Mai 2008

Klassenausflug
An unserem ersten Klassenausflug nehmen lediglich Esmiralda, Frau Klein, der Schläfer, der alte Mann, Lutz und ich teil. Alle anderen sind behindert oder zumindest verhindert. Vielleicht haben sie auch einfach keine Lust. Wir treffen uns im Alex und gehen dann in die Live Station. Außer uns sind dort lediglich zwei fette Frauen und wir sind ziemlich lange ziemlich alleine in der Live Station. Nur sehr langsam füllt sich der Laden. Allerdings wird es niemals wirklich voll. Merkwürdig, aber nicht zu ändern.

Wenn man bedenkt, dass Lutz und ich in der ersten Zeit der Umschulung mit niemandem aus unserer Klasse sprachen und auch mit niemandem etwas zu tun haben wollten, dann ist es fast schon ein Wunder, dass wir heute hier einen netten Abend verbringen. Der Schläfer, der alte Mann und Esmiralda trinken sehr schnell. Der Schläfer ist bereits nach kurzer Zeit so betrunken, dass er beschließt, den Abend vorzeitig zu beenden. Zum Abschied umarmt er die beiden Russinnen. Alkohol macht scheinbar locker. Zum Glück umarmt er mich nicht. Der alte Mann läuft währenddessen zur Höchstform auf. Er gröhlt, tanzt und irgendwann gräbt er Esmiralda an. Sie allerdings findet das weniger gut. Vor allem, weil er ja heute bei ihr übernachten wird. Sie macht sich Sorgen, weil sie keine Schlüssel hat, um den alten Mann in irgendeinem Zimmer einzusperren. Fast könnte man Mitleid mit ihr haben, aber nur fast. Da muss sie jetzt durch. Der alte Mann ist in seinem Verhalten etwas penetrant und plump und ich finde seinen Auftritt und seine Baggerversuche mitunter ziemlich ekelerregend. Esmiralda scheinbar auch. Betrunken Männer, die in dieser besonderen Baggerstimmung sind, können ganz schön abstoßend sein. Schade, denn eigentlich ist der alte Mann ein netter Kerl.

Lutz hat als nächster von uns genug gesehen und verabschiedet sich. Der alte Mann dreht nun richtig an und tatscht Esmiralda und sogar Frau Klein an. Kein schöner Auftritt. Es ist unglaublich, wie erbärmlich manche Männer beim anbaggern sind. Als ihm Esmiralda, nachdem er sie mal wieder antatscht, sagt, dass sie das nicht mag, sagt er nur “Ach komm! Ein bisschen magst Du das schon.” Das ist nicht wirklich witzig, da er sich in einem desolat, verzweifeltem Zustand befindet. Frau Klein lacht sich kaputt, ohne wirklich kaputt zu gehen. Ich finde Frau Klein auch heute ganz entzückend, benehme mich aber anständig, weil ich mich nicht zum Affen machen will und auch in Zukunft noch eine gute Zeit mit ihr haben will.

Wenig später beenden auch wir den Abend. Auf dem Weg zum Taxi baggert der alte Mann weiter. Er muss sehr verzweifelt und frustriert sein, so eine Show abzuliefern. Alkohol als Entschuldigung lasse ich in so einem Fall nicht gelten. Andererseits kann jeder sich mal daneben benehmen und man sollte die Aktion vielleicht auch nicht überbewerten, sondern ihm zugestehen, dass er ansonsten ein echt feiner Kerl ist und heute einfach mal die Gäule mit ihm durchgehen. Die drei verabschieden sich Richtung Taxistand. Ich steige in meinem Benz, gönne mir eine Banane und bin froh, dass ich kein alter Mann bin. Ich bin sehr gespannt, wie die der alte Mann und Esmiralda die Nacht verbracht haben und freue mich schon jetzt auf unseren nächsten Klassenausflug.


Frau(en) über 30
Loerz behauptet, dass man Frauen über 30 nur auf die Schulter klopfen muss, dann kommen sie mit einem mit. Und Frauen über 30 behaupten, dass Frauen über 30 richtige Raketen im Bett sind. Dazu fällt mir ein, dass Emma 32 ist und ich an ihr einfach mal ausprobieren könnte, wie viel Wahres in den Aussagen von Loerz und den Frauen über 30 steckt. Ich weiß nur nicht, wie albern es wäre, wenn ich ihr auf die Schulter klopfe. Die muss dann doch denken, dass ich vollkommen verblödet bin. Andererseits bietet sie sich für ein solches Experiment schon an. Ich kann ja einfach auf das Schulterklopfen verzichten und anders versuchen sie ins Bett zu kriegen. Nur wie? Soll ich ihr sagen, dass ich lieber mit ihr ins Bett gehen würde als Fernsehen zu gucken? So wie ich sie kenne setzt sie mich dann vor einen Fernseher und wünscht mir viel Spaß. Außerdem hat mich die Nummer mit dem Fernseher letztens schon fast aus der Kurve geworfen. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Nur was? Die Taktik vom alten Mann scheint mir auch ungeeignet.

