Sim Jü 2015

Weil in diesem Jahr das Wetter mitspielt, besuche ich gemeinsam mit Petra die Sim Jü. Normalerweise wollte Manni uns begleiten, doch dann hat er sich anders entschieden, so dass er auf das Vergnügen verzichten muss. Es ist voll und die Menschenmassen verwirren mich. Das Tempo, in dem wir über die Kirmes wandern, variiert, so dass ich ständig aufpassen muss, niemandem in die Hacken zu treten. Dummerweise gelingt mir das nicht wirklich und so trete ich den Leuten, die vor mir gehen und spontan das Tempo reduzieren, immer wieder in die Hacken. Als ich noch jünger
war, ist mir das nicht so oft passiert. Mittlerweile kann ich einfach nicht mehr auf die Geschwindigkeit und alles, was um mich herum zu sehen ist, konzentrieren. Je länger wir wandern, desto unkonzentrierter werde ich. So ist es wenig verwunderlich, dass ich irgendwann spontan auf eine vor mir gehende Frau auflaufe. Die Frau reagiert nicht wirklich, weshalb ich davon ausgehe, dass ihr das öfter passiert. Ich entschuldige mich auch nicht, weil ich nicht mit fremden Frauen rede.
Wenig später passiert wieder etwas, was mich irritiert. Vor mir geht ein älteres Paar im Jack Wolfskin Partnerlook,
was wenig gut aussieht. Die an der Jacke der Frau angebrachte Kapuze ist irgendwie nach außen gestülpt. Sofort will ich nach der Kapuze greifen, um sie in einen ordnungsgemäßen Zustand zu bringen. Nur ganz knapp kann ich verhindern, dass ich es tatsächlich mache. Man darf fremden Leuten nämlich nicht einfach so an die Kapuze fassen. Ich weise Petra auf die Kapuze und meinen Drang, das in Ordnung zu bringen, hin. Sie nennt mich Monk. Agnes würde mich Sheldon nennen. Ich beschließe, die Kapuze zu vergessen. Als die Frau nicht mehr vor mir geht, schaffe ich es endlich. Ich kann dennoch nicht verstehen, dass jemand seine Kapuze nicht ordentlich trägt.

Um 21.00 Uhr, Petra hat sich gerade einen mit Helium gefüllten Luftballon mit Micky Mouse Gesicht gekauft, beginnt
das große Feuerwerk. Die Musik geht aus, die Menschen hören auf sich zu bewegen und starren gen Himmel. Das Feuerwerk ist eher lahm und ich bewundere stattdessen den Vollmond. Dann schaue ich mir die Leute an. Wie Zombies, die verwirrt sind, starren sie alle nach oben und bewegen sich nicht weiter. Es ist schon erstaunlich, wie so ein einfaches Ereignis wie ein Feuerwerk die Menschenmassen zur Ruhe bringen kann. Mich faszinieren all die Zombies
jedenfalls mehr als das Feuerwerk. Kaum ist das Feuerwerk vorbei, wird es wieder laut und die Zombiemassen bewegen sich als wäre nichts geschehen. Das ist irgendwie verrückt und dieser bewegende und auch denkwürdige Moment beendet den diesjährigen Besuchs auf der Sim Jü. Ob ich nächstes Jahr wiederkomme, um mir menschliche Zombies anzusehen,
entscheidet ganz allein das Wetter.

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