November 2013

Störfälle gehen weiter
Meine Erkältung verläuft sehr milde und ich stelle fest, dass ich eine Erkältung brauche, um abzuschalten, um entspannter zu sein und die Zeit bewusster zu erleben. Das ist Paradox, wie ich finde. Der milde Erkältungsverlauf macht es natürlich auch einfacher. Ich nehme Medizin, habe aber hauptsächlich Schnupfen, muss selten Husten und der Hals kratzt minimal. Entweder ist das ein Mini-Infekt oder mein Immunsystem in relativ guter Verfassung.

Während ich mich ausruhe, schreibt Störfall Mirco fast täglich irgendwelche Banalitäten und Unverschämtheiten an Agnes. Der Grund für sein intensives Belästigen ist schnell gefunden. Seine Freundin Ursula ist eine Woche mit ihrer Verwandtschaft verreist und so hat der gute Mirco niemanden, den er mit seinem Müll belästigen kann. Warum also keinen Monolog mit Agnes führen? Und während dieses Monologs lässt er mehrfach durchblicken, dass er gerne mit ihr ins Bett möchte. Was bildet sich dieser geistige Krüppel eigentlich ein? Selbstständig möchte er sich auch machen. Zum dritten Mal. Zwei Insolvenzen schrecken ihn nicht ab, es immer wieder und wieder zu versuchen. Sein neuer Plan. Er möchte alte Autos kaufen, reparieren und dann günstig an alleinerziehende Mütter verkaufen. Dazu hat er auch schon einen Termin beim Arbeitsamt vereinbart, um irgendwelche Fördergelder zu beantragen. Wenn ihm das gelingen sollte, verstehe ich echt gar nichts mehr. Unfähigkeit, schwachsinnige Ideen und zwei Insolvenzen sollten Grund genug sein, ihn nicht zu fördern. Es bleibt spannend und ich bin sicher, dass er Agnes vom Termin beim Arbeitsamt berichten wird. Armer, kleiner Hampelmann.

Alptraum
Oft kommt mir mein Leben vor wie ein nie enden wollender Alptraum. Ein Hamsterrad voller Scheiße in dem ich immer weiter und weiter laufe. Ein Fahrstuhl, der permanent nach unten rast. Und dann frage ich mich, ob es nicht genau das ist, was ich will. In einem Alptraum leben und das Gute verhindern. Und dann finde ich keine Antwort auf die Frage, weil es ebenso wahr, wie unwahr sein könnte. Doch solange es keine Antwort gibt, ich das Hamsterrad weiter drehe, den Aufzug nicht stoppe, solange bleibt es ein Alptraum. Also liegt es doch an mir. Bescheuert.

Reale Widersprüche
Ich weiß nicht, wovon ich als Kind oder Jugendlicher geträumt habe, was ich werden wollte und wie ich das Leben gerne gelebt hätte. Zumindest kann ich keine konkreten Erinnerungen an derartige Wünsche und Träume abrufen. Ich weiß nur, dass ich nie erwachsen war in meiner Vorstellung vom Leben und dass meine Träume, so wenig konkret sie auch waren, fernab jeglicher Realität waren. Paradoxerweise ist mein Leben auch oft fernab jeglicher Realität. Ich gebe mich Tagträumen hin und versuche der Realität, so weit möglich, zu entkommen. Dabei geht das gar nicht, weil die Realität stets stattfindet. Und während ich gerade noch davon überzeugt bin, nicht in der Realität zu leben, erkenne ich jetzt, dass man, auch wenn man es nicht für möglich hält, immer in der Realität lebt. Sie wirkt nur oft wie ein Trugschluss. Daraus soll mal einer schlau werden. Und wenn jeder seine eigene Realität hat, wie kann es dann sein, dass viele glauben, dass es nur eine Realität gibt? Gibt es vielleicht für jeden eine? Und wenn ja, wieso leiden manche dann trotzdem unter Realitätsverlust? Und wer legt das fest? Wenn alles real ist und Realitäten schafft, was ist dann Fiktion? Zukünftige Realität? Mögliche Realität? Ein Tagtraum oder gar ein Irrtum? Ist das mit der Realität vielleicht doch nicht so einfach, wie einem glauben gemacht wird? Oder noch viel einfacher? Und wieso schwirren all diese Fragen in meinem Kopf rum? Das führt doch zu nichts. Oder hat es das längst? Realitätenwechsel. Jetzt.

