Die Umarmerin bringt einen Mann mit

Einen schlechteren Zeitpunkt hätte die Umarmerin wirklich nicht wählen können, um unser Büro aufzusuchen, denn in etwa einer Minute beginnt die Besprechung mit unserem Chef und drei zuständigen Mitarbeitern des Jobcenters und der Vergabestelle zum Beginn der neuen Maßnahme. Obwohl es unpassend ist, öffne ich der Umarmerin die Tür und lasse sie herein. Zu meiner Überraschung hat sie einen Mann dabei, der optisch durchaus ihren Ex-Freunden ähnelt. Vermutlich Ihr neuer Freund. Er gehört scheinbar auch zur stillen Sorte und sagt nicht mehr als Hallo. Ich gebe der Umarmerin die übliche Kopie, dann möchte sie noch etwas mit mir ausfüllen. Ich sage ihr, dass das heute ganz schlecht ist, was sie schade findet. Außerdem wollte sie mit mir Kaffee trinken. Kaffee mit der Umarmerin und ihrem neuen Freund, möglicherweise interessant, aber heute unmöglich. Ich biete ihr an, dass sie heute oder morgen, wenn sie Feierabend hat, wiederkommen kann und ich ihr dann beim Ausfüllen helfe. Dabei fällt mir auf, dass ich sie einfach duze. Mehrfach sogar. Als väterlicher Freund darf man das vermutlich, doch beim nächsten Mal sieze ich sie dennoch wieder und tue so, als hätte ich sie nie geduzt. Da ich keine Zeit mehr habe, verabschiede ich mich von den beiden und gehe zurück zur Besprechung.

Da sie in der Woche nicht mehr auftaucht, gehe ich davon aus, dass sie die Formulare auch ohne meine Hilfe ausfüllen konnte. Ich bin gespannt, wann und mit wem sie mich das nächste Mal besuchen wird.

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