Das Jahr 2007 endete für mich durchaus überraschend. Die Umschulung lief, ich hatte Kontakt zu Frauen und theoretisch konnte ich mich aufs Jahr 2008 freuen. Aber Freude war noch nie meine Stärke. Einen Eindruck, wie das Jahr 2007 endete, bieten nachfolgend, wie üblich, drei Texte. Viel Spaß damit.
Frau ohne Namen
Die Idee, ihren Abend in der Live Station zu verbringen, haben heute unheimlich viele Leute und ich frage mich, ob die auch alle so einen guten Tag hatten und ebenfalls testen wollen, ob es so weiter geht, oder ob diese Menschen heute unterwegs sind, weil es auf Weihnachten zugeht und sie ihre letzte Chance nutzen wollen, noch jemanden kennen zu lernen, bevor es zu spät ist und sie alleine unter dem Weihnachtsbaum sitzen und die eine oder andere Träne verdrücken. Es dauert fast dreißig Minuten bis ich endlich meine Jacke abgegeben habe. Trotzdem bin ich weiter gut gelaunt. Es ist so verflucht voll, dass man sich kaum bewegen kann. Einige Männer machen einen aggressiven Eindruck. Die scheinen mächtig unter Druck zu stehen. Ich stehe auch, und zwar mitten in einer überfüllten Disko. Und wie immer, wenn es so voll ist, kann ich wunderbar ganz zufällig den einen oder anderen Frauenhintern berühren. So muss es im Himmel sein. Da ich unbedingt einen Dämpfer brauche, beschließe ich etwas zu tun, was ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr getan habe und spreche eine Frau an. Weil ich in dem Gedränge nicht weit komme, muss die Frau, die links neben mir steht dran glauben. Mehr als drei Sätze werden es zwar nicht, aber immerhin lacht sie und versucht nicht zu entkommen. Ich bin weiterhin zufrieden. Zeit die nächste Frau anzusprechen. Ich entscheide mich für die Freundin von der, mit der ich die drei Sätze gewechselt habe. Sie scheint irgendwas auf dem Stuhl unter dem Tisch zu suchen. Ich frage sie, ob sie dort nach ihrer Freundin sucht. Sie findet die Frage scheinbar witzig. Für ein Gespräch reicht es aber nicht. Kurze Pause. Zweiter Versuch. “Du siehst nicht gerade so aus, als ob die viel Spaß hast.” – “Du siehst auch nicht so aus, als ob Du viel Spaß hast.” Guter Konter. Auch der zweite Versuch bringt mich allerdings nicht weiter. Dummerweise geht sie nicht weg und so starte ich den nächsten Versuch. Einen echten Klassiker. “Bist Du öfter hier?” Jetzt habe ich sie. Die Klassiker sind doch die besten. Fast zwei Stunden dauert unser Gespräch. Ihren Namen vergesse ich rasch wieder, den Namen ihrer Freundin, Leonetta, komischerweise nicht. Als es Zeit ist zu gehen, schaue ich sie mir zum ersten Mal etwas genauer an. Nicht wirklich schlank, aber durchaus attraktiv. Dennoch gibt es keinen Grund, dass wir uns wiedersehen. Sie verabschiedet sich und sagt, dass sie mal ins FZW gehen möchte und sich freuen würde, wenn wir uns dort treffen. Ach man, jetzt wird es doch noch kompliziert. Warum ist sie nicht einfach gegangen? Nun wäre es albern, es dabei zu belassen, sich mal zufällig über den Weg zu laufen. Also schlage ich vor, dass wir uns verabreden. Eigentlich doof, weil ich mich doch nicht mehr mit intelligenten Frauen verabreden wollte, weil dass nämlich zu nichts führt und das Leben nur komplizierter macht. Hinterher stellt man noch fest, dass man sich mag und dann steht man da. Das ist nicht gut. Ich hätte an die möglichen Folgen denken sollen, bevor ich sie angesprochen habe, dann würde das hier nicht passieren. So schreibe ich ihr meine Telefonnummer auf einen Bierdeckel und sie verabschiedet sich mit den Worten “Wir werden da aber nicht rumknutschen.” von mir. Einen so schönen Schlusssatz habe ich noch nie gehört. Irgendwie witzig, die Kleine. Trotzdem wäre es besser, wenn sie sich nicht bei mir meldet.
Vierter Unterrichtstag
Als ich am Donnerstag den Unterricht betrete, sitzt die neue Mitschülerin in der letzten Reihe. Sehr verdächtig. In den Pausen unterhält sie sich mit der Schweigsamen. Beide sprechen russisch. Beide werden unverzüglich notiert. Langsam wird es knapp für die Damen. Lutz und ich lästern währenddessen erneut über die Gruppe der Quasseltanten. Wir sollten uns allerdings etwas zurückhalten, denn sonst haben wir recht bald verschissen. Wieso bin ich nur so ein Arschloch? Da ich kein Arschloch sein will, unterhalte ich mich während der letzten Pause mit zwei weiteren Teilnehmern. Einer von ihnen ist ein netter Kerl und auch gar nicht doof. Optisch ist er allerdings weniger gelungen. Ich kann gar nicht glauben, dass ich älter bin als er. Im Vergleich zu ihm sehe ich echt gut aus. Das gefällt mir. Wir nennen ihn ab sofort Alter Mann. Später stelle ich fest, dass nur der Tänzer älter ist als ich. Das bedeutet, dass ich ab sofort mehr Verantwortung übernehmen und mich besser um meine Klassenkameraden kümmern muss. Schließlich hat man als Zweitältester eine Vorbildfunktion. Ab morgen werde ich ein fleißiger und vorbildlicher Schüler sein. Ich werde keine Witze mehr machen und alle mit Respekt behandeln. Dann werden mich alle lieben und ich komme in den Himmel.
Silvester mit Gisa
Den Jahreswechsel verbringen Gisa und ich spontan zusammen. Wir wandern durch Dortmund, trinken hier und da etwas und um Mitternacht verzichten wir darauf uns ein Frohes Neues Jahr zu wünschen. Und aufs umarmen verzichten wir auch, was ich schade finde, weil ich sie echt gerne umarmt hätte. Wir sind echt komisch, besonders ich. Trotzdem ist es ein durchaus gelungener und entspannter Jahreswechsel und vor allem, war es überraschend für mich, weil ich damit nicht gerechnet hätte, dass wir zwei einmal zusammen den Silvesterabend verbringen würden.
So endete ein Jahr voller durchaus spannender und unterhaltsmer Momente. Doch damals konnte ich immer nur die negativen Dinge spüren und nicht wirklich genießen, wenn etwas gut für mich lief. Was das angeht, bin ich heute leider immer noch nicht wirklich anders. Wie der ganze Dezember abgelaufen ist, kann hier nachgelesen werden.