Hupen sie bitte jetzt
Leider kommt es immer wieder vor, dass Geschäfte beliefert werden müssen, um Waren für Kunden vorrätig zu haben. Dummerweise werden dazu häufig die LKWs, mit denen die Waren angeliefert werden, auf der Straße vor den Geschäften abgestellt. Infolgedessen kommt es häufig zu Verkehrsproblemen. So auch heute. Manni und ich wollen nach Lünen. Da Manni aber noch kurz etwas besorgen muss, parkt er seinen Wagen vor einem Geschäft, welches leider genau zu dem Zeitpunkt beliefert wird, als wir wieder wegfahren wollen. Dummerweise steht der LKW direkt neben Mannis Auto. Und dazu so dicht, dass er seine Tür nicht mehr öffnen kann. Da so ein Ladevorgang nicht ewig dauern kann und es irgendwie uncool ist, wenn man auf der Beifahrerseite einsteigt und dann zur Fahrerseite klettert, beschließen wir, zu warten. Abgesehen von der Kälte, eine gute Entscheidung. Denn so sehen wir, wie blöd manche Menschen im Alltag sind. Schnell staut es sich hinter dem LKW. Da von der anderen Seite viele Fahrzeuge kommen, gibt es nur wenige Lücken, um an dem Hindernis vorbei zu kommen. Dummerweise stehen die Fahrzeuge hinter dem LKW so dicht, dass es unmöglich für die entgegenkommen Fahrzeuge ist, nach links in die Einfahrt abzubiegen. Obwohl das so offensichtlich ist, wollen manche es dennoch versuchen. Und so bleibt einer dieser Schlauköpfe stehen, blinkt links, wartet bis es sich hinter ihm gestaut hat und glaubt anscheinend, dass er in dieser Situation links abbiegen kann. Durch den Rückstau kann niemand mehr am LKW vorbei. Nun sind beide Fahrbahnen dank des Komikers blockiert. Chaos. Es dauert eine ganze Weile bis der Schlaukopf merkt, dass er es nicht schaffen wird, links abzubiegen und weiterfährt. Die Blödheit mancher Menschen kann echt unterhaltsam sein. Zumindest, wenn man nicht in einem Fahrzeug hinter so einem Deppen sitzt. Der Verkehr auf der einen Seite kann wieder fließen. Manche Verkehrsteilnehmer stehen mittlerweile schon etliche Minuten hinter dem LKW. Das muss sie auf dumme Gedanken bringen, denn einige von ihnen hupen jetzt. Das macht in etwa so viel Sinn, wie mit den Armen zu rudern, um über das Hindernis zu fliegen. Gelegentlich ergibt sich eine Lücke. Und so kann der eine oder andere es nicht lassen, den LKW, der im Weg steht, während er an ihm vorbei fährt, anzuhupen. Das bringt natürlich viel und macht Sinn. Muss ich unbedingt auch mal probieren. Besonders viel Glück haben diejenigen, die es schaffen, die Leute, die den LKW be- und entladen, anzuhupen und ihre Hupaktionen mit Gesten zu untermalen. Selten habe ich so vielen dummen und/oder frustrierten Menschen in einem Autokorso zusehen dürfen. Es ist schon verrückt, was man alles erleben kann, wenn man nur genauer hinsieht.

