Der Zahnarzt-Marathon geht weiter

Kaum bin ich aufgestanden, spüre ich eine unnötige Anspannung wegen des heutigen Zahnarzttermins. Mein Frühstücksmüsli kaue ich zum Testen kurz auf der rechten Seite und merke schnell, dass das Antibiotikum wohl nichts weiter als Nebenwirkungen gebracht hat. Obwohl mir das irgendwie klar war, bin ich enttäuscht und der Tag ist versaut. Dabei ist es erst 08.22 Uhr. Warum bin ich nur von etwas, was eh logisch war, enttäuscht? Vermutlich hätte ich in meiner scheinbar grenzenlosen Naivität und ganz tief in meinem Inneren tatsächlich gehofft, dass ich mich irre und alles gut wird mit dem Implantat. Für so viel Dummheit sollte ich eigentlich geohrfeigt werden.

Petras OP ist schnell vorbei. Die Thrombose wurde verhindert, aber eine Arterie im Arm war nicht zu retten. Die Folgen einer vollkommen überflüssigen Untersuchung, die vermutlich viel Geld brachte und nur Schaden angerichtet hat. Wie soll man so Ärzten und den durchaus fragwürdigen Leitlinien, nach denen sie angeblich handeln müssen, trauen? Götter in Weiß, haften eh nicht für ihren Scheiß. Beim Mittagessen kaue ich nochmal auf der rechten Seite und bin etwas unsicher, denn ich spüre Schmerzen, aber die scheinen weniger ausgeprägt als erwartet. Dennoch bin ich mir sicher, dass mein Implantat auch weiterhin nicht für feste Nahrung zu gebrauchen ist. Vermutlich werde ich mich in absehbarer Zeit von dem Implantat verabschieden müssen. Mut zur Lücke ist mein Motto für die Zukunft. Man kann auch mit weniger Zähnen ein gutes Leben führen und Nahrung zu sich nehmen. Vielleicht sollte ich es so sehen und meine lächerliche Idee von einem möglichst vollständigen Gebiss einfach vergessen. So viele Jahre lebe ich ja auch nicht mehr, da wird das schon gehen. Manchmal kotzt mein Optimismus selbst mich an.

Dem Zahnarzt sage ich nicht, dass ich mit den Kauversuchen nicht zufrieden war, sondern, dass ich es einfach nicht getestet habe. Möglicherweise mache ich das, weil ich mir selbst nicht sicher bin, wie ich die Kauversuche des Tages einschätzen kann. Oder ich sage nichts, weil ich komplett gestört bin. Der Zahnarzt schaut sich das Zahnfleisch um den Zahn an und sagt, dass es nicht entzündet aussieht. Er wackelt kräftig an dem Zahn, was ich spüre. Nicht sehr schmerzhaft, aber es ist sicher auch nicht richtig, dass ich das merke. Es folgt der Aufbeißtest bei dem ich nicht wirklich merke, dass ich auf dem Implantat 47 zubeiße. Der Test wird wiederholt und wieder merke ich nicht wirklich etwas. Der Zahnarzt ist zuversichtlich, ich bin verwirrt. Eine Woche soll ich das Implantat auch weiter nicht belasten, dann testen wir erneut. Das Antibiotikum soll ich zu Ende nehmen und nächsten Montag sehen wir weiter. Weiterhin verwirrt verlasse ich die Praxis. Ob freudiger Optimismus angebracht ist, kann ich nicht entscheiden. Aber ein Hauch von Erleichterung durchströmt meinen Körper. Sollte etwa doch noch Hoffnung bestehen? Unverzüglich verbiete ich mir euphorisch zu werden, da ich merke, dass ich dazu bereit bin, tatsächlich euphorisch zu werden. So etwas muss unterbunden werden, damit man am Ende, wenn doch alles schief geht, nicht zu enttäuscht ist.

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