Essgestörte Depressionen

Nachdem es mir
kurzzeitig besser ging, zumindest körperlich, dachte ich, dass dieser Infekt
ausgestanden sei. Doch schon bevor ich mich heute ins Bett legen wollte, fühlte
sich alles wieder ähnlich wie am Sonntag an und so war früh klar, dass mir die
Nacht nicht gefallen würde. Und nun liege ich hier und weiß, dass ich wenig
Schlaf bekommen werde, weil mir einfach zu übel ist und es exakt eine, nicht
wirklich bequeme, Position gibt, in der ich liegen kann. Sobald ich
unvorsichtig werde und diese Liegeposition auch nur minimal verändere, indem
ich z.B. ein Bein anders lagere, quittiert mein Magen es mit
unmissverständlichen Schmerzen, so dass ich alles versuche mich nicht mehr zu
bewegen. Also liege ich in meinem Bett, spüre, wie quälend langsam die Zeit
verrinnt und mein Magen, oder der Darm, alles tut, damit ich mich nicht wohl
fühle. Dennoch schlafe ich in kurzen Etappen bis ich mich im Schlaf bewege und
vor Schmerzen aufwache. Ein Wärmekissen hilft gegen die Nackenschmerzen,
erzeugt aber meiner Meinung nach zu viel Wärme, weshalb ich die Decke von
meinem Körper entferne, was nach kurzer Zeit dazu führt, dass ich friere. Das
ganze System scheint nicht richtig zu funktionieren. Dessen ungeachtet schlafe
ich nach einer Weile wieder ein und gleite hinab in einen intensiven, wütenden,
fast schon hasserfüllten Traum, der mich körperlich so anstrengt, dass ich
völlig entsetzt aufwache. Draußen dämmert es langsam und ich erinnere mich,
dass ich erst letzte Woche einen ähnlich intensiven Traum hatte. Darin hatte
ich allerdings Sex und das war im Vergleich mit diesem Traum ein echter Genuss.
Dieser Traum war einfach nur gruselig und selbst der Gedanke an den schönen
Sextraum der letzten Woche kann mich nicht wieder beruhigen. Was geht nur in
meinem Gehirn vor? Einige Zeit später schlafe ich ein letztes Mal in dieser
Nacht, die eh fast vorbei ist, ein. Dann ist es Zeit aufzustehen und mich für
den Tag im Büro vorzubereiten. So dusche ich kurz und will mich gerade schick
anziehen als mich eine Durchfallwelle erfasst und an die Toilette fesselt. Weil
das einfach nicht aufhören will, rufe ich im Bürokomplex an, um mich
abzumelden. Tanja geht ans Telefon und ich sage ihr, dass ich heute ausfalle.
Sie wünscht mir gute Besserung und weil sie das tut und eine nette
Telefonstimme hat, mag ich sie gleich ein bisschen mehr als noch vor dem Anruf.
Da ich gerne
und vor allem zu viel nachdenke, was nicht immer eine gute Sache ist, stelle
ich abschließend fest, dass ich derzeit an den schlimmsten Depressionen und
Essstörungen seit mindestens drei Jahren leide. Es scheint doch so zu sein,
dass manche Dinge niemals im Leben besser werden. Zumindest nicht über einen
längeren Zeitraum. Mit dieser deprimierenden Erkenntnis blicke ich mehr als
gespannt auf den weiteren Verlauf des Tages und meine vermutlich desaströse
Zukunft.

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