Café und Café Bistro
Neben dem Café Bistro, welches fast 24 Stunden geöffnet hat und ein echter Anlaufpunkt für viele Menschen ist, gibt es in diesem Gebäude noch ein weiteres Café. Klein, mit kürzeren Öffnungszeiten, dafür aber mit Kaffee und ruhigen Gästen. Dieses Café wurde im letzten Jahr von einer jungen Frau übernommen. Das Café läuft mehr schlecht als recht und ich gehe da nie hin, weil ich Kaffee nicht besonders mag und zweitens einen Blick in die Küche des Cafés werfen durfte. Sauber geht anders. Was mich ebenso abschreckt, nein, sogar anwidert, ist die Tatsache, dass ständig irgendwelche Gäste vor dem Café stehen und rauchen. Immer, wenn ich aus dem Haus gehe und den Vordereingang benutze, muss ich an den Rauchern vorbei. Das ist mir unangenehm. Noch unangenehmer finde ich allerdings, dass fast immer auch die Besitzerin des Cafés vor dem Café steht und raucht. Gerne auch mal ohne Gäste. Ich finde das abstoßend, denn ich möchte keinen Kuchen von einer Dauerraucherin serviert bekommen. Schon beim Gedanken daran, bekomme ich eine Gänsehaut. Für mich ist es wenig verwunderlich, dass das Café nicht läuft und bald schließen muss.
Die Suche nach einem Nachmieter ist mittlerweile kurz vor dem Abschluss. Zwei Kandidaten sind noch im Rennen. Beide wollen das Café weiter betreiben. Kandidat Nummer eins ist mir noch unbekannt. Kandidat Nummer zwei ist der Besitzer vom Café Bistro. Weil er dort eigentlich keine Stühle vor die Tür stellen darf, was ihn allerdings nur bedingt stört, und es ihm irgendwie untersagt ist, dass vor seinem Café Bistro geraucht wird, was trotzdem geschieht, möchte er nun zusätzlich das kleine Café nutzen, um die Gäste in Zukunft dort Rauchen zu lassen. Das ist ebenso gestattet, wie ein paar Stühle vor dem Café aufzustellen. Natürlich wäre ich erfreut, wenn der Lärm vom Café Bistro zum Café an der Hauptstraße verfrachtet würde, fürchte aber, dass es damit nicht getan sein wird. Ich fürchte, dass dann noch mehr unnötiger Lärm entsteht, was mich dann wütend machen wird, weil ich doch gerade fast schon gut mit den Leuten vom Café Bistro auskomme. Oder wird der Lärm dann tatsächlich zur Hauptstraße verlagert? Wenn ich es recht überlege, wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn der Besitzer vom Café Bistro den Zuschlag erhält. Aber egal, wie es kommen wird, ich muss es hinnehmen und damit leben.

Hausverwalter
Bei Problemen am und um das Haus herum, wendet man sich entweder an seinen Vermieter oder direkt an den Hausverwalter. Ich tendiere grundsätzlich dazu, meine Probleme dem Hausverwalter vorzutragen, weil ich nicht wirklich einen Vermieter habe. Dummerweise macht das nur bedingt Sinn, weil der zuständige Hausverwalter zwar ein netter Mensch, aber ansonsten doch ziemlich inaktiv ist. Und so kann es Wochen dauern, bis endlich meinen Beschwerden nachgegangen wird. Als ich ihn frage, ob er sich schon um das Problem mit dem Wasser, welches bei Regen in den Flur läuft, gekümmert hat, sagt er mir, dass er das ganz vergessen hat. Natürlich, schließlich habe ich ihn ja vor zwei Wochen extra deshalb angerufen, woraufhin er mir versicherte, gleich nachzuschauen. Obwohl er fast täglich in dem kleinen Café hier unten einen Kaffee trinkt, hat er es nicht geschafft. Sehr bedauerlich und irgendwie auch bedenklich. So bitte ich ihn abermals, sich darum zu kümmern. Ebenso trage ich mein Problem mit dem Schimmelbefall in meiner Küche vor. Das mache ich regelmäßig, gelegentlich flickt dann ein Dachdecker etwas am Dach, doch das hilft nie wirklich. Ich vermute eine schlechte Dämmung. Der Hausverwalter zeigt mir Fotos, die der Dachdecker vom Dach gemacht hat. Sieht alles bedenklich aus. Wir können da nun weiter rumflicken oder das Dach, ein blödes Flachdach, komplett erneuern. Dazu muss aber bei der Eigentümerversammlung eine Mehrheit gefunden werden. Da nur ich aktuell unter dem Dach unter der schlechten Dämmung leide, bezweifle ich, dass es eine solche Mehrheit geben wird. Glücklicherweise darf ich an der Eigentümerversammlung teilnehmen und kann, sollte der Hausverwalter es vergessen, das Thema Dachsanierung direkt einbringen. In drei Wochen etwa wird die Versammlung sein und ich bin sehr gespannt, ob mich das irgendwie weiter bringen wird. Sollte jemand vorschlagen, den Hausverwalter auszutauschen, muss ich leider dafür sein, denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Hausverwalter nicht mehr wirklich bei der Sache ist. Und nicht bei der Sache sein, geht einfach nicht, wenn man Hausverwalter ist.

