Magdeburg – Tag 2

Tränensäcke am Morgen, bleiben keinem verborgen. Altert man im Osten schneller, war es die Hitze oder liegt es am Neonlicht über dem Badezimmerspiegel? Jedenfalls präsentiert der morgendliche Blick in den Spiegel Tränensäcke, die mein früherer Augenarzt schon vor Jahren attestiert hat. Überhaupt sehe ich nach nur einem Tag Urlaub völlig eingefallen und um Jahre gealtert aus. Wenn die Entwicklung so weiter geht, werde ich am Ende der Woche vermutlich eingeäschert.

Mein erstes Frühstück in Magdeburg besteht aus einem Salamibrötchen, welches ich mir im Backhaus Deims kaufe und auf einer Bank verzehre. Das findet ein Vogel so gut, dass er direkt neben mir Platz nimmt und mich anbettelt. Ich finde zwar nicht, dass Brötchen das Richtige für Vögel sind, gebe ihm aber ein paar Krümel, weil er so süß aussieht und so lieb guckt. Anschließend wandere ich ziellos umher, kaufe mir einen Mangold-Smoothie, lande an der alten Elbe und später am Stadtpark, den ich ein anderes Mal ausführlich besuchen will, wenn ich etwas zu trinken mithabe. Nachdem das mit mir geklärt ist, fange ich an über das Mittagessen nachzudenken. Dieses furchtbare Denken immer. Vermutlich werde ich es nie abstellen können, aber ich versuche es, weil das viele Denken anstrengend ist und mich wahnsinnig macht.

Mittag gegessen wird im Restaurant Orchidee, welches ich empfehlen kann. Vermutlich werde ich hier noch das eine oder andere Mal zu Mittag essen. Nach dem Essen verlaufe ich mich kurz, weil das zu einem anständigen Urlaub einfach dazu gehört. Anschließend gehe ich zurück ins Hotel, um mich etwas auszuruhen, frisch zu machen und vor meinem Spiegelbild zu erschrecken, weil ich zu meinen Tränensäcken nun auch einen Sonnenbrand bekommen habe. Besonders der Nacken ist betroffen, aber auch das gehört zu einem anständigen Urlaub einfach dazu. Frisch mit Sonnencreme eingeschmiert breche ich etwas später auf, um eine Hafenrundfahrt zu machen. Zumindest ist das der Plan, doch die einstündige Rundfahrt findet montags nur einmal statt und dieses eine Mal war bereits vor Stunden, weshalb ich verwirrt und planlos umherirre, bis ich nassgeschwitzt und erschöpft bin. Weil das auch keine Lösung ist, spendiere ich mir ein Eis, da es sonst keiner macht. Dann muss ich zurück zum Hotel, gönne mir ein paar Kekse, mache mich frisch, ziehe mich adrett an und breche auf zum Stadtpark. Als ich dort ankomme bin ich natürlich völlig K.O. vom vielen wandern, so dass ich mich nur noch von Parkbank zu Parkbank schleppe. so richtig habe ich das wohl noch nicht raus mit der Entspannung. Nach einer Weile bekomme ich Hunger, weshalb ich den Park wieder verlassen muss. Auf dem Weg aus dem Park, kommt mir eine sehr junge Mutter mit Kinderwagen entgegen. Weil sie hübsch ist, schaue ich sie an und dann passiert etwas, womit keiner rechnen konnte, denn dieses hübsche Wesen lächelt mich an. Einfach so. Und was mache ich? Ich lächle irgendwie für den Bruchteil einer Sekunde zurück, bzw. versuche es, und schaue dann ganz schnell weg. Wie ein Pubertierender, der völlig perplex und überfordert ist. Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Aber wer kann auch damit rechnen, dass so ein junges Lebewesen einen wie mich anlächelt? Möglicherweise war sie ja auch nur von meiner Frisur belustigt, die vom Winde verweht, einen ziemlich verwehten Eindruck gemacht haben muss.

Glücklicherweise hatte ich mich schon sehr früh entschieden, das Abendmahl bei Subway einzunehmen, so dass die für mich typische Such nach einem geeigneten Ort für eine Mahlzeit nicht nötig wird. Gestärkt geht es wenig später zurück zum Schleunufer. Weitere Pläne gibt es nicht, so dass ich auch dort von Bank zu Bank wandere und daher die meiste Zeit sitze. Fürs Auge gibt es reichlich und als Höhepunkt des Tages kommen vier angehende Frauen zu meiner Bank. Als Frauen gehen sie noch nicht durch, weil sie entweder erst sechzehn sind, oder schon bald, vielleicht aber auch erst später, werden. Eine fragt: „Entschuldigung, dürfen wir Sie was Fragen?” Normalerweis wäre die Antwort, dass sie das ja schon getan hat, aber darauf verzichte ich und antworte, ohne die vier jungen Lebewesen anzusehen, dass sie das natürlich dürfen. Feuer hätten sie, bzw. eine von ihnen gerne und weil ich ja im Urlaub immer eines meiner Werbefeuerzeuge dabei habe, kann ich helfen. Mehr noch, ich schenke dem jungen Wesen direkt eines meiner Feuerzeuge, was sie zunächst nicht glauben mag. Erst als ich versichere, dass ich genug von den Dingern habe, bedankt sie sich und wünscht mir einen schönen Abend. Endlich konnte ich jemandem mit meinen Werbeartikeln eine Freude machen, obwohl ich es ja nicht gut finde, wenn jemand raucht. Vielleicht hätte ich ihr noch einen Kugelschreiber dazu schenken sollen, aber das hätte irgendwie keinen Sinn ergeben.

Bereits um 21,30 Uhr bin ich zurück in meinem Zimmer, reiße mir die Kleidung vom Leib und beschließe, dass ich den Abend ausklingen lasse und nicht mehr, wie geplant, ausgehe, da ich schon 19,8 Kilometer verwirrt durch die Gegend gewandert bin. Schließlich bin ich hier zum Entspannen und habe heute genug aufregende Sachen erlebt.

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