz gehe und dort sitze, während sie noch ihre Sachen packt.

Nachdem sie fertig ist, steht sie auf, bedankt sie sich und sagt, dass sie mich gerne umarmen würde. Weil es ihr nicht gut geht und sie heute besonders gut riecht, kann ich natürlich nicht nein sagen. Also kommt sie zu mir, ich stehe auf und wir umarmen uns. Obwohl ich nicht so der Umarmer bin, muss ich aufpassen, dass ich sie nicht zu lange umarme, denn sie riecht nicht nur gut, sie fühlt sich auch gut an. Außerdem geht es ihr nicht gut, das darf ich nicht zu meinem Vergnügen ausnutzen. Möglicherweise bin sogar ich derjenige, der die Umarmung nötiger braucht als sie, aber das würde ich nie zugeben. Meine Unprofessionalität wird langsam bedenklich, aber dennoch schaffe ich es, dass die Umarmung nicht zu lange dauert, was zwar schade, aber alternativlos ist. Wenige Augenblicke später ist sie fort und lediglich ihr Geruch und meine Verwirrung bleiben zurück. Vom Jobcoach zum Seelentröster scheint der Weg kürzer als gedacht. Obwohl ich mir durchaus wünsche, dass sie bald wieder kommt, hoffe ich doch, dass sie es nicht tut, denn so kann ich nicht ordnungsgemäß arbeiten und gefährde meinen guten Ruf. Das mit dem Ruf ist natürlich quatsch, aber so kann es auf keinen Fall weitergehen.

2 Kommentare

  1. Das sind bedenkliche Entwicklungen. Hier geht es um Profession, der Leser erwartet das

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