Das Lied am Sonntag – The Vagina Song

Obwohl angekündigt, ist dieser Sommertag überraschend, denn in den letzten Tagen schienen wir dem Herbst näher als irgendeiner Art von Sommer. Und obwohl ich so lange auf einen Sommertag gewartet habe, weiß ich nichts mit ihm anzufangen und mache das, was ich sonntags oft zu tun pflege. Wäsche waschen, Wäsche aufhängen, vor der Glotze abhängen und auf den Tod warten. Oder auf Erlösung. Auf eine Eingebung, oder eine Idee. Nichts davon tritt ein, weshalb ich zusammen mit Petra und Manni den üblichen Sonntagsspaziergang mache. Ohne diese Tradition wäre ich vermutlich gar nicht rausgegangen. Obwohl der Wind nervt, bin ich froh, dass er da ist, denn heute ist es mir zu warm. Eine echte Wohlfühltemperatur kann der Tag nicht beten. Am Ententeich sitzen wir eine Weile herum. Es sind ziemlich viele Leute unterwegs, weshalb ich mich etwas schäme, da ich ein Unterzieh-T-Shirt, welches total ausgeleiert ist, trage. Ich hatte überlegt mich anständig anzuziehen, fand den Aufwand dann aber zu groß und nun sitze ich hier wie ein Mann, der sich nicht anständig anziehen kann. Meine Haare sind passend dazu vom Winde verweht und ich sehe aus wie ein Mann ohne Zukunft in der Midlife-Crisis. Ich überlege, was ich tun kann, wenn es öfter so warm wird, aber ich weiß es nicht. Der zu lange Winter und der Corona-Irrsinn haben meine Lebensunfähigkeit noch weiter verstärkt. Ich bin nicht verbittert, nur irritiert, weil ich überhaupt nichts mit mir und meiner Zeit anfangen kann.

Weil so ein Ausflug nie lange dauert und Manni noch eine Runde mit seinem Cabrio drehen will, bin ich um 15.55 Uhr zurück. Die Temperatur ist viel zu hoch und ich freue mich sehr, dass es in meiner Wohnung angenehm kühl ist. Ich finde mich wegen meiner Gedanken ein wenig lächerlich und frage mich, wie das mit mir und meiner Passivität nur weitergehen soll, wenn es mir immer schwerer fällt die Wohnung zu verlassen oder mal etwas anderes zu tun als das, was ich immer tue. Wie ein nutzloses und vertrocknetes Stück Mensch sitze ich wenig später auf meinem Sofa und esse veganen Schokokuchen, den ich mir gestern gebacken habe. Erstaunlich, dass ich mich dazu aufraffen konnte.

Manni möchte, dass ich ihn in seinem Cabrio nach Haltern begleite. Ich muss gestehen, dass ich mit Cabrios rein gar nichts anfangen kann. Ich saß mal drin, es gefiel mir nicht, ich will das nicht mehr. Daher sage ich ab. Außerdem ist es mir auch zu warm, um etwas zu unternehmen. Ich fürchte, ich hätte nicht einmal Lust auf Sex, wenn mir eine Frau dies vorschlagen würde. Was für eine lahme Gurke ich doch geworden bin. Und wie unförmig mein Bauch ist und wie unbeweglich ich bin. Und ohne Kondition, dafür aber mit immer mehr weißen Haaren, die besonders gerne aus Ohren und Nase sprießen. Irgendwie entwickelt sich das alles in eine ganz falsche Richtung, dabei sollte doch alles besser werden, wenn das Wetter besser wird. Da habe ich mich wohl geirrt, ich naiver Spinner. Und während Manni gemütlich mit seinem Cabrio durch die Gegend fährt, sehe ich einer trostlosen Zukunft entgegen. Ich bin sogar zu faul und demotiviert, um den Benz ein wenig an die frische Luft zu lassen. Dabei ist das durchaus Benz-Wetter. Vielleicht brauche ich einfach mal einen Tritt in den Arsch. Vielleiht wird es auch weder etwas besser, wenn der Job nicht mehr so nervt. Vielleicht sollte ich aber auch einfach damit aufhören mich selbst zu nerven. Bringt doch nichts. Ist schließlich ein wunderbar sonniger Tag. Nur halt viel zu warm.

Weil negative Gedanken auch keine Lösung sind, brauche ich Musik, die die Laune etwas verbessert.
Was kann da besser sein als ein Lied, welches sich fast wie ein Westernsong anhört und einen wirklich schönen Titel hat?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert