Ein Montag fast wie jeder Montag

Es ist etwa 08.30 Uhr und ein Presslufthammer stört mein morgendliches Wachwerden. Etwa 15 Minuten höre ich mir bei geöffneter Balkontür den Lärm an, dann stehe ich auf, um die Balkontür zu schließen, weil das mit dem Lärm nicht entspannend ist. Auf dem Balkon suchen Dohlen aufgeregt in einem Blumenkasten nach Futter, weil ich mich vor einiger Zeit entschieden hatte, im Winter Vögel zu füttern und davon ausgegangen bin, dass kleine Vögel zum Futtern kommen, stattdessen randalieren nun täglich mehrere Dohlen auf dem Balkon, wühlen alles durcheinander und kacken alles voll. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Nach dem ersten Stuhlgang des Tages gibt es Müsli und ein etwa einstündiges Telefonat mit Agnes. Diese Gespräche gehören zu einem guten Montag, wurden in den letzten Wochen aber ständig dadurch gestört, dass ich meine Zeit in der Zahnarztpraxis verbringen musste. Ich bin gespannt, wann es den ersten Montag in diesem Jahr geben wird, an dem es das Thema Zähne nicht gibt. Ich fürchte allerdings, dass es noch eine Weile, vielleicht gar Monate, dauern wird bis es soweit ist. Zumal Zahn 16 auch weiter auf der Kippe steht und vermutlich früher oder später gegen ein Implantat zum Schnäppchenpreis getauscht werden muss.
Weil ich das Wetter nicht mag und deshalb nicht raus will, vereinbare ich Online für nächsten Montag einen Termin bei der Krankenkasse. Natürlich könnte ich es auch per Post machen, aber so kann ich bei der Krankenkasse direkt mal fragen, was die von dem Heil- und Kostenplan halten und anschließend direkt zur Praxis fahren, um die weiteren Termine zu vereinbaren. Wenn sich doch nur alles so einfach regeln ließe. Da ich nun keine Verpflichtungen meine Zähne betreffend mehr habe, gehe ich zu Penny, um mir Zutaten für eine frische Suppe zu besorgen. Als ich alles ausgewählt habe, stelle ich mich an die Kasse an der weniger Leute anstehen, was, wie sich schnell herausstellt, nicht bedeutet, dass es schneller geht. Eine Frau, vermutlich längst über 80 Jahre alt, lädt ihre Einkäufe in ihren Einkaufswagen. Die Frau hat sichtlich Schwierigkeiten mit dem Tempo und der kleine Bereich, auf dem die Waren nach dem einscannen abgelegt werden, ist mehr als voll. Als junger und vitaler Mensch und auch als nörgelndes Arschloch wird man spätestens jetzt unruhig, weil abzusehen ist, dass die Oma scheinbar noch lange braucht mit all den Waren, die noch eingepackt werden müssen. Als sie dann auch noch, bevor die letzten Waren ordnungsgemäß weggeräumt sind, auf die Idee kommt nun zu zahlen und nach Kleingeld kramt, vernimmt man ein dezentes Murren der unzufriedenen Kunden, die es kaum erwarten können, die alte Frau zu entfernen, um endlich selbst an der Reihe zu sein. Doch zu meiner Überraschung artet die Unzufriedenheit nicht aus, sondern verhalt fast unbemerkt im Nichts. Ich beobachte weiter die Oma und lausche, ob die Ungeduld um sich greift, doch es bleibt alles gesittet, was mich durchaus überrascht. Auch ich verhalte mich ordnungsgemäß, weil auch ich vermutlich irgendwann alt und unbeweglich vorne an der Kasse alle aufhalten werde. Innerlich beklage ich allerdings, dass hinter der Kasse nicht mehr genug Möglichkeiten bestehen, seine Einkäufe in einigermaßen entspannter Gemütlichkeit einpacken zu können. Alles muss immer schnell, schnell, schnell gehen und es grenzt fast an ein Wunder, dass niemand irgendwen beschimpft. Irgendwann hat die Frau ihre Sachen eingeräumt und es geht kurz zügig weiter. Zumindest bis eine andere Frau, die zu meinem Entsetzen total erkältet ist, ebenfalls nicht ganz so fix mit dem verstauen ihrer Einkäufe ist, wie sie theoretisch sein könnte. Vielleicht werden bald Kurse angeboten, bei denen man lernt seine Einkäufe zügig einzupacken und zu zahlen. Wer den Kurs nicht schafft, bekommt einfach ein Einkaufverbot. Wundern würde mich das nicht.

Später will ich ein Süppchen kochen und wundere mich, wie viel Zeit man hat, wenn keine Zahnarzttermine anstehen. Ich weiß nicht, ob Montage ohne Zahnarzttermine wirklich noch etwas für mich sind. Während ich die Zutaten für die Suppe vorbereite und während später die Suppe kocht, telefoniere ich eine weitere Stunde mit Agnes. Wie damals als meine Zähne sich noch anständig verhielten und nicht ständig nach Aufmerksamkeit verlangten. So mag ich das.

Am Nachmittag bewege ich mich falsch und bekomme heftige Schmerzen in der rechten Schulter. Die Schmerzen sind so stark, dass ich den Arm eine Weile gar nicht mehr heben kann.

Kurz bevor die Dämmerung beginnt, machen Petra und ich einen kurzen Spaziergang durch Mengede und eröffnen, selbst für uns überraschend, die Geocaching Saison 2020, finden den ersten Cache des Jahres auf Anhieb und können selbst kaum glauben, dass das passiert ist. Zur Belohnung gönne ich mir später zu Hause eine Flasche Isis Cola. Man muss auch mal genießen können.

Den Abend lasse ich mit ein paar Folgen von The Big Bang Theory ausklingen. Es sind die letzten Folgen der letzten Staffel und ich finde es sehr traurig, dass es so ist und es keine weiteren Folgen mehr geben wird. Es ergibt für mich auch keinen Sinn, dass es so ist, aber das spielt vermutlich keine Rolle. So bleibt mir nur der Trost, dass ich irgendwann alle Staffeln ein zweites, drittes und wenn ich will auch viertes Mal ansehen kann. Wenig später liege ich im Bett, lese noch etwas und der Montag endet.

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