Hüpfendes Etwas auf dem Trampolin

Durch meine entzückenden Zahnprobleme habe ich neun Wochen gar keinen Sport mehr gemacht, was in meinem Alter eine Art von Katastrophe ist. In den letzten Tagen hatte ich vermehrt das Bedürfnis zu laufen. Einfach so wollte mein Körper einfach nur laufen, doch ich ließ ihn nicht. Daher ist es perfekt, dass endlich wieder Sonntag ist, denn vor den Zahnproblemen war sonntags der Tag fürs Fitnessstudio. Da Petra krank ist, muss ich alleine los, doch irgendwas hindert mich und anstatt aufzubrechen gehe ich auf den Balkon, finde das Wetter furchtbar und beschließe, dass ich die Wohnung nicht verlassen kann. Stattdessen will ich mein Trampolin, welches schon zu lange ungenutzt rumsteht und nur Platz wegnimmt, benutzen. Gesagt, getan und fast drei Stunden später geht es los. Zu Never ever von Röyksopp hüpfe ich los. Das Lied geht fünf Minuten und schnell tun mir die Waden weh und ich komme leicht ins Schwitzen, obschon ich nur eine Unterhose trage. Obwohl man nicht barfuß hüpfen soll und ich mir schon blutige Füße geholt habe, weil ich zwischen die Federn kam, verzichte ich auf Schuhe, denn Schuhe und dazu nur eine Unterhose zu tragen, finde ich einfach lächerlich. Fünf Minuten können verdammt lang sein und die Federn quitschen, weshalb ich die Musik sehr laut machen muss. Pünktlich zum Ende des Liedes verliere ich das Gleichgewicht und Falle mit dem Rücken gegen die Wand. Lustig. Kurze Pause.

Nach einem Lied Pause geht zu Still von Oliver Koletzki weiter. Ein drei Minuten Lied. Mein Hüpfablauf ist natürlich nicht durchdacht und so hüpfe ich unkontrolliert und so gar nicht im Takt der Musik, schaffe sogar eine dreiviertel Drehung in der Luft und berühre einmal mit dem Kopf die Decke. Dann springe ich rückwärts in die Federn und muss rückwärts stolpernd vom Trampolin in den Flur ausweichen, was mir gelingt, ohne mich zu verletzen. Ziemlich lächerliche Vorstellung von mir bisher. Weniger gestörte Menschen würden nun versuchen etwas kontrollierter zu hüpfen und ich muss gestehen, dass auch ich das kurz versuche, es klappt aber nicht und daher ist es doppelt wichtig, dass mich niemals jemand sehen wird, wenn ich hüpfe, denn wenn mich irgendwann irgendwer sehen sollte, ruft der sicher sofort bei den Sicherheitsbehörden an, um mich abholen zu lassen. Nichts von dem, was ich tue, ist auch nur annähernd ästhetisch. Wäre ich nicht fast fünfzig, sondern fünf Jahre alt, könnte man sicher ein Auge zudrücken, aber in meinem Alter, mit ausgemergeltem Körper und nur mit Unterhose bekleidet, ist die Angelegenheit schon irgendwie bedenklich. Obwohl es anstrengend ist und ich ziemlich erledigt bin, muss ich noch ein drittes Lied durchhalten, denn sonst macht Sport keinen Sinn. Das Lied, Here she comes again von Röyksopp, verlangt von mir mehr Einsatz als das vorige Lied. So schwebe ich zunächst leicht durch die Luft und bin doch wenige Momente schon wieder kurz davor die Kontrolle völlig zu verlieren. Gelegentlich hüpfe ich auf die Federn und kann froh sein, mich nicht ernsthaft zu verletzen. Vielleicht ist es der langsam beginnende Altersirrsinn, der mehr und mehr von mir Besitz ergreift. Anders lässt sich die Aktion vermutlich nicht erklären. Am Ende des Liedes torkle ich erschöpft vom Trampolin und durchs Wohnzimmer. Ich muss definitiv öfter hüpfen und auch bald ins Fitnessstudio, denn mein körperlicher Zustand ist echt mies.

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