Aufs Schulterklopfen darf ich allerdings nicht verzichten, denn sonst kann ich Loerz Aussage nicht wirklich überprüfen. Also klopfe ich Emma auf die Schulter und gucke was passiert. Danach weiß ich vielleicht, wer Recht hatte. Loerz, die Frauen über 30, alle oder überhaupt niemand. Es bleibt spannend.


Das Emma Experiment
Obwohl ich bei unserem letzten Treffen nicht wirklich nett zu ihr war, ist Emma sofort bereit sich erneut mit mir zu treffen. Das Experiment kann beginnen.

Dass sie am verabredeten Treffpunkt an mir vorbei rennt, nehme ich ihr einfach nicht übel. Schließlich geht es hier nicht um persönliche Eitelkeiten oder ihre Kurzsichtigkeit. Bevor ich mit dem Emma Experiment beginne schaue ich sie mir noch einmal etwas genauer an. Ich glaube, sie ist nicht wirklich der Typ für so ein Experiment und ich denke, es ist besser auf das Experiment zu verzichten.

Wir gehen in ein Café und unterhalten uns. Ich suche nach Gründen das Experiment doch noch zu starten. Sie hat schöne Hände und ich bin mir sicher, dass sie gut küsst. Reicht das, um das Experiment zu beginnen? Ich glaube nicht. Irgendwann sagt sie, dass sie aus mir nicht schlau wird. Das sagt sie ständig. Heute setzt sie sogat noch einen drauf «Dann gehen wir halt noch zwanzig Mal Kaffee trinken.» Ich frage mich, was sie mit solchen Aussagen erreichen will. Ich fühle mich allerdings herausgefordert und sage «Ich dachte, wir gehen heute einen Schritt weiter.» Sie greift zu ihren Zigaretten und ist sichtbar nervös. Ich habe noch nie erlebt, dass ein einziger Satz von mir eine Frau so nervös macht. «Du bist manchmal so trocken.» Da hat sie wohl recht. Ich grinse sie an. Das Experiment hat begonnen doch es passiert nichts weiter,während die Zeit vergeht. Irgendwann ist es Zeit zu gehen und wie üblich bringe ich sie nach Hause. Auf dem Weg zu ihr esse ich meine Banane. Eine kleine Stärkung kann sicher nicht schaden während der Experimentierphase. Wir unterhalten uns noch ein wenig vor ihrer Wohnung, dann will sie aussteigen. «Du kannst nicht aussteigen, ohne dass wir uns geküsst haben.» – «Ich bin die Frau, ich muss nicht anfangen.» Okay, dann fang ich halt an. «Dafür dass Du angeblich so schüchtern bist, machst Du das aber gut.» Ich sage dazu nichts. Spätestens wenn sie mit mir ins Bett geht ist nichts mehr gut. Zumindest nicht für sie. Sie küsst übrigens genau so gut, wie ich es erwartet habe. Gefährlich. Nach einer halben Stunde sagt sie, dass sie sich fühlt wie 12. Der Benz ist scheinbar genau so gut wie der Hyundai, wobei ich 12 schon etwas jung finde. Dennoch bin ich erleichtert, dass sich Frauen auch in meinem Mercedes jung fühlen sobald sie geküsst werden. «Entweder Du steigst jetzt aus oder nimmst mich mit in Deine Wohnung.», sage ich ihr nach etwa einer Stunde und lege meine Hand auf ihre Schulter. Doch es bringt scheinbar nichts, wenn man einer über 30 jährigen Frau die Hand auf die Schulter legt, denn sie sagt, dass sie mich heute nicht mit in ihre Wohnung nimmt und nun geht. Vermutlich hätte ich doch auf ihre Schulter klopfen sollen. In der nächsten Stunde verabschiedet sie sich noch unzählige Male mit den Worten «Tschüss. Ich steig jetzt aus.»,aber erst gegen 03.00 Uhr schafft sie es sich von meinen Lippen zu lösen. Küssen kann ich scheinbar richtig gut. Wenn ich alles so gut könnte, dann würde mich vermutlich nichts mehr stoppen.

