Die zweite geteilte Arbeitswoche

Der Dienstag verläuft recht ruhig. Wie üblich muss ich für eine Weile mein Büro verlassen, aber noch ist das kein Problem, weil der Unterrichtsraum, in dem ich die Zeit verbringe, ungenutzt ist. Der erste gemeinsame Arbeitstag mit Oma Sheriff ist entspannt. Sie bringt mir auf Nachfrage einen Arbeitsvertrag, erzählt, dass sie die Maßnahme auch blöd findet und ist voll umgänglich. Erstaunlich. Fast wie damals als ich den Arbeitsvertag unterschrieben habe und die Wartezeit vorher mit ihr geplaudert habe. Später als ich mit Oma Sheriff, Anke und Minnie in der Verwaltung stehe ist es fast wie auf einem Klassenausflug. Drei Frauen, die durchaus nicht unattraktiv sind, plaudern entspannt und Oma Sheriff scheint darauf bedacht, mich zu unterhalten. Ich bin entzückt und Minnie sieht entzückend aus. Trotzdem lasse ich mich von solchen Momenten nicht einlullen, denn spätestens ab Juli wird der Spaß vorbei sein.

Alle Mitarbeiter mit denen ich bisher gesprochen, warnen vor dem Trio und haben gewisse Probleme mit den Damen. Zwei Teilnehmer beschweren sich ebenfalls bei mir über die Unfreundlichkeit der Verwaltungsdamen. Auch das kenne ich seit Jahren, dass sich Teilnehmer wegen der Unfreundlichkeit beschweren. Ein Teilnehmer, der sich zunächst bei mir über die Frau aus der Verwaltung beschwert hat, dankt mir ständig, weil ich ihm zuhöre, ihm helfe und nett bin. Als er später, ohne meine Hilfe, einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommt, fängt er fast an vor Freude zu weinen. Das ist rührend und verstörend zugleich, weil mich Gefühle jeglicher Art zumeist auf dem falschen Fuß erwischen. Zum Glück will der Mann mich nicht umarmen. Später bedankt er sich nochmal bei mir und entschuldigt sich, dass er so viel fragt. Dabei mache ich nur meinen Job und war auch nicht besonders nett, sondern ganz neutral, normal, wie man halt als Jobcoach ist.

Zum Ende des Arbeitstages mache ich einen Witz, der Anke und Oma Sheriff zum Lachen bringt. Ich mag es, wenn ich Frauen zum Lachen bringen kann.

Am Dienstag erzählt mir die Reinigungskraft von ihren Erlebnissen mit Minnie, die wohl Schwierigkeiten hat sich angemessen auszudrücken und dabei durchaus respektlos sein kann. Das hörte ich früher schon von vielen, kann es aber bisher nicht bestätigen. Wie von mir nicht anders zu erwarten, bleibe ich den größten Teil des Tages in meinem Büro. Einmal muss ich wegen eines Teilnehmers in die zweite Etage. Dort arbeitet Ally, die nächste Woche hier aufhört, weil es ihr nicht gefällt, wie man mit den Mitarbeitern umgeht. Sofort zeigt sie mir die anderen Büros, erklärt einiges und sagt auch, wer die Kollegen sind. Das finde ich ganz entzückend von ihr, obwohl ich gar nicht danach gefragt hatte und nur einen Teilnehmer abholen wollte. Es ist durchaus bedauerlich, dass sie das Unternehmen verlässt, denn ich denke, dass man mit ihr gut zusammenarbeiten hätte können.

Mein größtes Problem ist, dass ich meine Teilnehmer oft nicht auseinander halten kann und mit Maske weiß ich oft nicht, wer da eigentlich vor mir sitzt. Ich weiß nicht, ob das am Alter liegt oder ob es anderen auch so geht. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich grundsätzlich länger brauche bis ich mir Gesichter merken kann. Es kann aber auch ein bisschen daran liegen, dass ich eigentlich nicht hier sein will und noch immer hoffe, dass es irgendwann doch noch eine Maßnahme am anderen Standort geben wird. Später schaue ich nach Stellen für mich, weil ich noch immer nicht glaube, dass die Maßnahme und ich eine gemeinsame Zukunft haben.

Am Donnerstag bin ich ordnungsgemäß an meinem Lieblingsstandort. Alleine zu sein und meine Arbeit zu erledigen liegt mir einfach mehr. Kurz vor Feierabend erfahre ich, dass noch keine neue Maßnahme ausgeschrieben wurde, man aber an einer Ausschreibung arbeitet. Wenn ich es richtig deute, dann will man das Konzept ändern. Wenn man ein perfektes Konzept hat und ändert, dann kommt meist Schrott dabei heraus. Wenn also tatsächlich in nächster Zeit eine neue Maßnahme ausgeschrieben wird, dauert es bis mindestens Oktober bis die Maßnahme hier startet, sofern sie nicht an ein andres Unternehmen vergeben wird. So lange bin ich in der anderen Maßnahme gefangen, wenn ich keine andere Stelle finde, die meinen Eigenarten entspricht. Ich weiß nicht, ob das gesund für mich ist.

Am Freitag muss ich mich eine Weile um beide Maßnahmen gleichzeitig kümmern. Ich weiß nicht, ob ich irgendwie behindert bin, aber es überfordert mich total mich immer in die richtige Maßnahme einzudenken. Also mache ich Fehler, aber zum Glück nur in der Maßnahme, die ich eh blöd finde. Ob es Zufall ist oder aus Boshaftigkeit aus meinem Inneren so gesteuert wird, weiß ich nicht.

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