Der Corona-Irrsinn geht weiter

Obwohl die Kanzlerin es vermutlich nicht gut findet, gehen Petra und ich vor dem Samstagseinkauf in Waltrop asiatisch essen, denn wenn keiner mehr essen geht, wird es nicht mehr lange dauern und alle Restaurants sind geschlossen. Das kann niemand wollen. Wir wollen auf diesen Luxus jedenfalls nicht verzichten und wer weiß, wie lange es uns noch gestattet und möglich sein wird. Während wir, wir sind die einzigen Gäste, speisen, beobachte ich die Menschen in der Fußgängerzone. Bis auf ganz wenige Ausnahmen tragen alle Mundschutz, was mich etwas irritiert. Es ist durchaus befremdlich, fast so als würde man einen Science-Fiction- oder Katastrophenfilm schauen. Nur sind wir mittendrin. Ich fürchte wir werden uns daran gewöhnen müssen und noch eine ganze Weile so leben.

Als wir später bei Kaufland einkaufen ist es so voll, dass ich erst glaube, es hätte Geld gegeben, doch dann realisiere ich, dass dem nicht so ist. Vielleicht war es nicht gut, dass die Kanzlerin von Unheil spricht. Vielleicht sind Botschaften in denen sie dazu rät, wenn es möglich ist, zu Hause zu bleiben, ebenfalls nicht unbedingt gut fürs verunsicherte Volk. Vielleicht sind tägliche Berichte, wie schlimm alles ist und ständig steigende Fallzahlen einfach irgendwann zu viel fürs Volk. Möglicherweise erklären all diese Dinge das Bedürfnis nach Toilettenpapier und entsetzte Ehemänner, wenn die Frau nur zehn Rollen Klopapier auf einmal kaufen will, obwohl zu Hause nur noch sieben Rollen vorrätig sind. Das günstige Klopapier ist längst wieder ausverkauft. Das Volk bereitet sich auf die Apokalypse und Ausgangssperren vor. Vielleicht sind die ganzen Einkäufe auch nur dazu da, um sich selbst vorzugaukeln, dass man noch die Kontrolle hat. Sei es auch nur die Kontrolle über die Klopapierreserven. Wenn ein Mann dann noch eine so knallharte Frau hat, die partout nicht mehr als zehn Rollen, nicht zehn Pakete, Klopapier kaufen will, dann ist die Verzweiflung nicht weit. Nicht nur, dass das Virus über ihn bestimmt, nein, seine Frau tut es auch. Logisch, dass dieser Mann wenig später, wenn er sich seiner hoffnungslosen Lage bewusst wird, völlig aufgelöst und scheinbar um mehrere Zentimeter geschrumpft in designierter Haltung durch den Laden schleicht. Er wurde quasi von Virus und Frau seiner Männlichkeit beraubt. Wenn das Virus jetzt schlau ist und Besitz von ihm ergreift, …, nein, daran darf man einfach nicht denken. In Zeiten wie diesen ist alles, was wir noch haben unser tief ins uns verankerter Optimismus und der Glaube daran, dass dieser Irrsinn eines Tages einfach aufhören muss. Trotz dieser herzzerreißenden und ergreifenden Szene einer Partnerschaft, weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich will mir kein Klopapier kaufen und auch sonst nichts, was ich nicht ohnehin kaufen wollte. Außer vielleicht ein paar vegane Lebkuchenherzen. Denen hätte ich aber auch ohne Corona kaum widerstehen können. Dann aber lasse ich mich doch noch zu einem Kauf hinreißen, den es ohne Corona vermutlich nicht gegeben hätte. Ich kaufe mir eine Kerze. Nicht um diese ins Fenster zu stellen und dabei irgendwen zu beklatschen, sondern um es mir romantisch zu machen, wenn ich am Abend alleine im Wohnzimmer sitze, während draußen die Welt mehr und mehr zerfällt. Wenn schon alles zu Ende geht, dann bitte mit einer Kerze auf dem Tisch, die selbst dem Corona-Irrsinn einen Hauch von Romantik verleiht.

4 Kommentare

  1. Ich wohne plötzlich in so einem Risikogebiet, weil irgendwelche Idioten den Hals nicht zu voll vom Feiern kriegen konnten, sich zu viel geherzt haben und was weiß ich nicht noch alles gemacht haben. Es hatte mal kurz was von Tönnies in klein, mit Betriebsschließungen etc.. Die Regale werden hier schon wieder leerer, die Jagd aufs Toilettenpapier, und was man sonst alles noch so dringend horten muss, wurde offensichtlich eröffnet. Wie traurig, wenn man sich selbst fast alles monatelang verkniffen hat. Das Leben könnte so einfach sein. Ich hoffe, die Kerze hat Sie in Stimmung gebracht und etwas gewärmt.

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