Auf dem Weg nach Hause frage ich mich allerdings wohin das führen soll. Wie kann ich ihr klar machen, dass ich keine Beziehung will? Wie verscheuche ich die Geister, die ich rief? Soll ich das Experiment wirklich zu Ende durchführen? Wer löffelt die Suppe aus, die ich uns eingebrockt habe? So viele Fragen, so wenig Antworten. Es bleibt spannend.


1. Joggingversuch 2008
Nach fast acht Monaten mache ich mich tatsächlich auf den Weg, um in meinem Lieblingswald zu joggen. Ich kann es kaum fassen. Mein Joggingcomeback steht kurz bevor. Ziel: Dreißig Minuten lockeres Joggen.

Die ersten zweieinhalb Minuten sind eine wahre Freude. Ich hätte nie gedacht, dass es so locker laufen würde. Das macht richtig Spaß. Etwa eine Minute später ist der Spaß allerdings vorbei. Meine Beine tun weh und der Puls klettert über auf über 150. Ich bin entsetzt.
Nach fünf Minuten will ich nicht mehr. Wie bin ich nur auf die beknackte Idee gekommen zu joggen? Total bescheuert.
Nach etwa zehn Minuten fühle ich mich nur noch fertig. Meine Beine schmerzen wie verrückt. Mein linker Fuß scheint taub zu sein. Ich sollte unverzüglich mit diesem Blödsinn aufhören.
Nach siebzehn Minuten geht gar nichts mehr. Meine Beine schmerzen dermaßen, dass ich mich entschließe ein wenig zu gehen. Kaum höre ich mit dem Joggen auf werden die Schmerzen in den Beinen fast unerträglich. Ich kann mich nicht daran erinnern jemals solche Schmerzen in den Beinen gehabt zu haben. Ich glaube, ich bin zu alt für diesen Scheiß. Früher musste ich nie aufgeben und ein Stückchen gehen. Das ist mir jetzt irgendwie zu albern und nach knapp einer Minute laufe ich einfach wieder los. Umfallen kann ich direkt im Anschluss an diese doofe Joggingaktion.
Nach exakt 26 Minuten und 14 Sekunden geht gar nichts mehr. Meine Beine wollen nicht mehr. Der Puls ist nun über 160. Ich gebe auf.

Ich bin zu alt und zu schlapp. Ich sollte mir ein anderes Schönwetterhobby zulegen. Das mit dem Joggen ist scheinbar nichts mehr für mich.

Fazit: Ziel verfehlt.


Halt Deine Fresse!
Da aus unerklärlichen Gründen mein Praktikumsvertrag nicht mehr auffindbar ist, habe ich das Vergnügen, mich auf den Weg ins Autohaus zu machen, um einen neuen Praktikumsvertrag unterschreiben zu lassen. Ich befürchte, dass mir der Chef sagen wird, dass ich am Wochenende arbeiten soll und mich außerdem fragen wird, wo ich an den letzten Wochenenden war.

Als ich sein Büro betrete begrüßt er mich freundlich, unterschreibt sofort den Praktikumsvertrag und erzählt mir, wie viel Arbeit er hat. Als er sich den Praktikumsvertrag etwas genauer anguckt, entdeckt er, dass ich während des Praktikums zwölf Tage Urlaub habe. Findet er scheinbar total lächerlich. Zumindest deute ich sein Verhalten so. Er sagt “Urlaub”, schüttelt dabei den Kopf und lacht irgendwie komisch dazu. Keine Ahnung, ob es für solche Reaktionen Handbücher für Chefs gibt oder ob er wirklich so schräg drauf ist, doch sind es kleine Gesten dieser Art mit denen man bei mir unheimlich viele Sympathiepunkte verliert. Weil es gerade so gut für ihn läuft, kommt er direkt zur nächsten Aktion, die ihn Sympathiepunkte kostet. “Wo waren Sie denn die letzten Wochenenden?” -“Da war ich nicht da.” – “Sie müssen mehr Einsatz zeigen. Sie sollen am 09. Juni Autos verkaufen.” – “Am 09. Juni fange ich ja auch hier an.” – “Sie müssen mir schon zeigen, dass Sie Autos verkaufen wollen. Am 17.05. ist nur ein Verkäufer hier und am 24.05. ist auch kaum jemand hier.” – “Am 17. habe ich keine Zeit. Am 24. kann ich ja nochmal kommen.” “Ich muss sehen, dass sie wollen. Ich trage sie am 24. Mai ein, damit es bald losgehen kann.” ‘Halt Deine Fresse und laber mich nicht mit so einer Scheiße zu. Mein Praktikum beginnt am 09. Juni 2008. Ich kann nix dafür, dass Du zu wenig Mitarbeiter hast.’ Natürlich sage ich das nicht, sondern nicke nur als er mich für den 24. einträgt. Ich glaube, der sucht nur einen Deppen. Da ist er bei mir genau richtig. Ich bin jedermanns Depp. Die Frage ist immer nur, wie lange. Ich verabschiede mich und werde am 24. Mai meinen nächsten Arbeitstag dort haben.