Peinlicher Vorfall
Als ich am Abend meinen Benz starte und das Licht einschalte, werde ich von der Dunkelheit im Innenraum überrascht. Es sieht so aus, als wäre die Instrumentenbeleuchtung gestorben. Ich vermute ein Problem an einer Sicherung, weil vorhin ja noch alles funktioniert hat. Doch weil es kalt und dunkel ist, beschließe ich, mich morgen darum zu kümmern.

Obwohl ich es hasse, wenn ich bei solchen Temperaturen Fehler finden muss, mache ich mich auf die Suche. Die Sicherungen sehen gut aus. Ich besprühe sie dennoch mit Kontaktspray. Die Instrumentenbeleuchtung bleibt dunkel. Weil mich das alles nervt, fahre ich zur Werkstatt meines Vertrauens. Der Chef wirft einen Blick auf die Sicherungen, guckt auf die Instrumententafel und sagt, dass sie leuchtet. Ich bin verwirrt. Noch bevor ich meine Verwirrung zum Ausdruck bringen kann, sagt er nur ein Wort. Dimmer. Sofort fällt mir ein, dass ja jedes Fahrzeug einen solchen Dimmer hat, um die Beleuchtung zu regeln. Unverzüglich schäme und verabschiede ich mich. Das war noch peinlicher als neulich, als ich ein ähnliches Problem mit einer Sicherung hatte. Zu meiner Entschuldigung kann ich lediglich hervorbringen, dass die Beleuchtung gestern funktioniert hat, bevor ich das Auto abgestellt habe. Ich habe nichts angefasst, bis ich später feststellte, dass die Beleuchtung aus ist. Und da ich nichts verstellt habe, musste ich nicht zwangsläufig die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Dimmer verstellt war. Klingt zwar irgendwie logisch, macht es aber keineswegs besser. Ich glaube, ich bin einfach zu alt oder zu blöd für solche Zwischenfälle. Hoffentlich vergisst man den peinlichen Vorfall in der Werkstatt schnell. Ich werde ihn leider nicht so schnell vergessen.

