Um 10.45 Uhr habe ich den Termin beim Lungenarzt. Ab 09.00 Uhr bin ich tatsächlich nervös und muss ständig zur Toilette, was mir bestätigt, dass ich ein Psycho bin.
Beim Lungenarzt tragen alle brav Masken und zuerst wird mein Lungenvolumen getestet. Anschließend wird mir Blut aus dem Ohr abgenommen bevor ich mit dem Arzt spreche. Mein Lungenvolumen ist bei 85, was durchaus okay ist. Die großen Atemwege sind okay, die kleinen nicht so. Nachdem alles besprochen ist werden die Lunge und die oberen Atemwege geröntgt, bevor mir erneut Blut abgenommen wird. Dieses Mal aber nicht aus dem Ohr, sondern direkt aus dem Arm. Drei Röhrchen werden mit meinem Blut gefüllt, dann warte ich auf das abschließende Gespräch mit dem Arzt. Bei diesem erfahre ich, dass einige der kleinen Lungenbläschen vergrößert sind und meine Bronchien irgendwie verschleimt. Meine Stirnhöhlen sind ziemlich vereitert und meine Nebenhöhlen auch. Allerdings nicht so stark wie die Stirnhöhlen. Es ist erschreckend, wie lange körperliche Beschwerden in meinem Körper bleiben. Für den entzündeten Rotz in meinem Kopf soll ich dreimal täglich ein Nasenspray nehmen, für die Bronchien zweimal täglich einen Sprühstoß feinstes Kortison. Ziel ist es, dass wir das nach einer Weile reduzieren und ich den Mist im besten Fall gar nicht mehr benötige. In drei Wochen liegen die Blutergebnisse vor, incl. dem Test auf Covid-19. Sollte es mir bis dahin mit den Mitteln nicht besser gehen, kann man die Dosis des Kortisons erhöhen und zusätzlich mit einem elektrischen Inhalator versuchen die Entzündungen zu bekämpfen. Für mich klingt das alles irgendwie deprimierend und ich frage mich, wieso mein Immunsystem mit so Sachen nicht mehr alleine fertig wird. Mein Immunsystem muss bei Gelegenheit auf jeden Fall sorgfältig überprüft werden, denn so kann und darf es einfach nicht weitergehen.
Als ich später die beiden Präparate abhole und die Beipackzettel lese, gerate ich fast in Verzückung. Vielleicht interpretiere ich das Gefühl aber auch falsch, so etwas kann man bei mir nie ausschließen. Das Nasenspray mit dem klangvollen Namen Mometahexal bietet einen durchaus großzügigen Beipackzettel. Unter den Nebenwirkungen am meisten beeindruckt bin ich von der Nebenwirkung, die den Augendruck ansteigen lässt. Da sich mein Augendruck grundsätzlich im kritischen Bereich befindet, finde ich es fast beruhigend, dass zu der Häufigkeit, wie oft diese Nebenwirkung auftritt, gar keine Angaben gemacht werden können. Dann kann es ja nicht so schlimm und häufig sein. Das andere Präparat hört auf den Namen Miflonide Breezhaler. Wieso ich zuerst an eine Milf dachte, weiß ich nicht. Vermutlich ist irgendeine Fehlschaltung in meinem Hirn daran schuld. Der Beipackzettel des Präparats ist ein wenig ausführlicher und zu meiner Freude hat man Laktose in dem Produkt untergebracht. Ich vertrage keine Laktose, aber das wird sicher kein Problem sein. Häufig führt dieses entzückende Produkt zu einer Pilzinfektion im Mund, weshalb man den Mund nach der Inhalation gründlich ausspülen muss. Sollte ich nach der Einnahme verschwommen sehen, eine gelegentliche Nebenwirkung, muss das nicht von dem Mittel kommen, denn auch das andere Produkt kann verantwortlich sein. Das werden drei aufregende Wochen und ich kann nur hoffen, dass ich von den lustigen Nebenwirkungen verschont bleibe.
Da vergrößerte Lungenbläschen irreparabel sind, kann ich mir meine Zukunft schon ausmalen. Ein Leben mit irgendwelchen Mitteln, die lauter Nebenwirkungen haben, aber vielleicht den weiteren Verfall der Lungenbläschen verlangsamen, bevor ich irgendwann luftlos zerbrösle. Seit einem Jahr nun finde ich meinen Gesundheitszustand durchaus unprickelnd und wenn eine Erkältung nun schon solche Folgeschäden hinterlässt, dann sollte ich besser keine Erkältungen mehr bekommen. Und ich Narr hatte geglaubt, dass es mir, wenn ich erst die alten, entzündeten Zähne loswerde, immer besser gehen würde. Stattdessen hat alles, was ich mir in den letzten zwölf Monaten eingefangen habe meinen Gesamtzustand nur verschlechtert. Die nächsten, die sich um meinen Zustand kümmern dürfen sind der Heilpraktiker und die Heilpraktikerin. Vielleicht können die meinen Verfall um ein paar Tage hinauszögern.
Weil ich mich vom Fitnessstudio abgemeldet habe, werde ich die gewonnene Zeit demnächst in einer Salzgrotte verbringen, weil es mir sicher gut tut und ich hoffe, dass ich somit meine Atemwege wieder in einen einigermaßen ordnungsgemäßen Zustand bringen kann.