Da ich vor Begeisterung fast aus allen Nähten platze, teile ich beim BVWL mit, dass sie schon mal alles für einen Praktikumsplatzwechsel vorbereiten sollen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es Notwendig sein wird. Dabei hat das Praktikum noch gar nicht begonnen.


Zurück im Wald der Lüstlinge
Obwohl ich eigentlich zu alt zum joggen bin und mein Körper nicht ganz so zufrieden mit mir war beim letzten joggen, versuche ich es erneut. Der Parkplatz im Wald der Lüstlinge ist voll wie in alten Zeiten und die Lüstlinge sind zahlreich vertreten. Ich bekomme den letzten freien Parkplatz und beobachte für eine kurze Zeit die Lüstlinge.

Sie sind fast bemerkenswerte Kreaturen und verbringen unglaublich viel Zeit am Parkplatz oder im Wald. Sobald ein neues Auto auf den Parkplatz kommt werden sie ganz aufmerksam. Jene, die in ihren Autos sitzen recken ihre Hälse, um zu sehen, wer da gerade angekommen ist. Andere kommen von irgendwelchen Waldwegen, stellen sich in eine gute Position, oft haben sie die Hände hinter dem Rücken, und blicken ebenfalls neugierig zu den Neuankömmlingen. Sie wirken fast wie neugierige Erdmännchen. Scheinbar gibt es bei den Lüstlingen eine Art Kleiderordnung, vermutlich als Erkennungszeichen. Die meisten tragen weiße Oberteile, helle Sommerhosen und billige Schuhe. Einige tragen billige Trainingsanzüge. Viele von ihnen sehen ein wenig abgewirtschaftet aus in ihren Klamotten. Kleidung scheint eine untergeordnete Rolle im Leben der Lüstlinge zu spielen, ebenso wie gepflegte Frisuren. Irgendwie wirken die Lüstlinge leicht runtergekommen und teilweise auch billig. Doch bei den Lüstlingen geht es nicht um Eitelkeiten. Es geht darum zu wichsen und gewichst zu werden.

Die meisten dieser Lüstlinge kommen schon seit Jahren hierher. Kontinuität ist wichtig. Enttäuscht scheinen die Lüstlinge immer dann, wenn jemand auf den Parkplatz kommt, der weder wichsen will, noch gewichst werden möchte. Leute die joggen oder ihre Hunde ausführen sind immer etwas deprimierend für die Lüstlinge. Mitleid hab ich dennoch nicht mit den Lüstlingen, denn sie haben vermutlich mehr Sex als ich, wenn auch in einer Art und Weise, die mir nicht zusagt. Aber darum geht es nicht, ich bin hier um zu joggen.

Die ersten zehn Minuten läuft es ganz gut. Dann merke ich, wie meine Beine anfangen zu schmerzen. Doofe Beine. Am Ende der langen Geraden kommt mir eine Frau mit ihrem Schäferhund entgegen. Sie blickt starr zu ihm runter und sagt flüsternd irgendwelche Dinge zu ihm. Sie sieht ein bisschen irre aus und ich bin froh als ich an ihr vorbei bin. Nach fünfzehn Minuten sind die Schmerzen richtig übel und ich frage mich, warum ich mir das antue. Dennoch jogge ich ohne Pause 31 Minuten. Tagesziel erreicht. Ich lebe noch.

Als ich zum Parkplatz zurück komme, sitzen zwei der Lüstlinge in ihren Autos und haben den typischen Lüstlingeblick drauf. Dieser Blick sieht etwas dämlich aus und ist nur schwer zu beschreiben. Ob es am Druck oder am Ozonloch liegt, dass sie einen so dämlichen Blick haben, weiß ich nicht. Ist auch nicht wirklich wichtig.


Fortsetzung des Emma Experiments
Da meine Treffen mit Emma sich nie so gestalten wie geplant, erscheint es mir unmöglich mein Experiment ordnungsgemäß durchzuführen. Andererseits sind die Forschungsergebnisse immens wichtig. Und so beschließe ich, dass ich einen weiteren Versuch unternehme. Wir einigen uns darauf, dass wir uns weitere siebzehn Mal freitags um 20.00 Uhr am Bahnhof in Bochum treffen, um den Abend gemeinsam zu verbringen. Die Zeit müsste mehr als ausreichen, um genügend Informationen zu erhalten und einen ausführlichen Bericht zu erstellen.

