Seit der Prüfung habe ich nicht ein einziges Mal in die Unterlagen geschaut. So als wäre mit der schriftlichen Prüfung alles erledigt. Dabei steht der meiner Meinung nach weitaus schwierigere Teil noch bevor. Und da gibt es keine Antwortmöglichkeiten. Entweder habe ich es am 22. Januar drauf oder eben nicht. Und ich werde es ganz sicher nicht drauf haben, wenn ich mich nicht vorbereite. Doch aus irgendeinem Grund habe ich entschieden, dass ich erst wieder lerne, wenn das Ergebnis der schriftlichen Prüfung vorliegt. Vielleicht gehe ich davon aus, dass ich, wenn ich die schriftliche Prüfung nicht bestanden habe, gar nicht mehr weiter mache. Bringt ja dann offensichtlich auch nichts.
Als am Samstag in unserem Gruppenchat der erste schreibt, dass er die Prüfung bestanden hat, mache ich mich unverzüglich auf den Weg zum Briefkasten. Kaum habe ich den Brief der IHK in meinen Händen, werde ich total nervös, denn es ist durchaus möglich, dass ich durchgefallen bin, was bisher aber nicht meine Art war. Meine eigene Nervosität gibt mir zu denken. Wenn ich jetzt schon so nervös bin, weil ich einen Brief bekommen habe, wie wird es dann erst nächsten Freitag, wenn ich relativ ahnungslos vor drei Leuten sitzen, die mich beurteilen sollen. Das ist doch Kacke. Gar nicht Kacke hingegen ist das Ergebnis der schriftlichen Prüfung. 76 Punkte sind jenseits von gut und böse. Damit lässt es sich eigentlich prima leben. Andererseits wären fünf Punkte mehr eine zwei gewesen. Doch über so etwas sollte ich besser nicht nachdenken, sind 76 Punkte doch weitaus mehr als anfangs zu erwarten war. Elf Stunden zu lernen war womöglich doch nicht so schlecht. Ab morgen werde ich mich auf die praktische Prüfung vorbereiten. Auch wenn ich absolut keinen Plan habe, wie ich das anstellen soll.