Nie mehr…
Mit zunehmendem Alter gibt es immer mehr Dinge, die ich nicht mehr machen kann, von denen ich mich verabschieden muss. Es gibt Dinge, die ich schnell vergesse, weil sie vermutlich weniger wichtig sind und Dinge, die mich deprimieren, weil ich sie nicht mehr tun kann. Mich macht es sehr traurig, dass ich nie mehr Fußball spielen kann. Und obwohl ich es schon seit langer Zeit nicht mehr kann, ist der Gedanke, dass es vermutlich auch nie mehr möglich sein wird, schon deprimierend. Mein Körper ist aber leider zu demoliert, um weiter Fußball zu spielen. Dummerweise ist er vom Fußballspielen so demoliert. Ziemlich paradox.
Wenn es nur beim Fußballspielen bliebe, ließe es sich eventuell verschmerzen. Aber damit nicht genug. Joggen ist ebenfalls nicht mehr möglich. Blöd, wenn es in erster Linie diese beiden Sportarten waren, die mich beweglich hielten. Noch blöder, wenn keine alternative Sportart gefällt und ich stattdessen kaum noch Sport mache. Fördert den körperlichen Verfall ungemein.
Steigende Nachtblindheit bedeutet sicher irgendwann, dass ich bei Dunkelheit nicht mehr Autofahren kann. Da trifft es sich gut, dass ich sowieso abends nicht ausgehe. Das Thema Disko hat sich auch erledigt. Stört zwar weniger, aber ist ein weiterer Beweis, dass ich älter werde. Fehlende Discobesuche kompensiere ich mit einer erhöhten Präsenz vor dem heimischen TV. Das bringt mich sehr viel weiter auf meinem Weg, ein echter Eremit zu werden.Seit sehr vielen Jahren hat sich das Thema Spielplatz bereits erledigt. Ich bin zu alt und würde ich mich heute auf einem Spielplatz aufhalten, was mir in meiner Jugend häufiger passiert ist, würde ich mich sogar verdächtig machen. Nun, mein Interesse mich auf einem Spielplatz aufzuhalten ist derzeit sehr gering, aber wer weiß, wie sich die Bedürfnisse ändern, wenn ich richtig alt bin und mich geistig weiter zurück entwickle. Vielleicht möchte ich dann ja schaukeln. Ich könnte diese Liste noch endlos weiterführen, doch leider vergesse ich ständig, was ich alles vermutlich nie mehr machen werde. Und so bleibt die Hoffnung, dass das Vergessen irgendwann dafür sorgt, dass es mich nicht mehr ärgert, dass ich gewisse Dinge nicht mehr tun kann, weil ich schlicht und ergreifend nicht mehr weiß, gewisse Dinge je getan zu haben. Blöd wird es spätestens dann, wenn ich nicht mehr nach Hause finde, weil ich vergessen habe, wo ich eigentlich wohne. Wobei das möglicherweise keine Rolle spielt, weil ich gar nicht weiß, dass ich nach Hause wollte und so denke, es sei alles in Ordnung. Oh man, da kommt wohl noch einiges auf mich zu, bevor ich alles nie mehr machen werde.

Casa Sana Darmreinigung
Mein neues Frühstück vor dem Frühstück, direkt nach dem Aufstehen und selbstverständlich auf nüchternen Magen, heißt Casa Sana Darmreinigung. Der unfassbare Geruch dieses gesunden Präparats setzt sich nicht nur in der Nase, sondern direkt im Gehirn fest. Und es schmeckt so, wie es riecht, was es natürlich, zumindest für mich, nicht angenehmer macht. Zwei Esslöffel mit warmen Wasser vermischt und schon ist der Tag mein Freund. Zumindest sollte er es sein, denn das Zeug soll sehr gesund sein. 23 ausgewählte Pflanzen und Kräuterextrakte mit der Besonderheit von Milchsäurebakterien von 31 Stämmen. Alles in einem einzigen Getränk. Da freut sich der Darm sicherlich. Ich würde mich auch freuen, wenn es das Zeug als Kapseln geben würde und ich mir den Geschmack sparen könnte. Dagegen schmeckt Apfelessig fast lecker. Aber was tut man nicht alles für eine gesunde Darmflora? Und so sage ich mir, wenn ich den morgendlichen Drink zu mir nehme, dass natürliche Schönheit nun einmal von Innen kommt. Und weil ich schon immer mal schön sein wollte, werde ich diese morgendliche Darmreinigungsprozedur tapfer durchhalten. Zumindest ist so der Plan.

Renteninformation
Endlich halte ich die neueste Renteninformation in meinen Händen. Durch meine bisherigen Tätigkeiten habe ich mir mittlerweile eine Rente in Höhe von 311,42€ verdient. Für so viel Geld muss manch einer sehr hart arbeiten. Letztes Jahr hieß es noch, dass ich, wenn ich das Rentenalter erreicht habe, 304,55€ bekommen werde. 2008 durfte ich noch von 372,13€ träumen. Es sieht fast so aus, als würde sich der Betrag jedes Jahr ändern. Ob es sich doch lohnen würde, wenn ich einen Job hätte? Ich habe da weiter meine Zweifel und warte einfach ab, was man mir im nächsten Jahr ausrechnet. So viel Zeit muss sein.