Freitag 20.00 Uhr. Emma wartet bereits am Treffpunkt. Und wie immer ist unsere Begrüßung distanziert. Meinen Begrüßungskuss findet sie nicht wirklich angebracht. Ich auch nicht, doch ich habe eine Mission zu erfüllen, welche ich allerdings nach wenigen Minuten erneut für undurchführbar halte. Es ist wie immer. Irgendwas passt nicht, das Gespräch lässt zu wünschen übrig und in Bochum sind unheimlich viele Frauen unterwegs mit denen ich vermutlich lieber experimentieren würde. Ich schätze allerdings, dass man die Frauen nicht einfach so austauschen kann und so setze ich mich mit Emma in einen Biergarten. Wie immer weist sie mich darauf hin, dass sie mich nicht einschätzen kann. Vielleicht will ich auch gar nicht eingeschätzt werden und daher frage ich sie, was sie sonst noch über mich denkt. «Warum fragst Du mich, wenn Du die Antwort doch weißt? » – «Keine Ahnung.» – «Letzte Woche hast Du mich auch gefragt, was ich denke. Du hast mich eine halbe Stunde lang eine Zigarette nach der andern Rauchen lassen und dann hast Du die Frage für mich beantwortet.» – «Ich bin halt ein hilfsbereiter Mensch.» Ich glaube, dass solche Aussagen sie nur noch mehr verunsichern und ich so etwas nicht tun sollte. Als nächstes sagt sie mir, dass sie niemanden küssen will, der noch andere küsst. Ich sage ihr, dass sie mich verwechselt. Warum ist sie nur so unwillig? Mir reicht es jetzt. Das Experiment ist vorbei.

Nachdem es etwas dunkler ist und sie zwei Bierchen getrunken hat wird unser Gespräch lockerer. Bei den Lichtverhältnissen finde ich sie irgendwie reizvoller, was mich mehr und mehr als Arschloch erscheinen lässt. Ich sehe sicher bei den Lichtverhältnissen auch um einiges attraktiver aus, weshalb ich diese Lichtverhältnisse so mag.

Es ist bereits nach 01.00 Uhr als wir weiter ziehen. Wir landen in einer Kneipe in der es recht voll ist. Wir ergattern einen Platz an der Bar, stehen dicht zusammen und ich habe Lust an ihr rumzufummeln. Meine linke Hand lege ich auf ihren Arm und mit meiner rechten schiebe ich ihren Pulli etwas hoch, so dass ich an ihrem Rücken rumspielen kann. Sie lässt mich gewähren. So muss das sein. Doch weiter bringt uns das nicht, denn ich bin müde und will nur noch nach Hause. Also teile ich ihr mit, dass es an der Zeit ist zu gehen. Wir stellen fest, dass sie während der letzten sechs Stunden mehr als zwanzig Zigaretten geraucht hat. Liegt vermutlich daran, dass ich sie so nervös mache. Kann ich nicht ändern. Hätte sie mich geküsst oder mit zu sich nach Hause genommen, wären ihr die Zigaretten erspart geblieben. Selbst Schuld.

Es ist mittlerweile nach 03.00 Uhr als ich sie endlich nach Hause bringe. Ich esse meine Banane und will nur noch in mein Bett,doch wieder macht sie keine Anstalten auszusteigen. Sie erzählt mir irgendwas, ich will nach Hause. Vielleicht bringe ich sie dazu auszusteigen, wenn ich sie küsse. Funktioniert nicht wirklich. Ich hatte vergessen, dass es ihr gefällt mich zu küssen. Und dummerweise gefällt es mir auch. Das bringt uns nicht weiter. Nun teilt sie mir mit, dass sie beschlossen hat, dass wir uns beim nächsten Mal nicht im Auto küssen, sondern zu ihr gehen. Toll. Ich sage ihr, dass es eine gute Idee ist, wir dann allerdings etwas früher bei ihr sein sollten. Wir haben schon genug Zeit verplempert. Es vergehen weitere wertvolle Minuten bis sie endlich aussteigt und ich nach Hause fahren kann. Es wird bereits hell als ich den Benz in der Garage abstelle. Als ich die Garage verlasse kann ich den Gesang der Vögel hören.


