Damals 2006 – Zweites Quartal

Auch das zweite Quartal 2006 bot wieder Aufregendes. Für einen kleinen Überblick habe ich drei alte Texte rausgesucht, die ich nun präsentiere. Viel Spaß damit.


Die Geschichte vom Nummernschildhalter
Als ich mich auf den Weg mache, um nach meinem Auto zu sehen, bin ich doch etwas irritiert. Das vordere Nummernschild ist nämlich nicht an seinem Platz. Stattdessen liegt es vor dem Auto. Keine Ahnung, was es da zu tun hat. Dummerweise bin ich nicht in der Lage es wieder anzubringen, denn bei der Nummernschildhalterung fehlt ein zum Befestigen einigermaßen wichtiges Teil und ist nicht mehr auffindbar. Das kommt mir alles äußerst merkwürdig vor. Ich lege daraufhin das Nummernschild probeweise auf das Armaturenbrett, was mir aber nicht so richtig gefällt, weshalb ich mich unverzüglich auf den Weg mache einen neuen Nummernschildhalter zu kaufen. Wenn das mit den Ausgaben so weiter geht, muss ich doch noch arbeiten gehen. Nach dem kleinen Ausflug reinige ich die Stelle, an der sich zuvor der alte Nummernschildhalter befand, denn ein neuer Nummernschildhalter auf einer dreckigen Stoßstange geht gar nicht. Und weil mir das Putzen so gut gefällt, schraube ich anschließend das hintere Nummernschild ab, um dahinter ein wenig zu putzen. Vielleicht hat mein Auto das Nummernschild ja absichtlich abgeworfen, um mich auf den Dreck hinter dem Nummernschildhalter hinzuweisen.

In der Kirche
Heute bin ich zum zweiten Mal in diesem Jahr bei einer Beerdigung. Und auch dieses Mal habe ich Schwierigkeiten den Pfarrer zu verstehen. Gleich zu Beginn singt er ein Lied bei dem ich bis kurz vor Schluss nicht weiß, in welcher Sprache er es vorträgt. Ich schiebe es auf die schlechte Akustik in der Kirche. Dann beginnt er zu beten und mir wird klar, warum ich diese Schwierigkeiten habe ihn zu verstehen. Er spricht nämlich mit einem osteuropäischen Akzent. Allerdings kann man ihn, wenn man sich gut konzentriert doch irgendwie verstehen. Der Pfarrer auf der letzten Beerdigung blieb auch bei größter Konzentration unverständlich und wusste teilweise sogar nicht, wie es denn nun weiter ging. Und so musste er regelmäßig nachlesen, was er da überhaupt tat. Was mich heute verwundert ist, dass der Pfarrer zwischendurch immer wieder trinkt und isst. Er sagt etwas von einem Lamm, aber was er da verspeist sieht nicht aus wie Lamm. Was er trinkt kann ich auch nicht erkennen.
Plötzlich und unerwartet fängt die Frau, die auch hin und wieder sang und predigte, an zu betteln. Sie lässt einen Korb durch die Reihen gehen und mit Geld befüllen. Das habe ich so nicht erwartet. Scheinbar ist außer mir niemand überrascht, denn die meisten legen einige Münzen in den Korb. Ich glaube, ich bin sehr ungebildet. Die größte Überraschung jedoch folgt kurz vor Schluss. Es gibt kleine Snacks für alle. Man muss nur nach vorne gehen und wird gefüttert. Fasziniert schaue ich der Fütterung zu, verzichte aber darauf gefüttert zu werden, weil mir das unangenehm wäre und unangemessen erscheint. Kurze Zeit später ist es vorbei und wir dürfen gehen.

Ein Blick in die Zukunft
Montag, 19. Juni 2006, 9.15 Uhr, Amtsgericht Lünen. Der verabscheuenswürdige Volksverhetzer DrSchwein betritt das Gerichtsgebäude, um die Höhe seiner Strafe zu erfahren. Er ist sich der Schwere seiner Schuld bewusst und hofft entsprechend bestraft zu werden. Gleichzeitig hofft er auf Milde, da er nie wieder Volksverhetzer sein wird und seit der Verurteilung ein besserer Mensch ist. Zeitgleich werden Sympathisanten des Doc, welche mit selbst gebastelten Plakaten auf denen „StrafFREIHEIT für DrSchwein“ steht, von der Polizei festgenommen. Der Staat greift rigoros durch. Der Prozess und die Festnahmen werden live auf allen Fernsehkanälen übertragen. Außerdem wird die ganze Aktion Deutschlandweit auf Großleinwänden, die extra für die Fußball-WM aufgestellt wurden, übertragen. Die sich noch auf freiem Fuß befindlichen Volksverhetzer sehen nun, was ihnen blüht, denken kurz nach und ein Großteil übergibt sich direkt der Polizei. Andere übergeben sich einfach nur so. Einige Volksverhetzer begehen gemeinsamen Massenselbstmord. Die Zeit der Volksverhetzer in Deutschland scheint mit dem heutigen Tag zu enden. Etwa zur gleichen Zeit kauft ein bisher unentdeckter Volksverhetzer in Solingen ein Messer. Zu Hause ritzt er sich damit „Nie wieder“ auf die Stirn, legt sich in seine Gefriertruhe und schließt diese. Jahre später wird diese Gefriertruhe samt inliegendem, natürlich erfrorenem Volksverhetzer, als Mahnmal vor dem Brandenburger Tor aufgestellt.
Was sich an diesem Montag in Deutschland abspielt bleibt dem Rest der Welt nicht verborgen. Alle Völker, welche von DrSchwein verhetzt wurden, bedanken sich persönlich bei der Deutschen Justiz für das konsequente Vorgehen. Eine gleichzeitig einberufene Ministerkonferenz beschließt die sofortige Ausweisung von Doc. Da sich jedoch alle Länder weigern DrSchwein aufzunehmen, bleibt dieser in Deutschland. 27 Länder erteilen DrSchwein ein lebenslanges Einreiseverbot. Thomas Gottschalk spendet eine Locke. Weltweit schneiden sich 1,6 Millionen Lockenköpfe ebenfalls eine Locke ab. Keiner weiß warum. Am Nachmittag wird dem Helden, der Doc angezeigt hat, die Tapferkeitsmedaille überreicht. Gleichzeitig wird er für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Dann überschlagen sich die Ereignisse und um 17.00 Uhr werden alle, die an der Verurteilung von DrSchwein mitgewirkt haben, geehrt. Außerdem wird mit dem Bau eines 7 Meter hohen Denkmals zu Ehren dieser Helden begonnen. Um 18.07 Uhr schießt Saudi-Arabien das 1:0 gegen Tunesien. Um 19.12 Uhr fällt in China ein Sack Reis um. Niemanden interessiert es.


Wer neugierig geworden ist und den Rest meiner Erlebnisse aus dem zweiten Quartal des Jahres 2006 nachlesen möchte, der kann einfach auf die 2006 klicken. Besser wird es aber nicht. Versprochen.

2 Kommentare

  1. Der Text „In der Kirche“ soll lustig wirken, ist aber leider nur blöd. Aber vielleicht ist das ja auch beabsichtigt, wer weiß das schon.

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