Sinnlose Aktion gegen Lärm
Die Handwerker sind da. Bei der ehemaligen Hausmeisterin eine Etage tiefer. Das Bad muss gemacht werden. Neue Badewanne, neues Waschbecken, neue Fliesen. Das geht natürlich nur mit einer gehörigen Portion Lärm. Es wird gehämmert und gebohrt und man fühlt sich wie auf einer Baustelle. Mittendrin, aber zum Glück nicht dabei. Meine Begeisterung für den Lärm hält sich in Grenzen, ich sehe aber ein, dass es sein muss und ertrage den Lärm tapfer. Nicht so der Hausarzt in der ersten Etage. Er ist weniger begeistert und noch weniger verständnisvoll. Und so schickt er eine seiner Mitarbeiterinnen rauf in die dritte Etage, um für etwas Ruhe zu sorgen. Die Mitarbeiterin teilt der früheren Hausmeisterin mit, dass es zu laut ist und der Arzt seine Patienten kaum verstehen kann. Die Hausmeisterin außer Dienst sagt der jungen Frau, dass der Arzt seinen Patienten sagen soll, dass sie nach Hause gehen und morgen wiederkommen sollen. Damit endet das Gespräch. Den Weg hätte sich die Mitarbeiterin sparen können und ich frage mich, was in dem Arzt vorgeht, dass er seine Mitarbeiterinnen auf solch unsinnige Missionen schickt. Glaubt er etwa, dass Handwerker nur außerhalb seiner Sprechzeiten Lärm machen dürfen? Ob ich je erfahren werde, was ihn zu dieser Aktion bewog? Jedenfalls sind solche Aktionen prima geeignet, um sich schön lächerlich zu machen. Und das ist fast schon wieder sympathisch. Aber nur fast.

Mirco und die Verliebtheit
Mirco, der Mann, der einfach nicht erwachsen werden will, schreibt Agnes, dass er weiß, dass sie auch in ihn verliebt war. Er weiß es deshalb, weil man sich immer nur in Menschen verlieben kann, die in einen selbst verliebt sind. Und da er sich in Agens verliebt hat, ist es für ihn logisch, dass sie auch in ihn verliebt war.

Wenn ein pubertierender Junge so etwas schreibt, mag es vielleicht ganz lustig und auch niedlich sein, wenn aber ein Mann, der das vierzigste Lebensjahr erreicht hat, so etwas schreibt, dann ist das ziemlich erbärmlich, zeigt es doch, wie wenig sich dieser Mann im Laufe seines Lebens entwickelt hat. Wenn ein Mann, der sich für einen tollen Hecht hält, so einen Unsinn von sich gibt, dann ist das schon irgendwie beängstigend.

Ausgeflippert
Es ist schon eine Weile her, da gingen der Loerz und ich abends oft weg. Er flipperte von Frau zu Frau und stellte mich gelegentlich der einen oder anderen vor. Kaum hatte er das getan, flipperte er schon weiter. Wirklich kennengelernt haben wir so eigentlich niemanden, was aber wohl auch nicht Sinn und Zweck des Flipperns war. Mittlerweile gehen wir abends nicht mehr aus. Stattdessen machen wir ab und zu einen Ausflug am Nachmittag. Gewöhnlich landen wir dann im Extrablatt. Der Loerz isst oft eine Kleinigkeit und ich trinke nur etwas. Wir gucken uns natürlich noch Frauen an, zumindest dann, wenn auch welche da sind. Meistens sind diese Frauen sehr jung. Das ist schön, aber für uns bedeutungslos. Wir stellen uns nicht vor, sprechen nicht mit ihnen und nach einer Weile gehen wir wieder und vergessen meist sofort, was wir gesehen haben. Ob es am Alter liegt, unsere Ausflüge endeten mit Vollendung des 40-ten Lebensjahres, oder daran, dass wir keine Singles mehr sind, kann ich nicht zu hundert Prozent sagen. Vielleicht eine Mischung aus beidem und letztlich von geringer Bedeutung. Es ist nur erstaunlich, wie sehr sich unsere Ausflüge verändert haben und wie wenig uns das stört. Es scheint tatsächlich so, als wären wir aus dem Alter für nächtliche Eskapaden raus. Es hat sich schon lange ausgeflippert. Und trotzdem dreht sich die Erde weiter. Unglaublich.