Heavy Petting
Ursula habe ich bereits viermal getroffen und wir haben uns beim dritten Treffen zum ersten Mal geküsst. Die Idee eine platonische Freundschaft aufzubauen haben wir nicht lange verfolgt. Im Nachhinein war es auch eine blöde Idee. Unser fünftes Treffen ist somit darauf ausgelegt, dass wir am Ende miteinander im Bett landen.

Damit das auch klappt, besuche ich sie zum ersten Mal. Nach einem Begrüßungskuss gehen wir etwas spazieren. Nach dem Spaziergang landen wir auf ihrem Sofa und die Zeit vergeht rasend schnell. Wir küssen uns, machen uns eine Pizza, küssen uns erneut und dann schlägt sie mir vor mich zu massieren. Ich lasse mich gern massieren und sie massiert wirklich gut. Nach der Massage legt sie sich neben mich und wir küssen uns. Erst noch leicht, dann immer wilder und leidenschaftlicher. Es dauert nicht lange bis wir komplett nackt sind. Dummerweise hat keiner von uns Kondome und deshalb werden wir heute Nacht nicht miteinander schlafen. Ursula ist unglaublich leidenschaftlich und ich bin total verrückt nach ihr. So wild und leidenschaftlich hatte ich mir unser erstes sexuelles Erlebnis nicht vorgestellt. Der Fachbegriff für diese Art von Sex ist, glaube ich, Heavy Petting. Wenn das, was wir gerade hier machen wirklich so heißt, dann finde ich Heavy Petting cool.

Nach einer nächtlichen Pizzapause geht es weiter. Sie ist heiß und erst gegen vier Uhr morgens lassen wir voneinander ab. Ich schlafe nicht gut und es ist noch keine 09.00 Uhr als wir beide aufwachen. Da ich nach der heißen Nacht tierische Lust auf sie habe, beginne ich erneut sie zu küssen und zu streicheln. Es wird wieder wild. Noch vor dem Frühstück starten wir unsere dritte Runde Heavy Petting. Fantastisch.

Später machen wir einen Spaziergang. Gut, dass es etwas kalt im Wald ist, sonst würde ich über sie herfallen. Nach dem Spaziergang setzen wir uns noch auf ihr Sofa. Es dauert nicht lange, bis wir uns erneut wild und leidenschaftlich küssen. Ich bin begeistert von ihrer Geilheit, doch diesmal belassen wir es beim leichten Petting, schließlich muss man sich auch mal beherrschen können.


Irgendwie beängstigend
Der Tänzer liebt scheinbar Trainingshosen. Das ist nicht wirklich schlimm. Doch seine Leidenschaft geht etwas zu weit, denn er trägt diese Trainingshosen auch im Unterricht. Dies finde ich schon ein wenig beängstigend. Sicherlich ist so eine Trainingshose etwas bequemes, dennoch finde ich, dass man sie nur beim Sport oder zu Hause vor dem Fernseher tragen sollte. Schulbesuche in Trainingshosen sollten grundsätzlich tabu sein oder gar gesetzlich verboten werden. Doch seine Trainingshosenleidenschaft ist nicht alles. Seit es etwas wärmer ist trägt er zu den dunkelblauen Trainingshosen unschöne, dunkelblaue Badelatschen von Adidas und absolut unpassend dazu graue Sportsocken. Wirklich kein schöner Anblick. Und weil es so verdammt gemütlich ist, werden die Badelatschen während des Unterrichts selbstverständlich ausgezogen. Das reine Wohlfühlprogramm für gestresste Umschülerfüße. Allerdings bin ich der Meinung, dass so ein Wohlfühlprogramm in der Schule völlig unangebracht ist und plädiere daher für eine Kleiderordnung, die derartige Modesünden verbietet.

Ein wenig beängstigend finde ich mittlerweile das Verhalten von Berta, obwohl ich vermutlich selber daran Schuld bin, dass sie sich so verhält, denn irgendwann habe ich ihr mal gesagt, dass mein Arsch sich ganz toll anfühlt. Seitdem will sie ihn unbedingt anfassen. Als wir heute im Treppenhaus unterwegs sind, sage ich ihr erneut, dass sich mein Hintern toll anfühlt. Daraufhin beschwert sie sich abermals, dass sie ihn nie anfassen darf. Da sie mir ein wenig Leid tut, erlaubte ich ihr, einmal kurz anzufassen. Ich denke, damit habe ich sie sehr glücklich gemacht und meine gute Tat des Tages vollbracht. Mindestens genauso beängstigend finde ich Bröckelchens Vorliebe für meinen Bauch. Vor ein paar Tagen hatte sie die Idee mir in den Bauch zu pieksen. Scheinbar hat ihr das so gut gefallen, dass sie danach ausgiebig meinen Bauch ertasten musste. Seitdem scheint sie ganz vernarrt in meinen Bauch. So wollte sie doch tatsächlich letzte Woche mein T-Shirt anheben, um meinen Bauch optisch zu begutachten. Diese Aktion musste ich ihr natürlich verbieten. Weil sie das sehr traurig gemacht hat, ließ ich sie wenigstens nochmal anfassen. Selten habe ich eine kleine, dicke Frau so begeistert gesehen. So viel Spaß hat sie sonst vermutlich nur im Zoo, wenn sie die Affen beobachtet. Vielleicht sollte ich in Zukunft Geld oder andere Sachleistungen für das Berühren diverser Körperteile von mir verlangen. Oder ich kaufe mir ein paar Badelatschen, schlüpfe in meine Trainingshose und fühle mich einfach gut.


