Heiligabend 2018

Ziemlich verspannt wache ich auf und bin wenig begeistert. Die Verspannungen können auch Muskelkater sein, weil ich gestern in Folge einer geistigen Verwirrtheit beim Training die Gewichte minimal erhöht habe. So etwas lehnt mein Körper strikt ab. Kaum bin ich wach, breche ich auf zum Blumenladen, weil ich noch Blumen für den Friedhof brauche. Es ist noch recht leer, ich bin schnell an der Reihe und während die Verkäuferin die Blumen einpackt, schaue ich mich im Laden um. Schnell stelle ich fest, dass ich die Preisschilder nicht mehr lesen kann und weiß, was mich erwartet. Diese Probleme hatte ich echt lange nicht mehr, was es auch nicht besser macht. Ich muss schnell nach Hause, bevor ich gleich nicht nur Preisschilder nicht mehr erkennen kann. Schnell zum Auto und schon drei Straßen weiter wird es kritisch, denn ich sehe gewisse Dinge nicht mehr. Ausfälle einiger Sehbereiche sind wenig hilfreich beim Autofahren. Ich erreiche dennoch meinen Parkplatz, parke ziemlich schräg, gehe in die Wohnung und nehme eine Ibuprofen, weil die Schmerzen zwangsläufig kommen, wenn die Sehstörungen nachlassen. Anschließend lege ich mich ins Bett, schalte die Heizdecke an und sehe wenig später farbige Dreiecke, Rechtecke und andere Formen. Auf der einen Seite faszinierend schön, auf der anderen auch beängstigend, denn was ist, wenn das nie mehr weg geht und ich es immer sehe? Glücklicherweise habe ich viel darüber gelesen, dass besonders Migränepatienten oft so etwas haben, was mich tatsächlich beruhigt als ich daran denke. Ich bin zwar kein Migränepatient, aber meine Anfälle verlaufen ähnlich. Nur bisher ohne diese bunten Formen, die noch eine Weile bestehen bleiben. Die Sehstörungen sind nun weg und ich erwarte üble Kopfschmerzen, doch zu meiner Überraschung halten die sich in Grenzen, obwohl ich nur eine Ibuprofen 200 genommen habe. Eine Stunde liege ich mittlerweile im Bett und es scheint das Schlimmste überstanden. Zeit für die Ursachenforschung. Das Ergebnis ist schnell gefunden. Verspannungen oder auch Muskelkater vom Training sind verantwortlich. Ich muss das mit den Gewichten sein lassen, denn anstatt zu Muskeln führt das nur zu Problemen. War früher schon regelmäßig so, will ich aber nicht mehr.

Am Nachmittag bringe ich die Blumen zum Friedhof, putze etwas den Grabstein und schneide mich dabei irgendwie. Der Finger mag gar nicht aufhören zu bluten. Läuft irgendwie noch nichtwirklich so, wie ich mir den Tag vorgestellt habe.

Bevor es zum traditionellen Heiligabendtreffen geht, schaue ich mir noch Schöne Bescherung an. Irgendwie war der früher lustiger. Ich muss mich wohl nach anderen traditionellen Weihnachtsfilmen umschauen.

Gegen 19.40 Uhr besuchen wir Manni. Wie üblich läuft der Fernseher und wir bekommen Tee serviert. Manni ist erkältet und ich weiß nicht, ob ich mit meinem Besuch nicht ein zu hohes gesundheitliches Risiko eingehe. Eine dritte Erkältung dieses Jahr ist nichts, was ich brauchen kann. Unsere Themenauswahl ist wie immer vielfältig. Manni hat sich dieses Jahr dahingehend entwickelt, dass ihm, so sagt er, alles bis auf sein Motorrad, gepflegt am Arsch vorbei geht. Petra wünscht sich Vulkanausbrüche und andere Naturkatastrophen und dass dabei möglichst viele Menschen sterben. Das einzige, was mir dazu durch den Kopf geht ist die Frage, ob ich mir einen Schnauzbart wachsen lassen sollte. Ein Mann mit einem weißen Schnauzbart wäre ich dann. Sieht bestimmt Scheiße aus, aber besser als auf den Tod und das Aussterben der Menschheit zu warten. Vielleicht wären auch ein paar gepflegte Koteletten eine Option, oder ein Ziegenbart. Vielleicht ein Mix aus allem. Ich werde mir das mal durch den Kopf gehen lassen. Im TV läuft Loriot und unterhält uns bestens. Loriot war ein Mann mit wirklich feinem Humor. Davon bräuchten wir mehr. Es kommt sogar so weit, dass wir drei Pflegefälle vor dem Fernseher lachen müssen. Das ist mehr als wir von diesem Abend erwarten konnten. Dann ist es auch schon nach 23.00 Uhr und wir müssen die traditionelle Runde beenden. Zurück bleibt die Frage, wie viele solcher Abende es für uns noch geben wird.

4 Kommentare

  1. Ich oute mich mal:

    Sissi – noch nie gesehen.
    Der kleine Lord – noch nie gesehen.
    Kevin – nur einmal gesehen.
    Aschenbrödel – zu oft gesehen.

    Aber mit Loriot gehe ich mit Ihnen konform: so einen feinen und trotzdem fiesen Witz gibt es heute leider nicht mehr.

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