Die ersten zehn Tage im April

Schon wieder ist das Coupé an einem Montag in der Werkstatt, doch zum Glück ist es nur eine Kleinigkeit, die schnell und günstig zu beheben ist. Damit sollten die Werkstattbesuche für eine Weile erledigt sein, denn diese Montagstradition ist auf Dauer einfach zu kostspielig.

Zum ersten Mal in diesem Jahr trage ich ein Hemd und eine nicht winterliche Jacke. Möglicherweise bin ich bereit für den Frühling. Hauptsache, die Temperaturen klettern vorerst nicht über die 25 Grad Marke, weil das einfach nichts für mich und meinen Körper ist.

Nachdem der Vermittler wieder zugeschlagen hat und einige Teilnehmer/innen gekündigt wurden, sind nur noch fünf Teilnehmerinnen, die sich allerdings meist nicht hier sehen lassen, in der Maßnahme. Und so sitze ich mit dem Vermittler im Büro und frage mich, was wohl aus mir wird, wenn ich hier nicht mehr benötigt werde. Vermutlich werde ich meine Karriere dann auf der anderen Seite fortsetzen, da ich nicht leicht zu vermitteln bin. Man könnte mich irgendwo im Call Center anbieten, aber das ist nix für mich. Für einen dieser Jobs für Langzeitarbeitslose komme ich nicht in Frage, weil ich noch nicht lange genug arbeitslos bin und für andere Arbeit bin ich nicht zu gebrauchen. Also bleibt eigentlich nur die Möglichkeit selber Teilnehmer zu werden. Man kann sich wunderbare Gedanken zu seiner Zukunft machen, wenn man nichts zu tun hat. Und während ich weiter über meine berufliche Zukunft nachdenke, habe ich eine möglicherweise fantastische Idee. Ich könnte Modell für Intimfrisuren werden. Da muss man nichts können, sondern lediglich über ausreichend Haare im Intimbereich verfügen. Vielleicht kann ich mir so parallel ein zweites Standbein aufbauen und wenn ich meinen Job irgendwann verliere hauptberuflich als Intimhaarmodel auftreten. Da muss ich mich unbedingt mal schlau machen, ob da was geht und wie ich das werden kann.

Am neunten Tag des Monats bekomme ich spontan Schmerzen im rechten Unterkiefer. Später habe ich geschwollene Lymphknoten und am nächsten Tag tut zwar nichts mehr weh, dafür sind die Lymphknoten nun beidseitig geschwollen. Sieht aus wie Mumps für Anfänger. Dabei fällt mir ein, dass ich erst kürzlich eine Schwellung hinter dem rechten Ohr hatte, die auch erst weh tat und selbst jetzt noch nicht vollständig weg ist. Scheint so als hätte ich wieder eine neue Krankheit, die es zu erforschen und behandeln gibt. Mein Körper versucht echt alles damit mir nicht langweilig wird. Zudem hat er sich für die Rückkehr des Heuschnupfens entschieden. Eine weiter nutzlose Sache, die es zu bekämpfen gilt.

Am zehnten Tag des Monats steht die nächste Gruppenschulung an. Thema: Meine Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer. Als Dozent ist der Vermittler vorgesehen, dumm nur, dass er völlig erkältet ist und trotz Schüttelfrost ins Büro gekommen ist. In dem Zustand kann man maximal im Bett liegen oder andere Leute anstecken, weshalb ich ihm Nahe lege, zum Arzt zu gehen. Nachdem ich Erfolg damit hatte, desinfiziere ich alles großzügig und hoffe, dass von möglichen fünf Teilnehmerinnen keine einzige erscheinen wird, denn ich will keinen Unterricht machen. Das hatten wir nämlich erst kürzlich und es ging voll in die Hose.
Um kurz nach 09.00 Uhr ist es Gewissheit, dass ich eine Gruppenschulung halten darf. Zwar ist es keine Gruppe, sondern lediglich die Frau, die gerne die Sonne ansingt, doch das ist schlimm genug. Natürlich gibt es keine vorgefertigten Unterlagen zu dem Thema des Tages und so muss ich mir irgendwelche banalen Texte aus dem Netz ausdrucken. Acht Seiten langweilige Informationen, die keinem weiterhelfen. Es ist schön mit Texten zu arbeiten, die man zum ersten Mal liest. So ist es wenig verwunderlich, dass ich schon nach wenigen Minuten nichts mehr zu sagen habe. So entwickelt sich das Gespräch dahingehend, dass die Frau aus ihrem Leben erzählt und ich ab und zu Kommentare dazu abgebe. Wann habe ich zuletzt mit einer 29-jährigen Frau mit guter Figur so lange alleine gequatscht? Noch nie. Ist zwar eine nette Erfahrung, bringt mich aber auch nicht weiter.
Irgendwann endet mein zweiter Tag als Schulungskasper und ich hoffe, dass ich nicht noch ein drittes Mal für eine Schulung zuständig sein werde. Schulungen sind einfach nichts für mich. Weder auf der einen, noch auf der anderen Seite.

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