Ursula statt Emma
Am Donnerstag um 20.00 Uhr will ich mich zum fünften Mal mit Emma treffen. Es wird Zeit mit ihr ins Bett zu gehen und das Experiment fortzusetzen. Kaum bin ich mit ihr verabredet fragt mich Ursula, ob ich am Donnerstag Zeit habe. Natürlich. Ich muss ja erst um 20.00 Uhr in Bochum sein. So kann ich an einem Tag gleich mit zwei Frauen Sex haben. Das klingt sehr gut. Es läuft.

Am Donnerstag um 13.00 Uhr ist Ursula bei mir. Wir gehen etwas spazieren und ich finde die Idee am Abend nach Bochum zu fahren nicht mehr wirklich gut. Ich frage Ursula, wann sie wieder zu Hause sein muss. »Morgen Mittag.« Ich finde, dass ich das ausnutzen muss und so beschließe ich, dass ich Emma eine SMS schicke und ihr mitteile, dass wir uns heute nicht mehr treffen können, da ich krank bin und schlafen muss. Ja, ich bin ein Schwein. Aber manchmal muss man ein Schwein sein und Prioritäten setzen. Emma wünscht mir Gute Besserung. Das Thema ist für heute erledigt.

Was mich als nächstes beschäftigt ist die Frage, wo ich mit Ursula die Nacht verbringen kann. Da sie schon mal hier ist und erst morgen zurück muss, wäre es fatal, sie vor morgen nach Hause zu schicken. Weil ich meine beiden Mitbewohner nicht wegschicken kann und ich alleine mit Ursula sein möchte, fällt mir nur eine sinnvolle Lösung ein. Die Wohnung meines verstorbenen Onkels. Die Wohnung ist seit drei Monaten unbewohnt und Strom braucht man zu dieser Jahreszeit auch nicht unbedingt. Kerzen tun es ebenso und Fernsehen wollen wir sowieso nicht. So beschließen wir, dass wir die Nacht in der unbewohnten, aber möblierten Wohnung meines Onkels verbringen.

Wir packen die nötigsten Dinge für die Nacht ein und ab geht es. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals eine Nacht in dieser Wohnung verbringen würde und jetzt habe ich sogar eine Frau dabei. Herrlich. Kaum sind wir in der Wohnung, schon liegen wir im Bett. Sorgen mache ich mir nur wegen der Nachbarn, die alle etwas älter sind und sicher jedes Geräusch wahrnehmen. Und wir zwei sind nicht gerade geräuschlos bei unserem Treiben. Da müssen die Nachbarn wohl mit klarkommen.
Es ist der 22. Mai 2008 als ich endlich meinen letzten Vorsatz für dieses Jahr in die Tat umgesetzt habe. Jahresziele erreicht. Die Pflicht ist erfüllt, was ab jetzt folgt ist die Kür. Bin schon sehr darauf gespannt. Jetzt bin ich endgültig im Jahr 2008 angekommen.


Stinker
Dass Hartz IV Empfänger sich nicht immer die besten Klamotten leisten können, ist verständlich. Dass einige Hartz IV Empfänger (eigentlich heißt es ja Arbeitslosengeld II Empfänger. Ich frage mich, wie Teil III heißen wird. Vielleicht Die Rückkehr der Arbeitslosengeld II Empfänger.) etwas beschränkt und runtergekommen aussehen ist auch nichts Ungewöhnliches. Aber warum muss ein harter Kern dieser Menschen so furchtbar stinken? Und warum müssen diese Stinker zu gleichen Zeit bei der ARGE sitzen wie ich? Warum gibt es keine Auflagen von der ARGE, dass Stinker zu Hause bleiben müssen? Warum werden Stinker nicht regelmäßig geduscht und in frische Kleidung gesteckt? Und wieso können Menschen überhaupt so furchtbar stinken, ohne dass ihnen dabei schlecht wird?