Falsche Daumen, Arbeitslose, Langzeitarbeitslose und Mitarbeiter, die fehl am Platz sind
Bei mir im Büro sitzt eine 33-jährige, durchaus attraktive Frau, um sich Bewerbungen schreiben zu lassen. Sie sieht sympathischer aus als auf dem Foto, dennoch stört mich irgendwas an ihr, was ich zunächst aber nicht zuordnen kann. Es sind weder ihre Sommersprossen noch ihr mitgebrachtes Kind. Beides zwar nicht nach meinem Geschmack, aber in diesem Fall nicht das, was mich etwas irritiert. Ich sehe sie mir nochmal prüfend an und entdecke, was nicht ins Gesamtbild passt. Ihre Daumen. Sie wirken als wären sie von jemand anderem. Sie passen nicht zu einer Frau. Zu breit und irgendwie nicht weiblich. Ich betrachte ihre Finger als Gesamtkunstwerk. Die anderen Finger sind oberflächlich betrachtet auch nicht unbedingt von weiblicher Eleganz, doch die Daumen gehören da trotzdem nicht hin. Als wären da Daumen von jemand anderem angebracht worden. Ich sehe aber keine Narben, die der Beweis wären, dass die Daumen von jemandem abgenommen und bei der Frau angebaut worden wären. Nein, das scheint alles natürlich gewachsen zu sein. Finde ich irgendwie ärgerlich. Doch weil ich nichts daran ändern kann, beschließe ich, die Daumen einfach nicht mehr anzusehen und der Frau ganz schnell ihre Bewerbungen zu erstellen, damit sie mit ihren breiten Daumen schon bald geht. Alles andere würde mich nur wahnsinnig machen.

Die nächste Frau, die nach der Frau mit den falschen Daumen das Büro betritt, ist 58 Jahre und auf der Suche nach einer Weiterbildung. Bei der Agentur für Arbeit wurde ihr gesagt, dass wir ihr da helfen können. Ich wusste nicht, dass wir mittlerweile für die Vermittlung von Arbeitslosen in irgendwelche Maßnahmen zuständig sind. Sind wir auch nicht. Der Mann von der Agentur für Arbeit hat nur entweder keine Lust oder ist nicht in der Lage, seinen Job richtig zu machen. So können wir der Frau lediglich Adressen von Instituten geben, die Weiterbildungen, die von der Bundesagentur für Arbeit gefördert werden, mitgeben. Meiner Meinung nach ist das etwas, wofür wir nicht zuständig sind, sondern der Mann von der Agentur für Arbeit, der aber scheinbar dazu nicht in der Lage ist oder eben keine Lust hat. Scheinbar ist es dort und auch beim Jobcenter in Mode gekommen, lästige Kunden zunächst zu uns zu schicken. Mal sollen wir für Rumänen, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind, irgendwelche Jobs finden, dann Arbeitslose beraten, was sie in Zukunft beruflich tun sollen, mal nach Ausbildungsplätzen suchen und jetzt dieser Frau helfen. Alles Tätigkeiten, für die eigentlich die gut bezahlten Mitarbeiter des Jobcenters zuständig sein sollten. Doch scheinbar sitzen einige von ihnen lieber auf ihren Ärschen und überlegen sich irgendeinen Unsinn, um Arbeitslose zu schikanieren, statt ihren Job ordnungsgemäß zu verrichten. Da trifft es sich auch gut, dass die neue Regierung, sollte es sie tatsächlich geben, beschlossen hat, die Förderung von Langzeitarbeitslosen im kommenden Jahr zum Thema zu machen. Bin schon sehr gespannt, welchen Schwachsinn ich dann machen muss, während die tatsächlichen Schwachköpfe weiter in ihren Büros sitzen, dummes Zeug labern und Leute die Dinge erledigen lassen, zu denen sie scheinbar nicht in der Lage sind. Da wird man doch verrückt, wenn man es nicht längst ist.

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