Traben-Trarbach – Tag 3

Die Nacht ist nicht wirklich nach meinem Geschmack, denn ständig schwirrt ein Insekt an meinem Ohr rum und weckt mich so. Ich schlafe daher immer nur in kurzen Etappen, was mich wenig begeistert. Dieses Insekt ging mir gestern Nacht schon auf die Nerven, aber diese Nacht übertrifft es sich selbst. Was zum Teufel ist an meinem Ohr so anziehend, dass es ständig daran rum schwirren muss? Will es mir die Fäden ziehen oder damit spielen? Ich weiß es nicht, bin aber genervt von so viel Dreistigkeit.

Meinen Plan, heute an der Mosel zu sitzen und irgendwo essen zu gehen, kann ich kurz nach dem Aufstehen vergessen, denn bei 10 Grad möchte ich nicht unbedingt draußen sitzen. Also kaufe ich bei Lidl Brötchen und eine Marzipan-Schnecke, weil ich Urlaub habe und Marzipan-Schnecken liebe. Anschließend frühstücke ich und stelle im Anschluss fest, dass ich auch meinen Rasierer vergessen habe. Aus ungeklärten Gründen habe ich aber einen Einwegrasierer dabei. Damit muss es dann heute gehen, nicht schön, aber rasieren muss sein. Anschließend breche ich auf zu einer Moselsteig-Geocaching-Wanderung. Der erste Cache befindet sich auf einer Infotafel, in meinem Wahn vergesse ist, dass nasse Schuhe rutschig sind, klettere los, rutsche ab, schürfe mir die Hand auf und bin verwirrt. Kurzzeitig denke ich über angemessenes Schuhwerk nach, muss dann aber die Blutung an der Hand stillen und überlegen, wie ich an den Cache komme. Beim zweiten Versuch mit mehr Konzentration klappt es und auch das zurücklegen klappt. Die Hand blutet weiter, was mich nervt. Vielleicht sollte ich künftig Pflaster mitnehmen, scheinbar bin ich jetzt in einem Alter, wo Verletzungen vorkommen. Wenig später mache ich etwas Desinfektionsmittel auf ein Taschentuch und drücke es auf die Wunde. Wundervoller Schmerz, der mich kurz durchschüttelt, mir aber das gute Gefühl gibt, klug gehandelt zu haben. Wenig später unterhalte ich mich mit einem Wanderer. Normalerweise spreche ich fremde Leute nicht an, aber heute bin ich bester Laune, da kann ich auch mal freundlich sein.

Die Runde ist zwar noch lang, aber es ist Mittagszeit, weshalb ich den Rückweg antrete. Zwischenzeitlich ist es so warm, dass ich vermutlich auch irgendwo draußen essen könnte. Da ich aber Hunger habe und fürchte, dass ich ewig durch die Gegend irre auf der Suche nach einem angemessenen Restaurant, mache ich mir in der Wohnung etwas zu essen. Nach dem Essen kann ich sicher irgendwo draußen sitzen, denn es scheint zu warm, um eine weitere Moselsteig-Geocaching-Wanderung zu machen. Das ist hier schließlich Urlaub und soll mich entspannen. Was mich auch in diesem Urlaub etwas nervt ist der WLAN Empfang in der Wohnung, der mitunter komplett ausfällt. Ich weiß zwar nicht, woran es liegt, finde es aber schrecklich, dass so etwas auch im Jahr 2021 immer wieder passiert.

Am Nachmittag irre ich durch die Gegend, lese auf einer Bank ein Buch zu Ende und sitze dann lange in der Nähe des Friedhofs und schaue auf die Stadt hinab. Später kaufe ich mir eine Currywurst und verspeise sie an einem Stehtisch. Wie lange habe ich das eigentlich nicht mehr gemacht? Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern. Weil die Sonne mich heute liebt, kaufe ich mir anschließend noch drei Kugeln Eis im Becher und nehme dieser auf einer Bank an der Mosel zu mir. Das Eis schmeckt prima. So geht Urlaub. Ein Mann will seinem offensichtlich behinderten jungen in sein Auto setzen, plötzlich fängt dieser an zu kreischen, fuchtelt wild mit den Armen herum und springt rückwärts auf die Straße. Eine Frau auf einem Fahrrad muss stark bremsen und kreischt dabei fast wie der Junge. Ich schaue ihr dabei ins Gesicht und obwohl ich nicht warum, wirkt die Frau in genau diesem Moment behinderter auf mich als der Junge. Der Mann setzt den Jungen, der die Frau nicht einmal bemerkt hat, ins Auto und die Frau fährt weiter. Es ist nichts passiert, aber viel hätte passieren können.

Da es langsam frisch wird schlendere ich gemächlichen Schrittes an der Mosel entlang Richtung Ferienwohnung. Neben der Bank auf die ich mich noch ein paar Minuten setzen möchte, sitzt eine Katze, die ich am Sonntag hier schon gesehen habe, und schaut mich an. Als ich sie anspreche springt sie auf die Bank und begrüßt mich. Ich frage mich, ob ich mich zu ihr sitzen darf und kaum sitze ich, da sitzt sie schon auf meinem Schoß. Katzen sind einfach faszinierende Wesen und ich mag sie immer dann noch ein wenig mehr, wenn sie nett zu mir sind und mich beachten. Nach einer Weile springt sie runter und geht ihres Weges. Ich mache mich wenig später auch auf den Weg. Das war bisher ein ganz wunderbarer Urlaustag. Davon bitte mehr.

Als ich gegen 18.30 Uhr in der Wohnung meine Marzipan-Schnecke, die wirklich köstlich schmeckt, zu mir nehme, scheint es so als hätte ich plötzlich Nachbarn bekommen. Eine Frau quatscht fast die ganze Zeit und ich fühle mich beinahe als wäre ich zu Hause. Diese dünnen Wände sollten verboten werden. In welcher Sprache die Frau da plappert, weiß ich nicht, vermute aber es könnte asiatisch sein. Diese Nähe zu anderen Bewohnern ist grundsätzlich nichts für mich. Selbst als ich später im Schlafzimmer bin, dringt die Stimme der Frau zu mir durch. Das kann sich eigentlich nur um einen schlechten Scherz handeln, ist aber harte Realität. Später vermute ich, dass es die Frau des Vermieters sein muss, da sie nicht zurück in die obere Etage kommt.

Laut Google bin ich heute sage und schreibe 21 km gewandert. Krass.

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