Ich hoffe, dass im dritten Teil der Arbeitslosengeldtrilogie keine Stinker mehr mitspielen dürfen.


Arbeitsloser spielt Autoverkäufer
Schon als ich aufwache habe ich keine Lust ins Autohaus zu gehen, denn ich will meinen Samstag nicht auf diese Weise zerstören. Da gibt es bessere Methoden. Doch ich habe keine Wahl. So quäle ich mich aus dem Bett, um pünktlich um 09.00 Uhr meinen Dienst anzutreten.

Um 09.00 Uhr sitze ich in meinem Büro. Es ist herrlich warm. Eines von drei Fenstern lässt sich nicht öffnen. Wie schön. Ich starte den PC und gucke, was für herrliche Autos ich verkaufen darf.
Um 10.00 Uhr, ich habe noch keinen einzigen Kunden zu Gesicht bekommen, esse ich ein Schnittchen. Danach setze ich mich in einen Chrysler PT Cruiser. Gefällt mir nicht. Ich steige um in einen Chrysler 300C Touring. Hier fühle ich mich wohl. Als nächstes klettere ich in einen Dodge Nitro. Ist mir irgendwie zu groß und erscheint mir wenig nützlich. Ich steige aus und steige in einen Dodge Caliber. Der geht ja gar nicht. Wenn ich was zu sagen hätte, würde dieser Wagen nicht auf meiner Etage stehen. Sollte der Wagen am 09. Juni noch hier stehen werde ich alles dran setzen den möglichst schnell loszuwerden. Auf meiner Etage dulde ich Autos mit so einem schrecklichen Innenraum nicht. Zum Abschluss steige ich in den Chrysler 300C. Weil es mir so gut gefällt, bleibe ich minutenlang einfach so sitzen.
Um 11.00 Uhr gönne ich mir ein Schnittchen und starre anschließend minutenlang vor mich hin. Als ich damit fertig bin mache ich mich auf den Weg ins Büro des älteren Mitarbeiters, Willi, um mir ein paar Dinge erklären zu lassen und um nicht einzuschlafen.
Um 12.00 Uhr esse ich mein letztes Schnittchen. Ich will gerade anfangen vor mich hinzustarren als Kunden auftauchen. Jetzt wird es gefährlich, denn sie steuern direkt auf mein Büro zu. Ich werde mal fragen, was sie von mir wollen. Zunächst muss ich dem Mann, der Frau und deren Tochter die Hand geben. Das ist nicht gut. Ich werde ein Schild “Hände schütteln gefährdet ihre Gesundheit und ist daher strengstens untersagt” anbringen müssen. Ich will niemandem die Hand geben. Ich bitte die Leute in mein Büro und habe ausgerechnet das Fahrzeug nicht im Angebot, welches sie kaufen wollen. Typisch. So wird das nichts mit dem ersten großen Geschäft. Ich notiere die Telefonnummer der Kunden und verspreche mich zu melden, wenn ihr Wunschauto doch noch irgendwann auftaucht.
Da ich um 13.00 Uhr kein Schnittchen mehr habe, surfe ich rüber zu ebay und gucke mir Dinge an, die ich mir von meiner ersten Provision gekauft hätte. Zum Glück fällt mir ein, dass ich gar keine Provision bekomme, weil ich ein Praktikant bin. Da mich das irgendwie deprimiert, packe ich meine Sachen und verlasse das Autohaus mit dem Hinweis, dass ich erst am 09. Juni um 09.00 Uhr wiederkomme.

Das war mein letzter Probearbeitstag. Ich habe unendlich viel gelernt. Am 09. Juni kann ich direkt als Verkäufer eingesetzt werden. Wie gut, dass ich dieses Probearbeiten nicht abgelehnt habe, sonst würde ich an meinem ersten Praktikumstag vollkommen ahnungslos in meinem Büro sitzen und vor mich hinstarren.


Emma steigt aus
Einen Tag vor Fortsetzung des Emma Experiment, teilt sie mir mit, dass sie eine feste Beziehung will und fragt, ob es das nun war mit uns. Ja, das war es. Ich wünsche ihr noch viel Glück und verabschiede mich. Sie wünscht mir ebenfalls viel Glück und teilt mir mit, dass es ihr Spaß gemacht hat mit mir. Ich lösche ihre Telefonnummer, weil mir das sinnvoll erscheint. Ein würdiges Ende eines missglückten Experiments.

Zeit ein wenig zu joggen. Danach suche ich mir eine neue Emma.

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